BVB-Sieg gegen Eintracht:Trainer Favre ist halt doch manchmal ein Fuchs

Borussia Dortmund v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Ein Hauch von Cirque du Soleil: Die Luftakrobaten Dan-Axel Zagadou und Lukasz Piszczek feiern mit Emre Can (von links) das 1:0.

(Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Seine Skepsis über Borussia Dortmunds ersten Platz in der Fairness-Statistik hatte der Fußballmanager Michael Zorc keinesfalls als Aufruf zum Foulspiel verstanden wissen wollen. Schon gar nicht gegen Eintracht Frankfurt am Freitagabend, als beim Anpfiff ja schließlich noch dreieinhalb Stunden lang Valentinstag war. "Wir sind die fairste Mannschaft der Liga, aber dafür gibt es keine Punkte", hatte Zorc vor dem Spiel warnend gesagt, als Union Berlin in der Bundesliga die meisten Fouls auf dem Gewissen (325) hatte, Dortmund die wenigsten (182) und Frankfurt irgendwas in der Mitte (245).

Aber die Foulstatistik war diesmal nicht ausschlaggebend. Die Dortmunder erhielten ihre im Titelrennen so wichtigen drei Punkte, weil sie beim 4:0 (1:0)-Sieg gleich vier Treffer mehr erzielten als die Frankfurter. Dieser souveräne Erfolg gibt ihnen Mut für das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League am Dienstag gegen Thomas Tuchels Paris St. Germain.

Mit zwei Niederlagen nacheinander und insgesamt sieben Gegentreffern (2:3 im Pokal in Bremen und 3:4 in Leverkusen) waren die Dortmunder in das Spiel gegangen. Zwei Niederlagen nacheinander hatten sie zuletzt Anfang März 2019 erlitten. Allzu groß war die Angst vor Frankfurt rein statistisch dennoch nicht gewesen, schließlich hatten die Dortmunder zuvor 15 Heimspiele nacheinander nicht mehr verloren und die vorangegangenen acht Bundesligaspiele gegen Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren gewonnen.

Doch da war etwas gewesen, was den BVB sorgte, nämlich der verletzungsbedingte Ausfall gleich dreier relevanter Mittelfeldspieler: Thomas Delaney defensiv und vor allem Marco Reus und Julian Brandt offensiv. Wie ersetzt man Fußballer solcher Couleur? Favre entschied sich für ein defensives Duo aus Emre Can und Axel Witsel (mit 25 Fouls in der ganzen Saison bislang Dortmunds Rauhbein) und eine offensive Reihe aus Jadon Sancho, Erling Haaland und Thorgan Hazard.

Zuvor 15 Monate lang kein Bundesligator mehr geschossen

Auch diesmal spielten die Dortmunder wieder ziemlich fair, was aber daran lag, dass sie sich nahezu ausschließlich im Ballbesitz wiederfanden. Wer sich um den Ball kümmert, grätscht nicht unnötig in des Gegners Gebein. Bloß das eine Mal, als Frankfurts Filip Kostic gen BVB-Tor rannte und schon durch den Strafraum düste, da rutschte ihm Dortmunds Can derart in die Parade, dass alle inneren Dortmunder Schweinehunde gleichermaßen frohlockten wie bangten - doch es wurde dann eine blitzsaubere Aktion.

Mit Reus und Brandt fehlte anfangs zwar das kreative Element im etwas einförmigen Dortmunder Offensivspiel, doch auf ihre Altgedienten können sich die Borussen immer verlassen. Und so bedurfte es zur 1:0-Führung in der 33. Minute eines recht notdürftigen 16-Meter-Flachschusses des 34 Jahre alten Abwehrspielers Lukasz Piszczek, der zuvor 15 Monate lang kein Bundesligator mehr geschossen hatte. Piszcek hatte als Innenverteidiger in der Dreierkette den Vorzug vor Manuel Akanji erhalten. Trainer Favre ist halt doch manchmal ein Fuchs.

Abträgliches Abwehrverhalten, in den vergangenen Wochen eher ein Dortmunder Problem, kam den Westfalen fünf Minuten nach der Pause zugute. Da genügte dem Angreifer Sancho eine Körpertäuschung, um Frankfurts David Abraham mehrere Meter auf dem Hosenboden durch den Strafraum rutschten zu lassen und ungestört das 2:0 schießen zu können. Anschließend nahmen sie die Hessen auseinander. Achraf Hakimi legte Haaland in der 54. Minute das 3:0 auf. Das wurde aber auch Zeit, denn das Wunderkind, 19, hatte zuvor doch tatsächlich 157 Minuten lang kein Tor mehr geschossen.

Die Frankfurter erlitten folglich ihre erste Niederlage in der Rückrunde. Sie hatten Hoffenheim, Augsburg und sogar zwei Mal Leipzig (inklusive Pokal) besiegt, doch am Freitag landeten sie nach Guerreiros Treffer zum 4:0 (74.) unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Nicht mal dazu benötigten die Dortmunder ein Foul.

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