Meisterschaft:Das war's noch nicht!

Borussia Dortmund - Bayern München

Noch ist die Meisterschaft für Borussia Dortmund nicht abgeschrieben - denn faktisch ist ja am Samstag nicht viel passiert.

(Foto: dpa)

Beim 5:0 der Bayern gegen den BVB ist eigentlich nicht viel passiert. Der Titel-Kampf dürfte spannend bleiben: Dortmund hat das leichtere Restprogramm - München ein ewiges Reizklima.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Nein, mit diesem Duell lässt sich keine Werbung für die Bundesliga machen. Versucht worden war's, von Guyana, Papua-Neuguinea, den Salomon-Inseln bis Swasiland und Tonga war vieles dabei, behaupten jene, die nachgezählt haben, jedenfalls seien 205 Länder zugeschaltet gewesen. Rundum versorgt von 25 Kameras, ein Liga-Höchstwert. Über dem Rasen wurde mit der fliegenden Kamera experimentiert, hinter den Toren lauerte eine fernbediente Mini-Ultra-Slow-Motion-Kamera. Alle Objektive darauf dressiert, den besonderen Augenblick einzufangen. Den ersten hatten sie früh entdeckt: Eine herrliche Kombination entwickelten die Borussen, blitzartig passten sie den Ball an die Strafraumgrenze, das Publikum hielt den Atem an, Nummer 19 schoss ... - doch Mahmoud Dahoud traf nur den Außenpfosten.

Es war erst die sechste Spielminute und das kleine Finale um die Meisterschaft noch ein grandioses Versprechen. Keiner ahnte, dass dieser Augenblick einzigartig bleiben sollte. Denn das war's dann auch schon. Dortmund, als Tabellenführer angereist, gelang es nicht, auch nur ein zweites Mal aufs Tor zu schießen. Fassungslosigkeit von Papua bis Neuguinea.

Gemach. Das war's noch nicht! Jedenfalls nicht für die gesamte Saison.

Denn der War's-noch-nicht-Satz, der im Münchner Zitatenschatz so tief verwurzelt ist wie die Weiter-immer-weiter-Floskel des großen Gurus Oliver Kahn, könnte zur Leitlinie werden für die letzten sechs der 34 Runden. Der Satz ist eine Hinterlassenschaft des Uli Hoeneß. Er ist längst zurück im Präsidentenamt, nachdem er 2014 gezwungen war, sich mit obiger Comeback-Botschaft für eine Weile aus dem Fußballbetrieb zurückziehen.

Vorigen Mittwoch litt Hoeneß fürchterlich auf der Tribüne beim turbulenten 5:4 im DFB-Pokal gegen Heidenheim, und er jubelte jetzt voluminös beim einseitigen 5:0 gegen den BVB. Man kann behaupten, dass dieses Fünfnull ohne das vorherige Fünfvier nicht möglich gewesen wäre. Dass dieses Fünfnull eine gewaltige Gegenreaktion war, stimuliert durch viel Kritik und noch mehr verletzten Stolz.

Was aber, wenn das Nullfünf beim BVB eine ähnliche Reaktion auslöst? Wenn auch dort eine Demütigung in frische Energie umgesetzt werden kann? Wenn nun München zum Heidenheim der Dortmunder werden sollte?

Dortmund hat das vermutlich leichtere Restprogramm

Dann wird sofort der Blick in den Spielplan hochinteressant. Faktisch ist ja am Samstag nicht viel passiert. Nur eines ist wohl sicher: Über das Torverhältnis wird diese Meisterschaft nicht entschieden, da liegt der FC Bayern (plus 15) klar vorne. Aber sonst? Gewinnt der BVB alle sechs Spiele, dürften sich die nur einen Punkt besser gestellten Münchner nicht mal ein Remis erlauben. Dortmund hat das vermutlich leichtere Restprogramm. Und München ein ewiges Reizklima. Die Fliehkräfte, die dort täglich und überfallartig auf den Spielbetrieb einwirken (Trainerdebatte, Generationswechsel, etc.), sind in ihrer Wirkung nicht vorhersehbar.

Deshalb sei ein Blick in die Zukunft gewagt. Gewissermaßen als Trost für alle, die nun an einer Post-Spieltag-Depression leiden, weil sie gehofft hatten, dass es spannend bleibt, dass sich nicht auch die siebte Meisterschaft des FC Bayern in Serie auf der Zielgeraden zum Selbstläufer entwickelt. Empfohlen sei der Blick auf Runde 33, da muss der FC Bayern nach Leipzig. In Runde 34, am Serviertag der Meisterschale, kommt Eintracht Frankfurt. Erst der Dritte, dann der Vierte. Das war's also noch lange nicht! Aber nur dann, wenn der BVB nicht weiter knausert. Wenn der Trend auch dort sofort wieder zum zweiten Torschuss geht.

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