Champions League:Der Sieger heißt ter Stegen

Champions League: Marc-Andre ter Stegen (links) hält an diesem Abend jeden Reus-Schuss.

Marc-Andre ter Stegen (links) hält an diesem Abend jeden Reus-Schuss.

(Foto: Martin Meissner/AP)
  • Zum ersten Mal in seiner Karriere trifft der Trainer Lucien Favre mit einer Elf auf den FC Barcelona.
  • Weil der deutsche Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen glänzend pariert, muss sich der BVB mit einem torlosen Remis begnügen.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Auf diesen Abend hatte der Fußballtrainer Lucien Favre 26 Jahre gewartet. Er war 35 und Jugendtrainer in der Schweiz, als er Anfang der Neunzigerjahre beim FC Barcelona hospitierte, beim Trainer Johan Cruyff. "Das hat mich sehr inspiriert", berichtete Favre, 61, ehe er nun erstmals in seiner Trainerlaufbahn gegen diesen FC Barcelona spielen durfte.

Mit Cruyffscher Inspiration hatte er die Mannschaft von Borussia Dortmund also aufs Champions-League-Saisondebüt vorbereitet, und nun genoss er ein taktisch und technisch hochwertiges Spiel. Bloß Tore wollten keine fallen. Und dieses 0:0 betrauerten am Ende Favres Fußballer intensiver, weil Barcelonas deutscher Nationaltorwart Marc-André ter Stegen im Laufe des Spiels drei Riesenchancen von Dortmunds deutschem Nationalspieler Marco Reus parierte - und eine davon war sogar ein Elfmeter. Der Torwart sammelte sportliche Argumente im jüngsten Verbalstreit um die Position eins im Nationalteam.

"Es war ein sehr schweres Spiel", sagte ter Stegen. "Ich versuche, auf meinem besten Stand zu sein, und wenn ich der Mannschaft helfen kann, umso besser." Mats Hummels war nach der Partie mit der Leistung zufrieden, aber nicht mit dem Ergebnis: "Ich gehe mit dem Gefühl nach Hause, zwei Punkte liegen gelassen zu haben. Damit hätten wir uns in dieser schweren Gruppe eine hervorragende Ausgangsposition verschaffen können."

Ein überragender Mats Hummels

Cruyffs Lieblingssystem war das 3-4-3, aber Favre spielt fast immer ein 4-2-3-1. Es waren also andere Dinge, die ihn inspiriert haben: ausgiebige Laufwege, präzise Ballzirkulation und schnelle Torannäherung. Doch Favre ist Sicherheitsfanatiker. "Wir werden sehr gut verteidigen müssen", hatte er vor dem Spiel gesagt, und so war es kein Wunder, dass seine Fußballer eher nicht versuchten, im aggressiven Stil des Champions-League-Siegers FC Liverpool die Gegenspieler schon am Strafraum anzulaufen. Bei Bilbaos 1:0-Sieg gegen Barcelona zum Saisonauftakt der spanischen Liga hat Favre sich ein konservativeres Spiel abgeschaut: "Gegen Bilbaos Pressing hatte Barça Probleme."

Und so standen die Dortmunder dicht in der eigenen Hälfte und schafften es mit einem überragenden Mats Hummels in nahezu jeder brenzligen Szene, den individuell virtuosen Katalanen sowohl den Ball als auch den Schneid abzukaufen. Die beste Chance der ersten Hälfte hatte Reus nach 25 Minuten: Der Belgier Thorgan Hazard, der auf dem Flügel zunächst den Vorzug vor Julian Brandt bekommen hatte, fand genau einmal perfekt die Lücke im Barça-Verbund und bediente Reus, der allein vor ter Stegen auftauchte und an dessen Oberarm scheiterte. Ter Stegen sammelt ja momentan Beweise für seine These, dass er zurzeit der beste deutsche Torwart ist, und diese Parade: sie war ein erstes Indiz. Nur seinetwegen gingen die Spanier mit einem 0:0 in die Pause.

Lionel Messi war sechs Jahre alt, als Favre bei Cruyff hospitierte. Heute gilt der Argentinier vielen (aber nicht Cristiano Ronaldo!) als bester Spieler der Welt. So empfindet auch Dortmunds Kapitän Reus und war erst ein bisschen enttäuscht, als Messi zu Spielbeginn auf der Bank saß. Den kleinen Helden zwickte die Wade. Reus hätte es lieber gehabt, diesem lebenden Phänomen von Beginn auf dem Rasen zu begegnen, um sich fußballerisch mit ihm zu messen. Anstelle von Messi stand im Barça-Trikot zunächst ein Spieler auf dem Platz, der Messis Sohn sein könnte, aber Fati heißt: Ansu Fati wird am 31. Oktober 17 Jahre alt und war am Dienstag zehntjüngster Champions-League-Spieler der Historie. Nach einer Stunde machte er Platz für Messi, der sein Saisondebüt gab.

Alcácer wollte besonders zeigen, was in ihm steckt

Messi war nie ein enger Freund des Dortmunder Mittelstürmers Paco Alcácer, der bis 2018 allerhand Kurzeinsätze für Barcelona hatte und sich dort nie so richtig etablierte. Alcácer wollte also besonders zeigen, was in ihm steckt, aber erst gelangte er nie so richtig in Position, und als er in der 51. Minute aus 18 Metern einen verheißungsvollen Freistoß schießen durfte, drosch er die Kugel bloß in die spanische Mauer. Womöglich hegt er noch einen Groll gegen den Einen oder Anderen dort.

Die Dortmunder wurden mutiger und kamen häufiger in den Strafraum, aber sie nutzten ihre Chancen nicht. Nicht einmal den Elfmeter, den sie in der 57. Minute bekamen, weil Nelson Semedo dem flinken Dortmunder Jadon Sancho im Strafraum auf den Fuß stieg. Reus trat an, schoss auch gar nicht schlecht rechts unten, aber ter Stegen zeigte seine zweite Glanztat und parierte den Elfmeter prächtig.

In der 77. Minute wäre ter Stegen geschlagen gewesen, doch der Schuss des eingewechselten Brandt knallte an die Latte. Eine Minute später scheiterte Reus ein drittes Mal an ter Stegen. Die Beiden machten das Spiel unter sich aus, und obwohl es unentschieden endete, 0:0 nämlich, hieß der Sieger: Marc-André ter Stegen.

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