Der tiefblaue Mannschaftsbus des FC Barcelona wartete mit laufendem Motor im Keller des Dortmunder Stadions. Nichts wie weg, sollte das wohl heißen. Nichts wie weg aus dieser Stadt, aus der die Spanier am Dienstagabend nur mit viel Glück einen Punkt mitnehmen konnten. Ein Barça-Spieler nach dem anderen verdrückte sich wortlos in das Gefährt, Antoine Griezmann, Gerard Piqué, Lionel Messi. Kurz vor Mitternacht entschwand der Bus in die Nacht.
Da waren die Spieler von Borussia Dortmund noch dabei, das 0:0 aus dem ersten Gruppenspiel der Champions-League-Saison in Worte zu fassen. Die meisten klangen ehrlich enttäuscht, weil es gegen den in Europa mittelgroßen BVB für das riesenhafte Barça, den Titelträger von 1992, 2006, 2009, 2011 und 2015, nur zu einem Unentschieden gereicht hatte. Da war Thomas Delaney, der sagte, das Nullnull sei "schon ein gutes Ergebnis, aber heute wäre mehr drin gewesen". Da war Mats Hummels, der traurig erklärte, er gehe "mit dem Gefühl nach Hause, dass wir etwas verpasst haben".
Am deutlichsten formulierte es Torwart Roman Bürki, der auch gleich noch eine weitere Wahrheit dieses Abends aussprach - nämlich jene, dass die BVB-Profis etwas zu oft an Barcelonas famos haltenden Torwart gescheitert waren. "Wir hätten das Spiel deutlich gewinnen müssen", sagte der Schweizer, "aber man kann auch sagen: Marc-André ter Stegen hat es nicht zugelassen."
Ter Stegen pariert unaufgeregt gegen Reus
Barcelona konnte sich in der Tat beim deutschen Nationaltorwart bedanken, dass die Mannschaft nicht mit einer Niederlage in die Champions-League-Saison gestartet ist, was Daheim gewiss zu unangenehmen Debatten geführt hätte. Mehrfach rettete ter Stegen (der sich diesmal nicht zum Zwist mit Manuel Neuer äußerte) in höchster Not gegen die Dortmunder Angreifer, fast immer gegen Marco Reus, mit dem er sich ein besonderes Duell lieferte. Schon in der ersten Halbzeit scheiterte Reus frei vor dem Tor an ter Stegens Oberarm (25.), weitere Szenen mit gleichem Ergebnis sollten folgen.
In die zweite Halbzeit fiel der dramaturgische Höhepunkt, als Schiedsrichter Ovidiu Hategan nach einem etwas dümmlichen Foul von Nelson Semedo, der Jadon Sancho einfach auf den Fuß gestiegen war, auf den Elfmeterpunkt zeigte. Kapitän Reus traute sich den Schuss zu, ter Stegen ahnte die Ecke, tauchte unten links ab und parierte Reus' im Grunde gar nicht so schlecht geschossenen Elfmeter in unaufgeregter Manier (57.).
Von sechs Strafstößen, die in der Champions League auf sein Tor kamen, hat ter Stegen nun vier pariert. "El muro alemán" wurde er von der spanischen Zeitung Sport nach dem Spiel hochachtungsvoll genannt, "die deutsche Mauer" also. Reus dagegen wird sich weiter kritische Stimmen anhören müssen, dass es ihm zu selten gelingt, auch mal ein wichtiges Spiel mit einer Großtat zu entscheiden.