Streit mit BVB-Fans:Dietmar Hopp - ein überholtes Feindbild

1899 Hoffenheim - Borussia Dortmund
(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Schon fast traditionell feinden Teile der Dortmund-Fans Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp an. Dass der sich das nicht gefallen lassen will und klagt, ist sein gutes Recht - allerdings wäre eine andere Strategie vielleicht klüger.

Kommentar von Philipp Selldorf

In der guten, alten Zeit waren nicht nur die Taxis schwarz, sondern auch die Kleider der Schiedsrichter. Dies kennzeichnete sie als Gattung und vereinfachte für die Zuschauer das Willkommen an den Unparteiischen, der statt mit Beifall mit dem herzlichen Gruß "schwarze Sau" empfangen werden konnte. Bestand der Verdacht eines Schiedsrichter-Irrtums, riefen die Fankurven dazu auf, die schwarze Sau aufzuknüpfen.

Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen Publikum und Unparteiischen entspannt. Besteht der Verdacht, dass sie sich geirrt haben, ruft niemand mehr "oh-hängt-sie-auf-die-schwarze-Sau", stattdessen ruft die Fankurve "Scheiß DFB" oder "Fußball-Mafia DFB". Und wenn der FC Bayern beteiligt ist und der Schiedsrichter das Wohlergehen der Stars mit auffallender Fürsorge überwacht, dann schmäht die Fankurve nicht mehr den Schiedsrichter, sondern prangert die Allianz der Mächtigen an: Sie singt "Bayern und der DFB". Und wenn der Schiedsrichter wieder stundenlang vor dem Monitor steht, während er vom Videobeweis Gebrauch macht, dann richtet sich der Zorn nicht gegen den unentschlossenen Spielleiter, sondern gegen die Instanzen, die ihn steuern. "Ihr macht unseren Sport kaputt", heißt es aus allen Lagern.

Die Symbiose Hoffenheim und Hopp funktioniert schon lange nicht mehr als Hassfigur

Der DFB und der FC Bayern sind es gewohnt, als Feindbild zu fungieren und beschimpft zu werden. Dietmar Hopp aber will sich daran nicht gewöhnen. Es tut ihm jedes Mal weh, wenn ihn die Fankurven beleidigen, wie es am Samstag die Anhänger von Borussia Dortmund getan haben. Sie werfen Hopp vor, dass er mit seinem Geld der TSG Hoffenheim in die Bundesliga verholfen und dem Verein ein Stadion gebaut hat, das ihn in der ersten Liga gut leben lässt. Inzwischen ist das allerdings nicht nur ein abgedroschener, sondern auch ein anachronistischer Vorwurf. Die TSG Hoffenheim gehört seit zehn Jahren der Liga an, sie hat sich eine eigene sportliche Identität zugelegt und ist auch ohne Hopp lebensfähig. Sie taugt nicht mehr zum Feindbild.

Aber der Konflikt zwischen Hopp und den BVB-Fans (bzw. einigen BVB-Fans) hat mit Argumenten ohnehin nichts mehr zu tun. Es ist nicht mal mehr ein Stellvertreter-Konflikt, weil manche Leute vielleicht glauben, dass Hopp die Herrschaft des Geldes im Fußball verkörpere (was er nicht tut). Der Konflikt besteht bloß deshalb noch, weil er sich bei jedem Wiedersehen der Hoffenheimer und Dortmunder aufs Neue belebt. Würde Hopp aufhören, die Beleidigungen zu beachten, und würde er darauf verzichten, mit juristischen Mitteln gegen die Beleidiger vorzugehen, dann wäre es vermutlich bald still in den Kurven. Dann hätte auch er als rituelles Feindbild ausgedient.

Dass Dietmar Hopp nicht bereit ist, die Schmähungen um des baldigen Friedens willen zu ignorieren, das ist allerdings sein gutes Recht. Darüber darf nur einer entscheiden: er selbst.

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