Borussia Dortmund:"Sichtbar, woran es seit Jahren hapert"

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Auch der sehr lernfähige Jude Bellingham versteht nicht, warum die Dortmunder immer wieder dieselben Fehler machen. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Borussia Dortmund verliert in Köln und scheint auch in dieser Saison mit der Rolle als Bayern-Jäger nicht klarzukommen. Die Generalabrechnung von Trainer Edin Terzic folgt prompt.

Von Milan Pavlovic

Edin Terzic war sauer, und er gab sich keine Mühe, dies zu verbergen. "Heute war es wieder einmal sehr sichtbar, woran es seit Jahren hapert, um konstant oben anzuklopfen", sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem aufwühlenden 2:3 (1:0) in Köln und fuhr fort: "Wir waren nicht bereit, die letzten drei, vier Schritte zu gehen. Nicht bereit, in einer sehr wichtigen Phase des Spiels unser Tor zu verteidigen. Das ärgert uns gewaltig."

Vor den großen Aufgaben in Sevilla (Mittwoch) und gegen Bayern München (Samstag) schien der BVB die hohe Hürde Köln beeindruckend zu meistern. Nach 45 Minuten war die Borussia in der Tabelle Erster - am Ende fand sie sich nach der dritten Niederlage in der noch jungen Saison auf Platz vier wieder.

"Schon wieder" könne er seinem Team keinen Mitschnitt mit 20 gelungenen Offensivaktionen zeigen, klagte Terzic, weil er erst einmal die Fehler abarbeiten müsse. Bei seiner Generalabrechnung ließ der Coach nur die Namen weg. Aber erstens hatte jeder beobachten können, wie nachlässig die Stürmer Adeyemi und Malen und auch der offensiv überragende Julian Brandt nach hinten arbeiteten; wie die Innenverteidigung ohne Mats Hummels ins Schwimmen geriet. Zweitens waren diese scharf intonierten Worte ohnehin ungewohnt für den Klub, der auch in dieser Saison mit seiner Rolle als Bayern-Jäger nicht klarzukommen scheint.

Edin Terzic will nicht zu den BVB-Trainern gehören, die mit Kritik an den Spielern sparten

Wer sich die Liste der BVB-Trainer seit 2008 anguckt, dürfte überrascht sein, wie selten die Spieler öffentlich von ihren Übungsleitern in die Verantwortung genommen wurden. Jürgen Klopp, bis 2015 das Gesicht des Vereins, nahm in der letzten gemeinsamen Saison, als der Klub zwischendurch auf den letzten Platz zurückfiel, die Schuld auf sich.

Sein Nachfolger Thomas Tuchel kabbelte lieber mit seinem Boss Hans-Joachim Watzke als mit dem Team. Peter Bosz stolperte über seine etwas monotone Idee vom Fußball (und über das 4:4 - nach 4:0-Führung - gegen Schalke 04); Peter Stöger: viel zu dankbar, mal auf der BVB-Bank sitzen zu dürfen; Lucien Favre: viel zu vornehm (und kryptisch), um in klaren Sätzen Kritik zu üben; Edin Terzic bei seinem ersten Einsatz an der Seitenlinie: viel zu erfolgreich, um granteln zu müssen; Marco Rose: viel zu sehr mit den Gedanken an den Tribünen-Beobachter Terzic beschäftigt, um einen befreienden Krach zu suchen.

Der BVB-Trainer schaut ein wenig neidisch auf die Kölner "All In"-Mentalität

Bei seiner zweiten Mission sucht Terzic immer noch nach der Balance aus Offensive und Defensive. Sein Blick geht dabei manchmal ein bisschen neidisch zum Gegner vom Samstag: Innerhalb von 15 Monaten hat FC-Trainer Steffen Baumgart einen Weg gefunden, einen mitunter lethargischen Klub unter Dauerstrom zu setzen. In sechs von acht Partien lagen die Kölner zurück, fünf Mal punkteten sie trotzdem. Terzic hatte vor dem Spiel anerkennend von einer Kölner "All In"-Mentalität gesprochen; er hätte darauf verzichten können, diese Einschätzung sofort bestätigt zu sehen.

In den zehn Minuten nach dem Wechsel agierten die Gastgeber mit einer Mischung aus Wucht und Finesse (vorneweg Kainz und Hector), die die Dortmunder offenbar nicht erwartet hatten - und das, obwohl Terzic explizit davor gewarnt hatte. Der Trainer verwahrte sich aber gegen den Eindruck, er arbeite mit einer Gruppe von Kindern, die nicht lernfähig sind. Terzic sagte: "Es ist einfach die professionelle Art, wie wir mit diesem Sport umgehen wollen."

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