BVB:Der Platz für Götze ist reserviert

Trainingslager Borussia Dortmund

Könnte zum Bundesliga-Auftakt spielen: Mario Götze.

(Foto: dpa)
  • Lange fehlte Mario Götze wegen einer räselhaften Stoffwechselerkrankung, nun macht er seine ersten Spiele für den BVB.
  • Der neue Trainer Bosz kann mit ihm für die neue Saison planen.

Von Sebastian Fischer, Altach

Egal, wo er auftaucht, er ist nun wieder die Attraktion. Als der Stadionsprecher in Altach in Vorarlberg die Aufstellung von Borussia Dortmund verlas, da legte er vor einem Namen eine Kunstpause ein. "Er ist wieder gesund! Er kann wieder spielen!", rief er, und die Fans vom Klub "Ösi-Borussen" verstanden das Kommando. Sie jubelten über die Nummer "10", die jetzt kein Mysterium mehr ist, kein Patient und nicht mehr vordergründig Instagram-Model, sondern Fußballer: Mario Götze.

Es ist beileibe nicht so, dass beim BVB vor dem ersten richtigen Spiel der Saison am Samstag im Supercup gegen den FC Bayern keine Fragen mehr offen sind. Die Dortmunder haben nach dem 0:1 gegen Atalanta Bergamo am Dienstagabend drei von sechs Testspielen verloren, sie haben das System ihres neuen Trainers Peter Bosz noch nicht verinnerlicht. Doch eines scheint klar zu sein: Im Zentrum dieses Systems ist ein Platz für Götze reserviert.

"Das war nicht immer gut", sagt Bosz nach dem letzten Test

Auf der Asien-Reise der Dortmunder war er bereits nach 167 Tagen Pause wegen seiner rätselhaften Stoffwechselerkrankung auf den Platz zurückgekehrt, hatte zweimal eine halbe Stunde gespielt, danach in Bochum (2:2) und im Trainingslager gegen Espanyol Barcelona (0:1) jeweils eine Halbzeit. Gegen Bergamo spielte er 62 Minuten lang und trug in Abwesenheit von Marcel Schmelzer gar die Kapitänsbinde. "Sehr stolz", twitterte er, "aber noch eine Menge Arbeit vor uns!"

Im Trainingslager in Bad Ragaz haben die Dortmunder eine Woche lang vor allem taktisch gearbeitet. Bosz plant anders als sein Vorgänger Thomas Tuchel, der bevorzugt eine Dreierkette aufstellte, ein 4-3-3-System, das einerseits auf schnelle Balleroberungen, vor allem aber auch auf viel Ballkontrolle ausgelegt ist. Entsprechend hohe Bedeutung kommt den Spielern in der Spielfeldmitte zu. Nuri Sahin etwa gilt als einer der Gewinner der Vorbereitung, ihn vertrat gegen Bergamo Mo Dahoud, der Zugang aus Gladbach. Davor spielten Sebastian Rode - und Götze.

Schon am Montag hatte Bosz von ihm geschwärmt, hatte gesagt, es würde jedem Fußballliebhaber Spaß machen, Götze bei der Arbeit zuzusehen. Zwar sei es immer noch wichtig, behutsam mit ihm umzugehen, aber: "Er macht ganz wichtige Schritte." Nach dem Test gegen Bergamo sagte Bosz: "Es war wichtig, dass Mario 60 Minuten und damit mehr als bisher gespielt hat. Bosz sagte das übrigens, ohne explizit nach Götze gefragt worden zu sein.

Es ist müßig, die Eindrücke aus Testspielen überzubewerten, zumal Bosz am Ende einer intensiven Trainingswoche viele Stammspieler schonte, Pierre-Emerick Aubameyang zum Beispiel saß mit glitzernder Kappe auf der Bank (eine bunter glitzernde Mütze trug nur Emre Mor, der den Klub noch verlassen könnte und wohl aus dem Ausland umworben wird). Aber ein paar Erkenntnisse bot der Kick dann doch. "Das war nicht immer gut", gab Bosz zu. Stürmer Alexander Isak wirkte, als könne er Aubameyang im Ligabetrieb selbst dann nicht vertreten, wenn er sich demnächst einen glitzernden Zylinder aufsetzt - ihm fehlt im Spiel noch der Anschluss. Allerdings ist Isak ja auch erst 17.

Dortmund spielt noch "zu langsam"

Generell tat sich der BVB in seinen Tests schwer damit, Torchancen herauszuspielen. "Wir haben nicht unser gesamtes Potenzial ausgenutzt", sagte Maximilian Philipp, der Zugang aus Freiburg, der gegen Bergamo erstmals im Dortmunder Trikot auflief. Verteidiger Ömer Toprak erklärte: "Wir haben vielleicht ein bisschen zu langsam gespielt." Und Manager Michael Zorc sagte: "Wir haben gesehen, wo es noch fehlt - und bei wem noch etwas fehlt."

Auch bei Götze fehlt noch viel zur Bestform, doch es überwiegen die positiven Eindrücke. Götze, mit 25 Jahren ja schon einer der Erfahrenen, sprach viel, forderte Bälle. Er ließ sich nach hinten fallen und signalisierte derart Verantwortungsbereitschaft für die Spielorganisation, wie man es lange nicht mehr bei ihm gesehen hat.

Er habe im Trainingslager viel mit den Spielern geredet, sie besser kennengelernt, sagt Bosz. Nun, gegen die Bayern, wird es erstmals ernst. "Es gibt einen Preis zu gewinnen", sagt der Trainer, "ich versuche, die Mannschaft aufzustellen, die in diesem Moment die beste ist." Mario Götze dürfte also spielen.

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