Bundesligist entlässt Trainer:Hoffenheim trennt sich von Stanislawski

Es ist der fünfte Rauswurf dieser Saison: Nach der anhaltenden sportlichen Misere endet Holger Stanislawskis Trainerstation in Hoffenheim mit seiner Entlassung. Klubchef Dietmar Hopp hatte schon vor der Pokalpleite gegen Fürth kaum mehr an eine Entwicklung unter dem früheren St.-Pauli-Trainer geglaubt - als Nachfolger kursiert ein bekannter Name.

Es hatte schon länger rumort im beschaulichen Hoffenheim. Auch wenn am kleinsten Bundesliga-Standort kein großstädtisches Fußballmetier herrscht - die Mechanismen des Geschäfts sind auch hier die selben: Wenn ein Klub länger auf Siege wartet als gewünscht, muss zumeist der Trainer gehen. Jetzt hat sich 1899 Hoffenheim nach dem DFB-Pokal-Aus gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth von seinem Coach Holger Stanislawski getrennt.

Holger Stanislawski

Holger Stanislawski ist nicht mehr Trainer in Hoffenheim. 

(Foto: dpa)

Das berichteten die Bild-Zeitung und die dpa am Morgen nach dem 0:1 im Viertelfinale am Mittwoch. Kurz darauf folgte die Bestätigung des Vereins: "Wir schätzen Holger Stanislawski als Menschen und als fachkundigen Trainer", sagte 1899-Manager Ernst Tanner. "Doch nach einem langen, konstruktiven Gespräch mit ihm sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es besser ist, die Zusammenarbeit im Interesse aller Beteiligten zu beenden. Die jüngsten sportlichen Entwicklungen waren hierfür sicherlich ausschlaggebend." In einer ersten Reaktion gab sich der 42-Jährige Coach laut Bild pragmatisch: "Das Thema ist durch. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Stanislawski, der urpsprünglich einen Vertrag bis 2014 besaß, war im Sommer vom FC St. Pauli nach Hoffenheim gewechselt und angetreten, dem Verein ein frischeres Image zu verpassen. Als Hamburger Gefühlsmensch, der sein ganzes bisheriges Fußballer-Leben auf dem Kiez verbracht hatte, sollte Stanislawski Dietmar Hopps mitunter etwas farblosem Klub ein wenig mehr Identität verleihen - doch das ging schief.

Zu oft präsentierten sich die Kraichgauer in dieser Saison nicht ihren hohen Ansprüchen entsprechend. Zu häufig spielte die überaus talentierte Mannschaft wie ein graues Beamtenteam - von einer klaren Linie und sportlichem Fortschritt war zuletzt nicht mehr viel zu sehen. Zudem stimmten auch die Ergebnisse nicht mehr: Vor der Niederlage gegen Fürth hatte 1899 in der Bundesliga nur einen Sieg aus zehn Spielen geholt. Mit Holger Stanislawski verlassen auch die Ko-Trainer André Trulsen und Klaus-Peter Nemet den Verein, am Nachmittag will Hoffenheim über "weitere Schritte" informieren.

Nach dem enttäuschenden Aus gegen Fürth zuvor hatte sich Stanislawski sich noch schützend vor sein Team gestellt: "Das ist richtig enttäuschend für uns, weil wir eine gute Partie geboten haben. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie sind heute brutal marschiert. Leider ist uns das Tor nicht geglückt", sagte der von Klub-Mäzen Dietmar Hopp öffentlich kritisierte Trainer.

Der Hoffenheimer Geldgeber hatte bereits vor dem Pokalabend deutliche Worte in Richtung des Coaches gesendet: "Bei Ralf Rangnick war zu sehen, dass er ein Pressing spielte", sagte Hopp in der Rhein-Neckar-Zeitung und hatte die Demontage Stanislawskis damit noch untermauert. Bei dem vor der Spielzeit verpflichteten Trainer schien der Klubchef nichts mehr zu finden, was ihm gefiel. Ganz unbeteiligt scheint der Milliardär indessen an der sportlichen Stagnation nicht: Er hatte in dieser Spielzeit einen Sparkurs ausgerufen, in dessen Folge Leistungsträger wie Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic verkauft wurden. Trotzdem wollte Hopp nicht mit ansehen, wie die Hoffenheimer sich allmählich zum Abstiegskandidaten entwickelten.

Heftige Kritik an der Entlassung äußerten unterdessen einige Anhänger der TSG. "Die unverständliche Entscheidung bedient jedes negative Vorurteil, das bezüglich Hoffenheim in der Welt ist. Wir vermissen jegliche demokratische Strukturen im Verein, die sportliche Leitung lässt sich zu Spielbällen machen", sagte Thomas Schmitz-Günther, Sprecher des Fanverbandes "Supporters Hoffenheim" der dapd. Viele Zuschauer hatten am Vorabend noch für den umstrittenen Trainer Partei ergriffen und ihn mit "Pro-Stani"-Plakaten ermuntert, doch es half nichts.

Als Nachfolger für Stanislawski kursiert bereits seit Tagen der Name des früheren Hertha-Trainers Markus Babbel. Dass der 39-jährige Bayer schon am kommenden Samstag gegen Werder Bremen auf der Hoffenheimer Bank sitzt, gilt derzeit als wahrscheinlichste Variante.

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