Der weiße Rucksack von der Schickimicki-Marke mit den aufgesetzten Strass-Pailletten, noch mehr Glitzer-Strass auf den Stiefeln, dazu das Batman-Fledermaus-Logo auf der Baseball-Kappe, natürlich auch in Glitzersteinchen: Pierre-Emerick Aubameyang schlängelte sich mal wieder in voller Montur durch die langweilig gekleideten Menschentrauben in den Stadion-Katakomben. An diesem Derbysieger-Abend aber überstrahlten seine blinkweißen Zähne das ganze Bling-Bling noch. Und dann erzählte Dortmunds Torjäger unter Dauerlachen, wie er das mit dem Batman-T-Shirt gedeichselt hatte.
Aubameyang hatte das wegweisende 3:1 im Revier-Derby gegen Schalke 04 erzielt (Endstand 3:2) und anschließend eine Sparversion jener Show abgezogen, die im Frühjahr um die Welt ging. Damals zogen er und sein Kumpel Marco Reus eine Batman- und eine Robin-Kappe aus den Trikots und lieferten beim 3:0-Derbysieg einen selbstironischen Torjubel, wie er sich für Superhelden gehört. "Marco und ich hatten uns ausgedacht, dass wir diesmal mit diesen T-Shirts an die Batman-Aktion erinnern", berichtete Aubameyang. Dann aber musste der eine Superheld auf den anderen verzichten, weil Robin alias Reus sich am Donnerstag im Europa-League-Spiel gegen Qäbälä einen Muskelfaserriss eingehandelt hatte und passen musste.
Revierderby:BVB ist der König im Pott
Zwei Mal kommt Schalke überraschend zurück, doch Borussia Dortmund gewinnt verdient das Revierderby mit 3:2. Gegen den Lieblingsrivalen taucht auch Batman kurz wieder auf.
Das hinderte Aubameyang nicht an der Showeinlage, die im sturztrockenen Fußball-Amtsbetrieb aber immer noch humorlos gelbe Karten nach sich zieht. Nach seinem Torschuss entledigte er sich vor der tobenden Südtribüne seines Trikots, zum Vorschein kam ein hautenges, gelbes Unter-Leibchen mit dem Fledermaus-Logo und der Aufschrift: "Booom! Do you remember?" Natürlich! Das Tor widmete Aubameyang seinem Kumpel Reus. "Ich hab' das T-Shirt in meinem Rucksack in die Kabine geschmuggelt", erzählte der Franko-Gabuner mit schelmischer Wohlgelauntheit, "kurz vor dem Rausgehen bin ich noch mal in den Dusch-Bereich und habe es unters Trikot gezogen."
"Man nimmt ihm sonst den Spaß und beraubt ihn seiner Stärke"
Nein, den Trainer habe er nicht informiert: "Er hätte mir das dann verboten, weil es dafür eine gelbe Karte gibt." Just in dem Moment der Erzählung schlich Trainer Thomas Tuchel grinsend vorbei und deutete an, dass seine Ohren die Geständnisse von Batman gar nicht hören wollten. Die Laune nach dem Erfolg war allenthalben so aufgekratzt, dass auch Derby-Debütant Tuchel, sonst ein Verfechter von Disziplin, nicht widersprechen wollte, dass die ganze Art von Aubameyang ansteckend ist. "Nein, das darf er nie wieder machen", sagte Tuchel feixend, "außer bei den Heimspielen gegen Schalke - und vielleicht im Rückspiel, wenn er gute Argumente hat."
Und dann fiel Tuchel in seine schon bekannten Lobpreisungen über den Fleiß und die sonstigen Qualitäten von Aubameyang. "Man darf ihm diese Dinge nicht verbieten wollen, man nimmt ihm sonst den Spaß und beraubt ihn seiner Stärke." Gelbe Karte hin, gelbe Karte her.
Dass Schiedsrichter Felix Brych kurz vor Abpfiff ein potenzielles Knochenbrecher-Foul des eingewechselten Felix Platte gegen Dortmunds Julian Weigl ebenfalls mit der gelben Karte bestrafte, spiegelte wider, wie sehr die Regel-Auslegungen im modernen Fußball einer grundsätzlichen Modernisierung bedürften.
Während Aubameyang, mit 14 Toren aus zwölf Spielen weiterhin gleichauf mit Bayern-Stürmer Robert Lewandowski an der Spitze der Torschützenliste, noch erzählte, dass er zur Feier des Tages nach dem Abendessen mit der Mannschaft "zu Hause noch ein bisschen den privaten DJ geben" werde, lobte auch BVB-Sportchef Michael Zorc den Derbymann: "Er hat nicht nur eine unglaubliche Entwicklung gemacht, er ist auch unglaublich beliebt im Team. Auba mag einfach jeder." Vermutlich, weil Aubameyang eben kein Klassenclown ist, sondern bei praktisch jedem Training Extra-Schichten anhängt, um noch besser zu werden. Wie er das seriöse und das leichte Fach verbindet, hat Klasse.
Der BVB begeisterte auch sonst durch die Beherrschung kleinster Räume auf dem Spielfeld sowie explosiven Tempo-Wechseln. Auch ohne Marco Reus war es in den besten Momenten eine Augenweide, wie Aubameyang, Mkhitaryan, Kagawa (dem ein Kopfballtor zum 1:0 gelang), Gündoğan, Weigl und der starke Reus-Vertreter Gonzalo Castro sich in eigentlich nicht vorhandenen Räumen durchkombinieren. Sogar Schalke-Trainer André Breitenreiter lobte: "Dieser Ballbesitzfußball von Dortmund hat schon eine brutale Qualität."
In der Bundesliga hat Dortmund jetzt 29 Punkte, schon acht mehr als der Tabellendritte Wolfsburg, neun mehr als Schalke. "Damit wären wir in England, Spanien oder Italien souveräner Tabellenführer" merkte Michael Zorc an, "aber in Deutschland gibt es halt Bayern München." Die sind weitere fünf Punkte vor Dortmund und wirken fast uneinholbar.
"Fünf Punkte sind nicht die Welt", meinte İlkay Gündoğan immerhin, "wir müssen halt sehen, dass auch wir möglichst jedes Spiel gewinnen." Nein, frustrierend sei das nicht, dass man in so einer Konstellation wohl immer nur der beste Zweite werden könne: "Immerhin müssen sie ja auch noch mal zu uns kommen." Nur: Im Derby gegen Schalke hätten sie am Sonntag halt gerne ein paar Tore mehr geschossen. 4:1, 5:1 - wie Torschütze Matthias Ginter es sich ausmalte. Das wäre dann wohl wie eine Ersatz-Meisterschaft gewesen.
Umkämpftes Derby: Kurz vor der Pause bringt Ginter die Dortmunder wieder in Führung - und versetzt Schalke vorübergehend unter Schock.
Unfair ist das Spiel selten: Leon Goretzka (li.) und Henrikh Mkhitaryan streben dem Ball und dem Gegenspieler entgegen.
Die Dortmunder jubeln als Erste: Shinji Kagawa nach dem 1:0.
Doch Schalke wehrt sich - hier Klaas Jan Huntelaar gegen Ilkay Gündogan...
...und gleicht zwischenzeitlich aus: Huntelaar zum 1:1.
Schalke am Boden: Nach dem 3:1 durch Pierre-Emerick Aubameyang scheint alles erledigt.
Doch Schalke kommt noch einmal: Huntelaar erzielt den 2:3-Anschlusstreffer - und die Partie bleibt spannend bis zur letzten Minute.