BVB vor dem Supercup:Vier Silben nähren die Titelhoffnungen

Fußball: 1. Bundesliga, Saison 2021/2022, 1. Spieltag, Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt am 14.08.2021 im Signal-

Der Trainer und sein wichtigster Spieler: Marco Rose mit Erling Haaland.

(Foto: David Inderlied /Kirchner-Media/imago)

Manch einer fragt sich mit Blick auf den BVB schon jetzt: Wenn nicht in dieser Saison, wann dann die Bayern gefährden? Trainer Marco Rose geht das zu schnell - trotzdem schaut er bereits auf ein Datum Ende Mai.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

"Wenn nicht jetzt, wann dann?", haben die Höhner gesungen, bevor Deutschland 2007 in Köln Handball-Weltmeister geworden ist. Das Lied der Kölner Band hat sich im Sport als freundliches musikalisches Druckmittel durchaus etabliert. Doch auch wenn man bei Borussia Dortmund zu Beginn dieser Saison eine leise Ahnung von einer Wenn-nicht-jetzt-wann-dann-Konstellation im Kampf um die Fußball-Meisterschaft hat, so werden sie das Lied an diesem Dienstag vor dem Supercup gegen Bayern München gewiss nicht abspielen.

Als der neue BVB-Trainer Marco Rose bereits mehrfach eingestand, dass Titel bei Borussia Dortmund natürlich immer ein Ziel seien, hat er eher nicht den 17. August gemeint. Dabei ist jetzt bereits der erste Titel möglich. Ab 20.30 Uhr (live bei Sat.1) geht es im Duell des Pokalsiegers mit dem Meister um jenen Supercup, den die Münchner in ihrem historischen Sechs-Titel-Jahr 2020 zwar bedingungslos mitgezählt haben, der im emotionalen Ranking der möglichen sechs Klub-Triumphe aber nur den sechsten Platz einnimmt. Insofern wären die Dortmunder auf diesen Erfolg in einem Duell mit dem FC Bayern zwar gewiss stolz, doch für den Trainer ist das Spiel eher "ein Fingerzeig".

Rose hat am Tag vor dem Spiel lieber vom "22. Mai" gesprochen. Das ist der Sonntag am Tag nach dem DFB-Pokalfinale und acht Tage nach dem letzten Bundesliga-Spieltag. Spätestens an jenem 22. Mai im kommenden Jahr wird Rose wissen, ob er in seiner ersten Saison beim BVB einen relevanten Titel gewonnen hat. Neun Monate sind es noch bis dahin. Doch "schon jetzt werden relativ schnell Schlagzeilen produziert", beklagt Rose.

Von neun Verletzten kehrt zum Supercup keiner in den Kader zurück - und Thorgan Hazard fällt auch noch aus

Viele dieser Schlagzeilen, von denen keine einzige "Wenn nicht jetzt, wann dann?" lautete, beherzigen dennoch just diese Ausgangslage und stellen dem BVB anheim, dass die Chancen auf die Meisterschaft lange nicht mehr so gut gewesen sein könnten wie sie es in dieser Saison sind. Eine solche These basiert allerdings nahezu ausschließlich auf dem mauen 1:1-Auftakt-Remis des FC Bayern in Mönchengladbach sowie den Dortmunder Erling-Haaland-Festspielen beim 5:2-Triumph gegen Eintracht Frankfurt. Das meint Rose, wenn er sagt, dass ihm diese Schlagzeilen ein bisschen zu schnell kommen.

Zumal sich die personelle Situation beim BVB weiter verschlechtert. Haaland spielt im Supercup zwar mit, und das ist für Dortmund gewiss mehr als die halbe Miete, doch kehrt von den neun Verletzten Mats Hummels, Emre Can, Raphael Guerreiro, Julian Brandt, Thomas Meunier, Dan-Axel Zagadou, Mateu Morey, Marcel Schmelzer und Reinier nicht nur kein einziger zurück, sondern es fällt mit Thorgan Hazard wegen eines dicken Knöchels vielmehr sogar noch ein zusätzlicher Spieler aus. Seine Position könnte der niederländische Zugang Donyell Malen einnehmen.

"Die Rahmenbedingungen sind nicht optimal", sagt Rose, aber egal ist ihm der Ausgang des Supercups natürlich nicht. Er nehme das sehr ernst. "Das Spiel bedeutet die Möglichkeit, einen Titel zu holen, außerdem ist es ein Prestige-Duell gegen die Bayern."

Wieder dürfen 25 000 Zuschauer in Deutschlands größtes Fußballstadion. Sie singen zurzeit am liebsten "Er-ling Haa-land" in einer nicht enden wollenden Schleife. Mit diesen vier eingesungenen Silben weiß man schon ziemlich viel über den gegenwärtigen BVB-Fußball. Auf diese vier Silben stützen sich auch die Hoffnungen jener Optimisten, die Dortmund in dieser Saison schon auf Augenhöhe mit dem FC Bayern sehen.

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