BVB siegt 3:2:Dortmunds furioses Finale

Hertha BSC v Borussia Dortmund - Bundesliga

Marco Reus trifft in der 92. Minute zum Sieg.

(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund gewinnt dank eines späten Tores von Marco Reus mit 3:2 gegen Hertha BSC.
  • Berlin beendet das Match mit neun Spielern. Trainer Dardai beklagt sich wegen eines ausgebliebenen Elfmeterpfiffs.
  • Der BVB setzt damit den FC Bayern unter Druck, die am Sonntag gegen Mainz spielen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Durch eine "große Energieleistung", wie Torwart Roman Bürki bemerkte, und ein Siegtor in der Nachspielzeit von Kapitän Marco Reus (90.+2) hat Borussia Dortmund in Berlin die Tabellenführung wieder übernommen. Im Olympiastadion der Hauptstadt, wo Titelrivale FC Bayern in der Hinrunde mit 0:2 verloren hatte, kamen die Dortmunder in einem physisch wie psychisch außergewöhnlich aufreibenden und weitgehend ausgeglichenen Spiel nach zweimaligem Rückstand zu einem verdienten 3:2-Erfolg.

"Das Wichtigste waren die drei Punkte, die wir mitgenommen haben", sagte Reus bei Sky, 24 Stunden vor dem Auftritt des FC Bayern gegen Mainz 05. "Die zweite Halbzeit haben wir sehr gut dominiert und besseren Fußball gezeigt als in der ersten. Aufgrund der zweiten 45 Minuten ging der Sieg in Ordnung." Hertha beendete das Spiel zu neunt: Jordan Torunarigha wurde in der 85. Minute mit Gelb-Rot, der eingewechselte Mittelstürmer Vedad Ibisevic mit glatt Rot vom Platz gestellt. Er hatte Bürki bei einer Spielunterbrechung den Ball an den Kopf geworfen - und damit zum hitzigen Ende einer Partie beigetragen, die von Beginn an hochgradig temperiert war.

Die von Frank Zander vorgetragene Hertha-Hymne war noch nicht ganz verklungen, da gingen die Berliner schon in Führung. Nach einem Einwurf auf der linken Seite und zwei Doppelpässen zog Maximilian Mittelstädt mit dem schwächeren rechten Fuß aus 18 Metern ab und überraschte Dortmunds Torwart Roman Bürki mit einem Aufsetzer. Der Schweizer erwischte ein horrendes Timing und ließ den Ball nach vorn abprallen. Dort bedankte sich Salomon Kalou, der als einziger im vollbesetzten Olympiastadion damit gerechnet hatte, dass der Ball noch vor seine Füße rollen könnte, und staubte ab.

Das Tor war das Fundament, auf dem ein überaus attraktives Spiel entstand. Hertha wollte, wie schon so oft in dieser Saison, gegen einen nominell stärkeren Gegner Persönlichkeit beweisen. Die Dortmunder wollten sich nach der Partie keine Fragen nach dem Nervenköstum anhören müssen. In der 14. Minute leistete sich Valentino Lazaro im Mittelfeld einen fatalen Fehlpass auf Dortmunds Thomas Delaney, der Däne stürmte ohne genauere Pläne Richtung Hertha-Tor und machte, was man zurzeit gegen die Berliner machen muss: Er schoss einen Herthaner an, in diesem Fall Karim Rekik, und rief Bingo.

So wie Niklas Stark und Vedad Ibisevic in den zwei vorangegangenen Spieltagen fälschte auch Rekik den Ball mit der Wade unhaltbar ab. Davon unbenommen blieb, dass das Tor offiziell Delaney zuerkannt wurde. Danach hatte Jacob Bruun-Larsen eine fantastische Gelegenheit, für Dortmund zu erhöhen. Doch er scheiterte alleinstehend an Herthas Keeper Rune Jarstein. Dafür ließ sich Hertha die Chance zur neuerlichen Führung nicht entgehen. Nach einer guten Kombination nahm Dortmunds Mittelfeldspieler Julian Weigl im eigenen Strafraum die Hand zu Hilfe, um eine Hereingabe von Ondrej Duda abzuwehren. Schiedsrichter Tobias Welz entschied auf Strafstoß, Kalou verwandelte sicher.

Hertha blieb auch nach dem 2:1 präsent und vermochte es vor allem, das Aufbauspiel der Dortmunder trocken zu legen, indem sie Weigl und Delaney an die Kette nahmen. Die Dortmunder schafften es nur einmal, einen Ball in den Rücken der Abwehr zu spielen. Doch Jadon Sancho scheiterte mit einem Drehschuss aus spitzem Winkel an Jarstein.

Löw beobachtet das Spiel mit Klinsmann

Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Amtsvorgängern Jürgen Klinsmann und Berti Vogts verzichteten beide Trainer - Herthas Pal Dardai und Dortmunds Lucien Favre - in der Halbzeit auf Wechsel. Favre allerdings ließ Sancho über rechts und Pulisic über links stürmen und stiftete damit in Herthas Defensive genug Verwirrung. Pulisic holte unmittelbar nach der Pause eine Ecke heraus, die Sancho hineintrat - und Dan-Axel Zagadou zum 2:2 ins Tor köpfelte (47.).

Es folgte die beste Phase der Dortmunder, die nun merklich aggressiver agierten als in der ersten Halbzeit, die Berliner zu überrollen schienen. Doch kurz nachdem Herthas Keeper Jarstein neuerlich einen Schuss von Brunn-Larsen pariert hatte (54.), manifestierte Hertha ihren Siegeswillen. Beim ersten Entlastungsangriff setzte der defensive Mittelfeldspieler Marko Grujic den Ball aus 14 Metern an den rechten Pfosten (57.), dann stürzte Spielmacher Duda nach einem Rempler von Abdou-Lakhad Diallo im Strafraum (60.). Mit bloßem Auge wirkte das elfmeterwürdig. Der Pfiff des Schiedsrichters blieb aber ebenso aus wie der vehement geforderte Einsatz des Videoschiedsrichters. Hertha-Trainer Dardai sagte zu der Szene: "Für uns hätte es einen Elfmeter geben müssen."

Danach war in einem alternativreichen Spiel wieder Dortmund dran: Doch Pulisic schoss nach einer flachen Wolf-Hereingabe aus fünf Metern mit links am Tor vorbei (75.). Wenig später traf der eingewechselte Achraf Hakimi den Ball aus ähnlich aussichtsreicher Position nur mit dem Schienbein. Doch es folgte ein furioses Finale, mit dem Platzverweis für Torunarigha, einem fulminanten Lattenschuss von Thomas Delaney, der eines Siegtors würdig war - und dem Tor zum 3:2 von Reus, der dem Ball nach einem Außenristpass genau die richtige Richtung gab. "Deutscher Meister wird nur der BVB", sangen die Dortmunder Fans im Olympiastadion.

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