Corona-Fall bei Spaniens Nationalteam:Die Selección fürchtet das Virus

Lesezeit: 2 Min.

Sergio Busquets kann vorerst nicht für Spanien spielen bei der EM. (Foto: Javier Soriano/AFP)

Kapitän Sergio Busquets wurde am Sonntag positiv auf Covid getestet - und fällt mindestens für das erste EM-Spiel der Spanier gegen Schweden aus. Um DFB-Gegner Portugal gibt es wilde Spekulationen.

Von Javier Cáceres

Spaniens EM-Vorbereitung ist durch einen Corona-Fall empfindlich gestört worden. Wie der spanische Verband RFEF mitteilte, wurde Kapitän Sergio Busquets am Sonntag positiv auf Covid getestet. Er musste deshalb umgehend für zehn Tage in häusliche Isolation. Der Mittelfeldspieler des FC Barcelona fällt damit in jedem Fall für das Auftaktspiel der Spanier gegen Schweden aus, das am 14. Juni in Sevilla stattfinden wird.

Ein vollständiger Verzicht auf Busquets für das Turnier steht zur Debatte - und würde für Nationaltrainer Luis Enrique schwer wiegen. Nach der Ausbootung von Innenverteidiger Sergio Ramos (Real Madrid) ist Busquets der wichtigste Führungsspieler im Kader. Die größere Furcht aber ist, dass sich ein Infektionsherd gebildet hat. Am Montagabend atmeten die Spanier vorerst auf. Der Verband erklärte, alle Delegationsmitglieder seien am Montag negativ getestet worden. Für das Testspiel am Dienstag gegen Litauen wurde Spaniens U21 nominiert.

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Der positive Test von Busquets, der laut Verband keinerlei Symptome aufwies, zog sofort Kreise und sorgte für teils wilde Spekulationen. Die spanische Zeitung AS meldete unter anderem, dass der deutsche Gruppengegner Portugal daheim unter Quarantäne gestellt werde. Die Portugiesen, die bei dieser EM den Titel verteidigen wollen, hatten am Freitag in Madrid ein Testspiel gegen die Spanier absolviert (0:0); Busquets führte Spaniens Mannschaft aufs Feld und machte auch Erinnerungsfotos mit diversen Portugiesen, er wurde später ausgewechselt.

Ein Sprecher des portugiesischen Verbandes FPF reagierte pikiert. Die Zeitung AS sei weder eine Gesundheits- noch eine Performanceeinheit des Verbandes, erklärte er am Montag der SZ. Am Abend teilte er ergänzend mit, dass alle Spieler und die Trainer am Montag negativ auf Corona getestet wurden. Die Portugiesen, die am 19. Juni in München auf Deutschland treffen, hatten kürzlich selbst einen Corona-Fall in ihren Reihen: Offensivkraft Gonçalo Guedes.

Unabhängig davon wurde die Angelegenheit in Spanien umgehend zum Politikum. Der Verband sei hochgradig über die sozialistische Regierung verärgert. Die hatte nämlich den Wunsch des Verbandes, die Nationalspieler priorisiert zu impfen, wiederholt abgelehnt. Beim Verband war das Unverständnis umso größer, als die U23 sehr wohl geimpft wurde - als Teil der Delegation für die Olympischen Spiele in Tokio. Erst am Montag besann sich die Regierung eines Besseren.

Spaniens Gesundheitsministerium werde am Dienstag die Impfung der Nationalmannschaft erlauben, meldete der Radiosender Cope. Dem Team solle mit dem Impfstoff Janssen versorgt werden. Für die Impfung ist nur eine Spritze erforderlich. Die meisten A-Nationalspieler galten am Montag noch als ungeimpft. Zu den Spielern, die eine Covid-Infektion bereits hinter sich haben, zählen Pablo Sarabia, Adama Traoré, Marcos Llorente, Álvaro Morata, Eric García, José Luis Gayá, Aymeric Laporte, Thiago Alcántara, Fabián Ruiz, Mikel Oyarzábal und Ferran Torres.

Und dennoch: Der Verband hat offenkundig mit dem Feuer gespielt. Die 51 Mitglieder der EM-Delegation sind in der Theorie seit Ende Mai in einer "Bubble". Aber augenscheinlich ist sie nicht ganz so undurchlässig, wie es gewünscht war. Die RFEF hatte sich unter anderem für Medienaktivitäten mit Präsenz geöffnet, die nun erst einmal komplett abgesagt wurden.

Klar ist: Trainer Luis Enrique steht vor einem größeren Problem. Dem Vernehmen nach müssen sich die Spieler nun individuell auf das Spiel gegen Schweden vorbereiten, die Teambesprechungen sollen vorerst digital stattfinden - obwohl alle im Leistungszentrum des Verbandes in Las Rozas sitzen, vor den Toren Madrids. Auch an Luis Enrique wurde Kritik laut. Anders als andere Nationaltrainer hat er die Möglichkeit nicht ausgeschöpft, 26 Spieler zu berufen. Er beließ es bei 24. Die Spanier dürften nun zwar Busquets ersetzen, nicht aber die Zahl der Kaderplätze erhöhen. Am Montag nominierte Luis Enrique fünf Spieler, die sich in Las Rozas fit halten sollen; am Dienstag kam Torwart Kepa (FC Chelsea) hinzu - für den Fall der Fälle.

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