BVB:"Es gibt Dinge, die in einer Mannschaft nicht akzeptabel sind"

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Julian Weigl (li.) und Pierre-Emerick Aubameyang im Stadion von Real Madrid. (Foto: dpa)
  • Nach der Niederlage gegen Real Madrid gibt sich der BVB vorsichtig optimistisch.
  • Nach dem 4:4 gegen Schalke soll es eine reinigende Aussprache gegeben haben.
  • Gegen Bremen muss nun ein Sieg her.

Von Ulrich Hartmann, Madrid/München

Nuri Sahin belegte seine positive Analyse mit zwei Expertisen. In den Gängen des Estadio Bernabéu in Madrid hatte Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler namhafte Kronzeugen des Weltfußballs getroffen. "Dass wir Charakter gezeigt haben und sogar die Führung auf dem Fuß hatten, haben mir Fabio Cannavaro und Kaká bestätigt", berichtete Sahin - und verbot Zweifel an den Gutachten mit dem Hinweis: "Die beiden haben Ahnung vom Fußball."

Vielleicht wollten beide nur nett sein, aber es stimmte schon: Der BVB hat sich trotz einer 2:3-Niederlage bei Real Madrid zum Abschied aus der Champions League mit einer guten Leistung und einem zwischenzeitlich aufgeholten 0:2-Rückstand neues Selbstvertrauen geholt für die wichtigen Spiele bis Weihnachten. Mit dem Trostpflaster Europa League und dem Doppelpack von Pierre-Emerick Aubameyang ließ sich auch die wenig schmeichelhafte Statistik besser ertragen, nach der nie zuvor ein Team mit nur zwei Punkten den dritten Platz in einer Champions-League-Gruppe erreicht hatte. Lange können die Dortmunder über ihre schwache Europa-Herbstbilanz sowieso nicht grübeln. Es gibt jetzt Wichtigeres.

Der BVB denkt eigentlich in Champions-League-Dimensionen

Die zugespitzte Lage beim BVB ergäbe mit Blick aufs Wochenende eine schöne Textaufgabe: Wenn Dortmund auswärts bei Real 2:3 verliert, und wenn man berücksichtigt, dass Madrid in der Rangliste der besten europäischen Klubs auf Platz eins steht, während Werder Bremen in dieser 442 Vereine umfassenden Liste nicht mal vorkommt - welches Ergebnis ergibt sich dann für das BVB-Heimspiel gegen Bremen?

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Der BVB verliert auch die Champions-League-Partie bei Real Madrid, doch die Niederlage fühlt sich wie ein halber Sieg an. Im Verein macht sich ein positives Gefühl breit.

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Die Lösung heißt laut Fachdezernent und Borussia-Trainer Peter Bosz: "Das wird man am Samstag sehen." - "Fußball ist keine Mathematik", hatte einst ja auch schon Karl-Heinz Rummenigge erkannt, und man weiß, wohin der Vorstandschef seinen FC Bayern mit solchen Weisheiten gebracht hat.

Die Fußballer von Bosz haben das Achtelfinale klar verfehlt, und wenn sie nun auch positiv hervorheben, dass sie wenigstens in der Europa League weiterspielen dürfen, dann entsprachen ihre Gesichtsausdrücke in Madrid aber nur begrenzt dieser tröstlichen Erkenntnis. Denn der BVB denkt ja eigentlich in Champions-League-Dimensionen.

In dieser Angelegenheit spielt die nächste Partie gegen Bremen eine kapitale Rolle. Dortmund darf in der Liga den Kontakt zum vierten Platz nicht abreißen lassen, um von Herbst 2018 an wieder in der Eliteliga mitspielen zu dürfen. An dieser Perspektive wird vereinsintern auch bemessen, ob Bosz der richtige Trainer bleibt. Die Leistung in Madrid stimmte zumindest zuversichtlich. Mit einem Sieg gegen Bremen würde der Niederländer seine Position festigen, bei einem Unentschieden oder einer Niederlage würde es hingegen eng.

Das glaubt offenbar auch Nuri Sahin: "Gegen Bremen gibt es kein Wenn und Aber", sagte er, "am Samstag gibt es kein Blablabla mehr über Schiedsrichter oder sonst was - wir müssen das Spiel gewinnen, das ist Fakt." Zu diesem Zwecke empfand der Türke die Leistung in Madrid als dienlich: "Wir haben das Geschenk bekommen, dass wir trotz nur zwei Punkten Gruppendritter geworden sind", sagt er, "aber mehr Geschenke wird es dieses Jahr für uns nicht mehr geben."

Zum zweiten Mal nacheinander hatte Dortmund auswärts einen Rückstand egalisiert, auch wenn diesmal nicht wie beim 1:1 in Leverkusen ein Remis herausgekommen ist. Die Spieler wähnen sich trotzdem auf einem guten Weg, seit sie vor zwei Wochen eine 4:0-Führung gegen Schalke verspielt haben. Anschließend gab es eine Mannschaftssitzung, "und seitdem hat sich bei uns einiges geändert", sagt Sahin. Er lässt durchklingen, dass es zur Sache gegangen sei: "Ich weiß nicht, ob wir gegen Real zum 2:2 ausgeglichen hätten, wenn wir in dieser Sitzung nicht so deutlich geworden wären."

Auch Abwehrspieler Neven Subotic, seit dessen Mitwirken die Mannschaft defensiv etwas stabiler wirkt, beschreibt die Aussprache als Akt der Reinigung: "Es gibt Dinge, die in einer Mannschaft nicht akzeptabel sind." Die zweite Halbzeit in Leverkusen und Madrid seien Beispiele der Besserung gewesen: "Beide Spiele waren Charakterspiele", sagt Subotic. Er weiß aber, dass der BVB ein drittes braucht. Sonst war alles für die Katz.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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