BVB gegen Darmstadt:Hummels beschwert sich über Mitspieler

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Erzürnt nach dem Ausgleichstreffer: Mats Hummels (2. von links) mit seinen Abwehrkollegen. (Foto: dpa)
  • Der Darmstädter Ausgleich in der 90. Minute trifft den BVB schwer, denn lange sah es nach einem Dortmunder Sieg aus.
  • Trainer Tuchel ringt um die Deutungshoheit. Mit Kapitän Hummels gibt es Redebedarf.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Für Thomas Tuchel geht es in diesen Tagen auch darum, die Deutungshoheit über das Geschehen zu behalten. Elf Siege aus elf Pflichtspielen in drei Wettbewerben hat er mit Borussia Dortmund zum Saisonauftakt erreicht, vom Traumstart sprachen manche. Doch nun gerät das Dortmunder Spiel mit zwei Remis in Serie erstmals ins Stocken. Dass die tolle Serie unter der Woche beim 1:1 in Hoffenheim riss, nahm Tuchel gelassen zur Kenntnis. Man dürfe ja nicht den Fehler machen und das Unentschieden als gefühlte Niederlage deuten, betonte der 41-Jährige.

Diese Einschätzung musste Dortmunds ehrgeiziger Mann an der Linie nach dem 2:2 gegen den tapferen Aufsteiger aus Darmstadt allerdings revidieren. "Wir hätten die drei Punkte gebraucht, um diesen Start und diesen Zyklus zu veredeln", sagte der Schwabe. Dieses Unentschieden fühlte sich nun tatsächlich an wie eine Niederlage.

Auch Tuchels Blick sprach Bände. "Wir müssen das jetzt verarbeiten. Wir sind alle sehr enttäuscht. Auch ich", so der Dortmunder Trainer. Das Remis hatte nicht nur deshalb Spuren hinterlassen, weil es nicht gelang, den selbst ernannten krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte vor mehr als 80.000 Besuchern im heimischen Stadion zu distanzieren, sondern auch, weil der Spielverlauf auf das Gemüt schlug.

Hellers herrliche Direktabnahme

Die Borussia hatte die frühe gegnerische Führung durch Marcel Hellers herrliche Direktabnahme mit großem Aufwand in eine 2:1-Führung verwandelt, als sie der späte Ausgleich durch den unermüdlichen Darmstädter Kapitän Aytac Sulu in der 90. Minute wie ein Keulenhieb traf. Es war ein spürbarer Rückschlag für das so furios in die Saison gestartete Team. Tuchel wird jede Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen, um sich und seine Spieler aufzurichten. Es koste "mental viel Kraft, nicht zu verzweifeln, positiv zu bleiben und immer wieder anzulaufen", betonte der Trainer.

Wenn solch ein Aufwand dann nicht belohnt wird, hinterlässt das Spuren. Erneut trat Tuchel als Mahner auf. Es sei ein Trugschluss, "wenn ein Gegentor in der letzten Minute die Leistung der 89 Minuten zuvor ins Gegenteil verkehrt". Doch wie soll das vermieden werden, wenn der Trainer selbst von einer gefühlten Niederlage spricht?

Neben seinem Engagement als Seelentröster musste sich Tuchel auch noch mit der Aufgabe befassen, seinen Kapitän einzufangen. Schon in Hoffenheim hatte Mats Hummels nach dem Schlusspfiff wutentbrannt seine Binde auf den Rasen gepfeffert, nun schäumte der Manndecker erneut. "Fünf, sechs Spieler stehen 20 Meter vor dem Tor, und dann kann der den Ball 13 Meter vor dem Tor unbedrängt volley verwandeln. So kann man nicht verteidigen."

Die passive Form, nach der man besser agieren müsse, gefalle ihm nicht, sagte Tuchel. Der Trainer nahm seinen Spielführer in die Pflicht, weil dessen Worte klangen, als habe Hummels selbst mit dem Geschehen nichts zu tun gehabt. "Natürlich muss man das besser verteidigen, da gehört er auch zu", so ein irritierter Tuchel. Es scheint Redebedarf zu geben, wie beim BVB die Verantwortlichkeiten verteilt sind.

Darmstadts 2:2 in Dortmund
:Und am Ende trifft Sulu

Borussia Dortmund bleibt in der Bundesliga ungeschlagen. Doch gegen starke Darmstädter muss der BVB kurz vor dem Ende noch das 2:2 hinnehmen. Auch Hertha verdirbt Frankfurt das Heimspiel.

Bei all den Debatten um den späten Ausgleich geriet in Vergessenheit, dass die Dortmunder einen echten Gewinner in ihren Reihen haben. Zurecht schwärmt ganz Deutschland von Robert Lewandowski, der gegen Wolfsburg mit seinem unglaublichen Fünferpack in neun Minuten die Rekorde purzeln ließ.

Aubameyang trifft und trifft

Aber auch der BVB hat einen Stürmer der Superlative: Mindestens ein Tor in den ersten sieben Meisterschaftsspielen, das hat in der Geschichte der Bundesliga vor Pierre-Emerick Aubameyang noch niemand geschafft. Selbst Koryphäen wie Gerd Müller, Jupp Heynckes oder eben Lewandowski können da nicht mithalten. Gegen Darmstadt gelangen dem pfeilschnellen Spieler aus Gabun seine Saisontore acht und neun. Der Mann hat einen ganz edlen Lauf, und es kann ja durchaus noch weitergehen mit der Rekordjagd. Übrigens: In einer Woche trifft er beim Gipfel in München auf Robert Lewandwoski.

Doch so weit mag Tuchel noch nicht denken. Fragen nach dem deutschen Clásico wies Dortmunds Trainer von sich: "Unser nächstes Spiel ist am Donnerstag in Thessaloniki. Bis dahin müssen wir das heute Erlebte verarbeiten und uns neu aufstellen. Wir haben eine Reise und ein Euro-League-Spiel zu bewältigen." Erst nach der Rückkehr gehen die Gedanken nach München. Wenn es gut läuft könnte Borussia Dortmund beim Spitzenspiel ja erneut die Gelegenheit bekommen, zu zeigen, dass die Mannschaft einen Vorsprung auch ins Ziel bringen kann.

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