Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:"Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße"

  • Dortmund dominiert die Bundesliga-Partie gegen Frankfurt, Favres Team geht zweimal in Führung - doch zweimal gleicht die Eintracht aus.
  • Der BVB ärgert sich über die verschenkten Punkte.
  • Kapitän Marco Reus findet im TV-Interview deutliche Worte.
  • Zu den Ergebnissen der Bundesliga geht es hier.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Als das Spiel beendet war, waren die Vertreter von Borussia Dortmund mächtig bedient. Aber sie zeigten ihren Erregungszustand über dieses Remis bei Eintracht Frankfurt auf recht unterschiedliche Weise. Der Trainer Lucien Favre setzte sich erst einmal ungläubig dreinblickend auf die Bank.

Der Sportdirektor Michael Zorc kommentierte das Spiel mit versteinerter Miene, aber klaren Worten in Richtung der eigenen Mannschaft. Und der Kapitän Marco Reus, der redete sich im TV-Interview bei Sky so richtig in Rage. "Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße", antwortete er auf die Frage, ob das unbefriedigende Ergebnis vielleicht auch an einer fehlenden Mentalität liege. Das mit der Mentalität könne er nicht mehr hören, die Niederlage habe damit nichts zu tun. "Wir haben uns dumm angestellt", sagte Reus: "Wir haben zweimal geführt und müssen das einfach mal zu Ende spielen."

Mit 2:2 (1:1) endete das Spiel des BVB in Frankfurt am Sonntagabend, wodurch die Mannschaft in der Tabelle auf die Konkurrenz aus Leipzig und München an Boden verlor und auf Platz drei zurückfiel. Und es war in der Tat ein Ergebnis, das aus Dortmunder Sicht höchst unnötig war. Schon nach elf Minuten war der BVB in Führung gegangen. Einen Schuss von Jadon Sancho hielt SGE-Torwart Kevin Trapp zwar stark, aber dann kam der Ball nochmal in den Strafraum und Axel Witsel schoss zum 1:0 ein (11.).

Danach waren die Dortmunder zwar optisch überlegen, und die Frankfurter, die nach dem 0:3 gegen den FC Arsenal mit vier Wechseln in der Startelf antraten, agierten viel zu harmlos. Aber nach vorne ging nicht viel Zwingendes beim BVB, stattdessen verfiel er in eine Art Verwaltungsmodus. In dieser Phase habe seine Mannschaft den Sieg verspielt, monierte Sportchef Zorc hinterher: "Da haben wir überhaupt nicht fokussiert auf das nächste Tor gespielt, wir haben ein bisschen rumgedaddelt, wir waren überhaupt nicht mehr konkret", sagte er. "Da hätten wir eine Vorentscheidung erzielen müssen, aber das haben wir leichtfertig vertan."

Durch diese Dortmunder Fahrlässigkeit kamen die Frankfurter noch einmal zurück ins Spiel. Ein Kopfball von Angreifer André Silva nach 34 Minuten war die erste Szene, in der sie sich dem gegnerischen Tor näherten. Der Ball ging zwar weit neben das Tor, aber für das Publikum war das ein Signal für ein bisschen mehr Animation. Und tatsächlich, es gelang der SGE noch vor der Halbzeitpause der Ausgleich: Djibril Sow gab den Ball von rechts in die Mitte, und dort vollendete Silva mit einer Direktabnahme aus elf Metern. Es war der erste Treffer des Portugiesen für die Eintracht, der kurz nach dem Saisonstart im Tausch gegen Ante Rebic vom AC Mailand gekommen war.

In der zweiten Hälfte spielten die Frankfurter etwas munterer, aber trotzdem blieb Dortmund die bessere Mannschaft - und hatte jetzt auch mehr Chancen. Sancho scheiterte direkt nach dem Seitenwechsel freistehend an Trapp, Paco Alcacer schloss zu überhastet ab, und nach einer guten Stunde verpasste Witsel am langen Pfosten Alcacers Kopfball-Verlängerung knapp. Aber in der 66. Minute glückte dann der zweite Treffer: Raphael Guerreiros Freistoß parierte Trapp noch, aber dann reagierten die Dortmunder schneller als der Gegner. Witsel bediente Sancho, und der schob zum 2:1 ein.

Kurz danach hätte Thorgan Hazard schon die Vorentscheidung erzielen können, aber er zog knapp am Pfosten vorbei - und so begannen die Frankfurter ihre Schlussoffensive. Immer wieder wurde es nun unruhig in der Nähe des Dortmunder Tores, mal durch Filip Kostic, mal durch den eingewechselten Daichi Kamada. Zwei Minuten vor dem Abpfiff gelang tatsächlich noch der Ausgleich, als Thomas Delaney einen Schuss von Kamada ins eigene Tor ablenkte. "Die ersten 35 Minuten waren wir überhaupt nicht auf dem Platz", monierte SGE-Trainer Adi Hütter. Aber seine Mannschaft sei stark zurückgekommen - und durch dieses späte Tor fühle sich das Ergebnis "wie ein Sieg" an.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2019
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