Dortmund gewinnt:Jetzt muss Leipzig der Borussia helfen

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BVB-Stürmer Donyell Malen zeigt nicht nur bei seinem Tor zum 1:0, dass er gerade gut drauf ist. (Foto: Neundorf/Kirchner/Imago)

Die Dortmunder zeigen sich beim 5:2 gegen Gladbach wild entschlossen, im Titelkampf mit Bayern keine Fehler zu machen - als Stimmungsaufheller dient der Sieg aber nur bedingt.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Nach gut 30 Minuten schnappten manche Anhänger von Borussia Dortmund noch im Überschwang nach Luft. Spielstand: 4:0! Gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach! Ein Spiel auf ein Tor! Und aus den Tiefen des BVB-Archivs kramte so mancher geschichtsbewusste Dortmunder gedanklich die größte aller offenen Rechnungen in der Vereinshistorie hervor: die 0:12-Niederlage gegen die Niederrheiner, am letzten Spieltag 1978. War jetzt, 45 Jahre später, endlich eine Revanche in Sichtweite?

Aber die Dortmunder stellten das Tore schießen dann ein, am Ende blieb dem BVB nur die unromantische Pflichterfüllung im Meisterschaftskampf: ein 5:2-Sieg für drei weitere Punkte, die angesichts des Bayern-Sieges auch dringend nötig waren.

1978 wurde nach dem Spiel Dortmunds damaliger Trainer Otto Rehhagel entlassen, der Torwart Peter Endrulat wurde zur befreundeten Tennis Borussia nach Berlin strafversetzt. Ein gewisser Jupp Heynckes hatte fünfmal getroffen, aber auch das reichte im Fernduell um die Meisterschaft nicht mehr, weil der 1. FC Köln zur gleichen Zeit beim FC St. Pauli in Hamburg 5:0 gewann und das bessere Torverhältnis knapp halten konnte. Soweit die Bilanz von damals. Im Meisterduell 2023 bleibt der BVB einen Punkt hinter den Bayern.

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Gegen die Gladbacher demonstrierte Dortmund erneut, dass die Mannschaft im Saisonfinale wild entschlossen bleibt, alles zu gewinnen - und auf einen Ausrutscher des Tabellenführers zu warten. Vielleicht am nächsten Spieltag, wenn die Münchner gegen RB Leipzig spielen müssen? Mit dem 5:2 konnte Dortmund das 6:0 der Bayern am Nachmittag gegen Schalke zwar nicht ganz kontern - aber im Torverhältnis sind die Münchner ohnehin längst enteilt. Dortmund braucht also einen Punkt mehr als die Bayern, um Meister zu werden.

Sebastién Haller, der die Zeit in der Hinrunde mit Chemotherapien und Krebs-OPs verbringen musste und sich in den vergangenen Wochen mühsam herangearbeitet hat, gelangen in der furiosen ersten Halbzeit zum ersten Mal zwei Treffer für Dortmund in einem Spiel. Um den Zielspieler Haller herum wirbelte der Rest des Dortmunder Angriffs-Quintetts. Vor allem Donyell Malen sprühte erneut vor guter Laune und glänzte mit wuchtigen Antritten. Er verwandelte per Kopf eine abgefälschte Vorlage zum 1:0 - für Malen war es das achte Tor im achten Spiel, er legte Haller außerdem einen Treffer auf. Derzeit ist der Niederländer Malen der gefährlichste Scorer der Liga. Jude Bellingham traf per Strafstoß, Julian Brandt und Karim Adeyemi gingen zwar leer aus, trugen aber mit ihren Läufen und Dribblings zur Gladbacher Überforderung bei.

Jonas Hofmann, Gladbachs Nationalspieler mit Dortmund-Vergangenheit, konnte sich nach dem Spiel noch immer nicht erklären, was in jenen den ersten 30 Spielminuten schiefgegangen war: "Wir haben uns in der ersten halben Stunde regelrecht abschlachten lassen. Immerhin haben wir es dann in der zweiten Halbzeit hingekriegt, uns anders zu präsentieren."

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Doch auch Dortmunds Spieler hatten, wie Trainer Edin Terzic nach dem Spiel berichtete, schon in der ersten Halbzeit manche Schwächen gezeigt. "Wir wollen uns ja immer verbessern", meinte Terzic, trotz des Spielstands von 4:0. Während Gladbachs Trainer Daniel Farke seine verwirrt wirkende Mannschaft mit einigen Umstellungen stabilisierte, wechselte sein Dortmunder Kollege ab der 60. Minute mehrfach, offenbar um Kräfte zu sparen. Denn Dortmund hatte im Kopf längst umgeschaltet auf das kommende Spiel beim FC Augsburg, der dem BVB in den vergangenen Jahren nicht gut zu liegen schien.

"Ich glaube, wir haben heute eine Botschaft geschickt. Dass wir noch immer da sind, dass wir noch immer jagen und dass wir bereit sind, bis zum Schluss alles zu tun", sagte Edin Terzic hinterher in einer Mischung aus Trotz und Kampfeslust. Nach Gegentreffern von Ramy Bensebaini und Lars Stindl zum zwischenzeitlichen 4:2 hatte sein BVB nochmal kurz gewackelt, aber Giovanni Reynas Abstauber zum 5:2 sicherte dann doch den elften Heimsieg in Serie.

Nach dem Spiel wollte sich der zweimalige Torschütze Haller allerdings nicht zu einer Prognose verlocken lassen, ob er in zwei Wochen womöglich die Meisterschale hochstemmen würde. Diese Schweigsamkeit fasste möglicherweise die Stimmung im BVB-Camp zusammen. Wenn man jedes Mal siegen muss und am Ende immer noch keinen Fortschritt in der Tabelle sieht, ist das nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Der Rückstand von nur einem Punkt auf den Dauermeister Bayern ist aus eigener Kraft nun mal nicht aufzuholen.

Bleibt nur der Trost, dass es am Ende der Saison kein Wettschießen wie 1978 geben wird.

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