Süddeutsche Zeitung

Bundesliga-Sonntagsspiele:Wolfsburg lebt, Köln zittert

Beim 4:1 des VfL gegen Köln gelingen Mario Mandzukic zwei Treffer, während Magath einen weiteren Doppüel-Torschützen einwechselt. Mit dem ersten Sieg unter dem neuen Coach kann Wolfsburg wieder auf den Klassenerhalt hoffen - der FC gerät in akute Gefahr.

Beim VfL Wolfsburg können sie sich den bemerkenswerten Niedergang in dieser Saison vermutlich selbst nicht so richtig erklären - wann fing die Misere an? Was waren die Gründe? Wer hat die ganzen Pleiten zu verantworten? Die Lösung weiß keiner, aber in einem Punkt herrscht dennoch Klarheit: So schlecht wie der Tabellenstand ist das Team eigentlich nicht. Das zeigte sich einmal mehr beim überlegen herausgespielten 4:1 (2:1) gegen den 1. FC Köln.

Nach der harschen Kritik durch den Aufsichtsrat und der Aussprache mit den Fans unter der Woche präsentierten sich die VfL-Profis im Kellerduell gegen erneut enttäuschende Kölner wie verwandelt und gewannen am Ende so locker, dass die zuletzt ziemlich dürftigen Vorstellungen kurzzeitig in Vergessenheit geraten. Dank des ersten Sieges in der zweiten Amtszeit von Trainer Felix Magath, der zum insgesamt 450. Mal in der Bundesliga auf der Bank saß, verkürzten die Niedersachsen den Rückstand auf das rettende Ufer auf zwei Punkte und stürzten zudem die seit fünf Monaten auswärts sieglosen Kölner tiefer in Abstiegsnöte.

Mario Mandzukic brachte in der 14. und 39. Minute die klar überlegenen Gastgeber in Führung, Ashkan Dejagah (58./88.) sorgte vor 30.000 Zuschauern im ausverkauften Wolfsburger Fußballstadion für die Entscheidung. Sebastian Freis (40.) traf für Köln, das auswärts einmal mehr kaum etwas zustande brachte. Magath zeigte sich über den Sieg "riesig erleichtert. Das war ein Ergebnis, das wir unbedingt gebraucht haben."

Sein Kölner Kollege Frank Schaefer beklagte nach 15 Gegentoren in den vergangenen drei Auswärtsspielen das fehlerhafte Abwehrverhalten seines Teams. "Fakt ist, dass wir auswärts viel zu leichte Gegentore bekommen. Es ist momentan schwer zu erklären", sagte er und rettete sich in Durchhalteparolen: "Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren. Wir haben noch alles selbst in der Hand." Die Rheinländer müssen angesichts ihres schweren Restprogramms mehr denn je um den Klassenverbleib zittern.

Wolfsburg spielte nach einer unruhigen Woche mit der Drohung des VW-Mutterkonzerns und Vorwürfen der eigenen Fanclubs plötzlich befreit auf und schaffte den ersten Sieg seit zwei Monaten. Im Vergleich zum 2:2 gegen St. Pauli war der VfL nicht wiederzuerkennen, spielte von Beginn an offensiv und war klar überlegen. Ohne den gelbgesperrten Kapitän Lukas Podolski setzte Köln als schwächstes Auswärtsteam seine erfolglosen Vorstellungen auf des Gegners Plätzen fort und ist seit dem 21. November 2010 (1:0 beim VfB Stuttgart) in der Fremde sieglos.

Nur zu Beginn sorgte Köln für einen echten Aufreger: Sebastian Freis traf frei stehend nach nicht einmal 120 Sekunden das rechte Lattenkreuz. Doch nach dieser Schrecksekunde spielte nur noch Wolfsburg: Grafites Treffer (7.) wurde wegen klarer Abseitsstellung nicht gegeben, doch dann verwertete Mandzukic aus kurzer Distanz eine Diego-Hereingabe zur Führung. Auch nach dem Rückstand war von Kölner Angriffsbemühungen nichts zu sehen, Gefahr für das Tor von Diego Benaglio entstand nur durch Arne Friedrichs verunglückte Rettungsaktion (25.).

Vor allem das Kölner Abwehrverhalten war nicht erstligawürdig, individuelle Fehler durch Pedro Geromel und Youssef Mohamad begünstigten die Gegentreffer. Erneut Mandzukic köpfte mit seinem fünften Saisontreffer im vierten Heimspiel nacheinander zum 2:0 ein. FC-Torhüter Rensing sah dabei gegen die tief stehende Sonne ebenso unglücklich aus wie Sekunden später sein Wolfsburger Kollege Diego Benaglio, der beim Anschlusstreffer durch den eher harmlosen Schuss von Freis (40.) kräftig mithalf. Mandzukic hatte kurz darauf sogar die Chance zum 3:1, doch diesmal hielt Rensing ("Jetzt müssen wir uns mal am Riemen reißen") überragend.

Der FC-Keeper erreichte als einziger Kölner Normalform. Sekunden nach Wiederanpfiff entschärfte er mit einem Klasse-Reflex Jan Polaks Kopfball. Das katastrophale Kölner Abwehrverhalten setzte sich auch beim Wolfsburger 3:1 fort: Diego wurde im zentralen Mittelfeld völlig alleingelassen, der Treffer durch Dejagah nach Grafite-Zuspiel war nur noch Formsache. Danach gingen die Niedersachsen zu sorglos mit ihren Chancen um, doch Dejagah sorgte für den Endstand.

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