BVB gewinnt bei Arsenal:Trainer, bleib' bitte unterm Stadiondach

Borussia Dortmund beim FC Arsenal

Jürgen Klopp (Mitte) auf der Tribüne in London

(Foto: AP)

Nach dem Sieg beim FC Arsenal muss sich Jürgen Klopp Sprüche von seinen Spielern anhören, er solle doch auch die restlichen Champions-League-Spiele auf der Tribüne sitzen. Dortmunds Trainer vergisst auch noch den Geburtstag seines Kollegen - warnt aber die Profis.

Von Thomas Hummel

Es heißt, es wären 5000 Dortmunder Fans im Londoner Emirates Stadion gewesen. Bei offiziell 60.011 Anwesenden auf den Tribünen möchte man meinen, dass diese Minderheit nicht viel zu melden hat in einem brisanten Vorrundenspiel der Champions League. Doch der englische Fußball und seine Fankultur haben sich in den vergangenen 30 Jahren schwer verändert, und so übertrafen die Dortmunder das heimische Publikum in Lautstärke und Sangesfreude um ein Vielfaches.

Jürgen Klopp hat zwar nicht gesungen und seine Beschwerden und Freudenrufe während der Partie drangen nicht über ein paar Haupttribünen-Reihen hinaus. Doch der nach seinem Fehlverhalten in Neapel suspendierte Trainer ballte immerhin die Fäuste, umarmte Nebenmann Hans-Joachim Watzke innig und erinnerte auch sonst häufig an einen BVB-Fan. Man hätte sich nicht gewundert, hätte er nach dem Schlusspfiff mit Geschäftsführer Watzke und Präsident Reinhard Rauball im Arm am Jubel-Hüpfen der Dortmunder Kurve teilgenommen.

Weil Robert Lewandowski nach 82 Minuten einen herrlichen Konter nach Flanke von Kevin Großkreutz zum 2:1 abschloss und die Dortmunder die restliche Zeit zumeist an der gegnerischen Eckfahne herunterspielten, steht der Klub nun mit sechs Zählern punktgleich mit Arsenal und Neapel in der Tabelle der Gruppe F vorne. Geht es nach dem Torverhältnis, liegen die Dortmunder auf Platz eins, zieht man den direkten Vergleich heran, belegen sie Platz zwei hinter Arsenal. Jedenfalls wurde die Auftaktniederlage in Italien bereits wettgemacht.

Das gute Omen nutzen

Nach dem 3:0 gegen Marseille gelang also auch in London ein Sieg - beide Male saß Trainer Klopp unter dem Stadiondach. Einige Profis rieten folgerichtig dazu, dies als gutes Omen zu nutzen und einfach beizubehalten. "Der Trainer bleibt auch die restlichen drei Spiele auf der Tribüne - und wir kommen weiter", erklärte Großkreutz. Der schlagfertige Klopp war nicht um eine Replik verlegen: "Ich habe schon die ersten Sprüche abbekommen, aber das gehört erstens dazu, zweitens hätte ich mir die Gelegenheit auch nicht entgehen lassen. Die Spieler, die mir das gesagt haben, denen habe ich auch schon die passende Antwort gegeben", sagte der Trainer im TV-Sender Sky.

Großkreutz meinte er indes nicht damit, sondern einen anderen Spieler: "Er kommt aus Polen und hat ziemlich viele Konsonanten im Namen." Die Indizien verdichten sich, dass es sich um den Spieler Jakub Blaszczykowski handeln könnte. Für den hatte Klopp sogar eine Warnung parat: "Ich habe von oben ein paar Dinge gesehen, von denen die Spieler nicht wollten, dass ich sie sehe. Für mich eine völlig neue Perspektive, habe ich jetzt zwei Mal gehabt, brauche ich jetzt nicht mehr, aber trotz allem interessant."

Was er im Detail meinte, verriet Klopp nicht. Er dürfte aber gesehen haben, dass seine Mannschaft jeweils die ersten 25 Minuten beider Halbzeiten mit dem Pressing- und Gegenpressing-System die Partie deutlich beherrschte. Daraus entsprang das 1:0 durch Henrikh Mkhitaryan nach 16 Minuten.

Wengers vermiester Geburtstag

Dortmunds prominenter Tribünengast sah aber auch, dass sich die Londoner anschließend mittels besserer Zweikampfführung im Mittelfeld sowie stärkerer Ballbehauptung im Angriff ein Übergewicht erspielten. Der Ausgleich von Olivier Giroud (41.) war nicht unverdient. In der zweiten Halbzeit trug auch Mesut Özil dazu bei, dass Arsenal besser ins Spiel kam. Trainer Arsène Wenger hatte ihn nach rechts versetzt, von wo aus er einige Offensivaktionen einleitete. Von der 70. Minute an wirkten die Gastgeber frischer und gefährlicher, in der BVB-Defensive sorgten vor allem Mats Hummels und Marcel Schmelzer für ein paar Schreckmomente. Bis zur 82. Minute, als plötzlich ein Dortmunder Blitzkonter lief, den Lewandowski gekonnt volley abschloss.

Der Pole freute sich über seinen Treffer mit einem emotionalen Ausbruch wie lange nicht mehr. Er feierte direkt vor den enthusiastischen Fans und verteilte hinterher Komplimente: "Diese Atmosphäre mit den Fans ist der Wahnsinn." Das Gefühl, er sei immer noch unglücklich, dass er diese Saison nach einem Machtwort des Präsidiums noch bei Borussia Dortmund spielen muss, wollte in diesem Moment partout nicht aufkommen.

Arsenal-Trainer Wenger sagte fast kleinlaut: "Wir waren nicht vorsichtig genug, waren nach vorne nicht auf unserem besten Niveau. Dortmund war physisch stärker als wir." Der Gegner vermieste dem Franzosen so den 64. Geburtstag, die Dortmunder vergaßen sogar die artige Gratulation. Wenger hatte vor der Partie das Gespräch mit dem Kollegen Klopp im VIP-Bereich des Stadions gesucht, es soll sich eine angeregte Unterhaltung entwickelt haben. So angeregt, dass eine Sache unterging: "Er hat heute Geburtstag, das habe ich in dem Moment leider vergessen, ich habe ihm noch nicht gratuliert. Ich hoffe ich sehe ihn noch mal, dann kann ich das nachholen", verriet Klopp. Spätestens beim Rückspiel kann er noch einmal nachträglich gratulieren, dann wohl doch unten am Spielfeldrand.

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