BVB gegen Hoffenheim:"Dortmund war harmlos"

Bundesliga - Borussia Dortmund vs TSG 1899 Hoffenheim

Freute sich energisch über den glücklichen Sieg: Dortmunds Sokratis.

(Foto: REUTERS)
  • Dortmund feiert den zweiten Sieg unter Trainer Stöger und gewinnt 2:1 gegen Hoffenheim.
  • Danach gibt Stöger zu: "Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen."

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Wer Dortmunds kriselnden Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang am Samstagabend um 20.22 Uhr einen Kopfball aus drei Metern nicht im gähnend leeren Tor der TSG Hoffenheim unterbringen sah, weil ihm der Ball über den Schopf rutschte, der hätte sich mehr denn je um Borussia Dortmund sorgen können. Einerseits, der hätte aber andererseits auch das Grinsen in Aubameyangs Gesicht entdeckt.

Diese Slapstickszene für jeden Jahresrückblick hatte in der Nachspielzeit nämlich keine Relevanz mehr für den BVB. 80 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit hatte der US-Amerikaner Christian Pulisic die Dortmunder zum zweiten Sieg unter dem neuen Trainer Peter Stöger geschossen. "Der BVB ist wieder da", sangen die Fans, aber das galt eigentlich nur fürs Ergebnis und nicht für die Leistung. Immerhin die Courage stimmt wieder im leidgeprüften Team, denn die Schwarz-Gelben drehten einen 0:1-Pausenrückstand mit zwei Treffern binnen der letzten halben Stunde in einen 2:1-Sieg und überwintern dank dieses Pulisic-Treffers zumindest in der Zone der Europapokal-Plätze. Sonst hätten sie nämlich als Achter Weihnachten gefeiert.

Das Publikum bejubelt jeden gewonnenen Zweikampf

"Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen", fand hernach der neue Trainer Peter Stöger: "Wir hatten Glück." Bloß über "Willen und Einstellung" äußerte sich der Österreicher lobend. "Dortmund war harmlos", scheute sich Hoffenheims Torschütze Mark Uth nicht zu behaupten, "wir hätten vorher das 2:0 machen müssen."

Stöger hatte seine Startelf nach dem 2:0-Sieg in Mainz unverändert gelassen, anders als sein Vorgänger Peter Bosz, der stets gern und viel gewechselt hatte. Zuletzt Ende August hatte es beim BVB mal eine unveränderte Anfangsformation gegeben. Dass alsbald Andrej Jarmolenko allein vor Torwart Oliver Baumann auftauchte und den Ball am Tor vorbeischob (6.), dass der schnelle Pulisic mit einem Flachschuss in Baumann den Meister fand (9.) oder dass Aubameyang per Hacke aufs Tor schoss, aber scheiterte (14.) - das waren die äußeren Merkmale einer strukturell und mental verändert wirkenden Mannschaft. Das Dortmunder Publikum bejubelte jeden gewonnenen Zweikampf, jeden Steilpass und jeden Zug in den Strafraum. Der BVB wirkte in den ersten 20 Minuten so frisch wie in den frühen, noch guten Spielen unter Bosz.

Doch Hoffenheim erzielte in der 21. Minute die Führung. Florian Grillitsch entsandte aus dem Mittelfeld heraus seinen Kollegen Pavel Kaderabek mit einem zauberhaften Steilpass in den Rücken der Dortmunder Abwehr und sah ihn den Ball zu Mark Uth zum 1:0 querlegen. Nun war auch dem Trainer Stöger im ersten Heimspiel widerfahren, was den Vorgänger Bosz so zermürbt hatte: dass Dortmund oft nach schwungvollen Phasen per Gegentreffer einen Magenhieb erlitt.

Nagelsmann ärgert sich über die Niederlage

Sogleich war der schöne Schwung dahin, ein Muster, das sich unter Stöger nicht zu ändern schien. Jarmolenko, der am häufigsten aussichtsreich im Hoffenheimer Strafraum auftauchte, vergab seine Chancen derart kläglich, dass er kurz vor der Pause wütend auf den Rasen einschlug. Es war das aussagekräftigste Bild der ersten Halbzeit.

In der zweiten Hälfte trat Jarmolenko alsbald vor Wut gegen die Werbebande. Das war nach einer knappen Stunde und passte weiter ins Bild. Dortmund versuchte, ohne allzu gute Ideen in den Strafraum zu gelangen und riskierte Hoffenheimer Konter. Das Spiel sah fast wieder so aus wie zu schlechteren Bosz-Zeiten, als plötzlich und unerwartet ein einziger Geistesblitz in Form eines Doppelpasses zwischen Aubameyang und Jarmolenko genügte, um den Ausgleich einzuleiten. In dieser Szene in der 62. Minute nämlich stellte Hoffenheims Stefan Posch dem flinken Japaner Shinji Kagawa im Strafraum ein Bein, und das war ein so astreiner Elfmeter, dass er auf keinem Monitor mehr überprüft werden musste.

Aubameyang schoss den Strafstoß in der 63. Minute zum 1:1-Ausgleich ins Tor, aber selbst daraufhin ließen die Gastgeber wenig Zwingendes folgen, weniger jedenfalls als die ums zweite Tor bemühten Hoffenheimer. Darum war es für sie am Ende auch so enttäuschend, dass Pulisic kurz Schluss noch den Dortmunder Siegtreffer erzielte. Dadurch rutschten die Kraichgauer noch auf Platz sieben ab. "Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht", fand der Trainer Julian Nagelsmann, "das war keine verdiente Niederlage."

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