Süddeutsche Zeitung

BVB in der Champions League:Dortmund vertraut den eigenen Waffen

  • In der Champions League hofft der BVB gegen den großen FC Barcelona auf einen guten Start.
  • Die Dortmunder vertrauen auf ihre Taktik - und freuen sich, dass auch der zuletzt angeschlagene Lionel Messi mit nach Deutschland gereist ist.

Von Jonas Beckenkamp

Es sind illustre Namen, die zu Wochenbeginn den Weg ins spätsommerliche Dortmund angetreten sind. Zum Start der Champions League bekommt der BVB gleich mal Besuch von den angesagtesten Fußballspielern des Kontinents. De Jong, Suarez, Griezmann oder ter Stegen - sie alle sind mit dem FC Barcelona angereist und etwas überraschend ist auch Lionel Messi im Kader dabei, wobei ein Startelf-Einsatz des Argentiniers am Dienstagabend (21 Uhr im SZ-Liveticker) eher unwahrscheinlich ist. Das Ligaspiel gegen Valencia (5:2) verfolgte er am Samstag noch von der Tribüne aus, die Wade zwickte zuletzt einige Wochen lang.

Messis Gesundung ist bei den Katalanen neben Nachwuchswirbler Ansu Fati, 16, das große Thema, nun trainierte Messi immerhin schon mit und führte bei einigen Übungseinheiten wieder seine Tricks vor. Läuft Messi in Dortmund auf? Wie lang könnte er durchhalten? Oder pausiert er noch? Bei der Borussia nehmen sie die Ungewissheit um den Argentinier zumindest nach außen gelassen hin. "Wir wissen es nicht, ob er spielt", sagte Trainer Lucien Favre beim Pressetermin am Montag, "sie sind mit oder ohne Messi gut."

Das ist recht nüchtern formuliert, denn selbst ohne Messi wäre Barça beim Gastspiel in Deutschland klarer Favorit. Marco Reus hofft sogar, dass der 32-Jährige dabei ist, ihm gefiele offenbar die besondere Herausforderung, Messi im Kollektiv zu stoppen. "Ich würde mich freuen, wenn er spielen würde. Er ist der beste Spieler der Welt", sagte der BVB-Kapitän, dessen Führungskraft die Borussia dringend braucht. Gleichzeitig nahm Reus seine Kollegen in die Pflicht, gegen Barcelona in Bestverfassung anzutreten: "Wir müssen auf der Hut sein und viel leiden. Gleichzeitig müssen wir mutig sein und nach vorne spielen." Ängstlichkeit liegt den Dortmundern mit der aktuell torgefährlichsten Offensive der Bundesliga ohnehin nicht. Favres Team hat ja durchaus eigene Waffen, zum Beispiel in puncto Tempo, Spielwitz oder Umschaltspiel.

Tritt die Borussia so auf wie zuletzt in der Liga beim 4:0 gegen Leverkusen, stehen die Chancen auf eine Überraschung nicht schlecht. Dem Gegner das Spiel überlassen und dann per Überfallkommando dagegen anrennen - für diese Taktik hat Favre reihenweise passende Spieler zur Verfügung: Neben Reus kommt es vor allem auf Jadon Sancho, Paco Alcacer und Julian Brandt an, deren Geschwindigkeit sie in Dortmund nutzen wollen. So könnte sich mit den auf Ballbesitz erpichten Katalanen ein Duell mit einigem Unterhaltungswert ergeben: Barcelona spielt, Dortmund kontert - die Partie könnte munter hin und her wogen.

Auf die Außenverteidiger wartet Schwerstarbeit

Hohes Beschäftigungsaufkommen droht Dortmund vor allem in der Defensive, wo der Ausfall von Nationalspieler Nico Schulz schmerzhaft für die Favre-Elf ist. Der Linksverteidiger muss wegen einer Fußverletzung weiterhin ruhen, dabei hätte der BVB ihn durchaus gebrauchen können gegen die Griezmanns, Dembeles und Fatis mit ihren Haken und verborgenen Laufwegen. "Keine Chance", sagte Favre jedoch, Schulz müsse erst wieder fit werden. Und weil auch ein Einsatz von Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek (muskuläre Probleme) fraglich ist, muss die Borussia tüfteln. Gut möglich, dass erneut Raphael Guerreiro links verteidigt und Achraf Hakimi rechts. Auf beide wartet Schwerstarbeit gegen die Räumesucher der Gäste.

Personalprobleme gibt es auch auf der Torhüterposition. Sowohl die Nummer zwei Marwin Hitz als auch Nummer drei Eric Oelschlägel fehlten am Montagnachmittag beim Abschlusstraining. Beiden droht hinter Stammkraft Roman Bürki der Ausfall. Stattdessen trainierten die beiden U-23-Torhüter Jan-Pascal Reckert und Jonas Hupe.

Bei allen Respektsbekundungen sei man aber selbstbewusst genug, um zu sagen, "dass wir dieses Spiel gewinnen wollen", fand Reus. Der eher zurückhaltende Favre lauschte diesen Worten und ging dann selbst zur Mutmache über. "Wir werden da sein", versicherte der Coach, der 1991 in Barcelona unter Johan Cruyff hospitiert hatte und sich seitdem vom Spielstil der Katalanen mit dem teils erdrückenden Ballbesitz-Fußball "inspirieren" ließ, wie er erklärte.

Auf diesen hat sich der BVB im ersten Duell mit dem spanischen Meister seit 21 Jahren eingestellt. "Es wird Phasen geben, in denen wir längere Zeit nicht den Ball haben werden. Wir werden viel laufen und viel verteidigen müssen", sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. Doch von einer reinen Vermeidungstaktik wollte er nicht sprechen. Es ginge darum, die eigene "fußballerische Klasse zu zeigen", sagte Kehl. Und so glauben sie bei der Borussia offenbar daran, dass diesmal Großes möglich ist. Axel Witsel, ein ohnehin unverbesserlicher Optimist, meinte: "Zu Hause können wir jeden schlagen."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Dortmund: Bürki - Hakimi, Akanji, Hummels, Guerreiro - Witsel, Delaney - Sancho, Reus, Hazard (Brandt) - Paco Alcacer. - Trainer: Favre

Barcelona: ter Stegen - Semedo, Pique, Lenglet, Alba - Busquets - Sergio Roberto, de Jong - Perez, Suarez, Griezmann. - Trainer: Valverde

Schiedsrichter: Ovidiu Hategan (Rumänien)

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