Niederlage für Wolfsburg:Historischer negativer Vereinsrekord

Niederlage für Wolfsburg: Achte Niederlage nacheinander, die Wolfsburger sind angemessen konsterniert.

Achte Niederlage nacheinander, die Wolfsburger sind angemessen konsterniert.

(Foto: David Inderlied/dpa)

Der VfL Wolfsburg verliert auch in Bochum - es ist die achte Niederlage in Serie. Der Druck auf Coach Florian Kohfeldt wächst damit weiter.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Wenn man im sonst so stimmungsvollen Ruhrstadion aus den Lautsprechern ein sonores Brummen vernehmen kann, dann stimmt was nicht. Dann fehlen nämlich die Zuschauer. Dann hört man während des Spiels ein paar der Fans draußen auf der Castroper Straße mit ihren Autos hupen. Aus Protest, als Gruß, als Ansporn.

Diese tapferen Fans müssten um kurz vor 19 Uhr am Sonntag aus dem Autoradio vernommen haben, dass ihr VfL Bochum in der 65. Minute das goldene Tor zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen den VfL Wolfsburg erzielt hat. Dieser schöne Moment durch Milos Pantovic war der erste Bochumer Bundesliga-Treffer nach zuvor fast fünfstündiger Torflaute, denn die letzten beiden Spiele des alten Jahres waren für den VfL ohne eigenen Treffer verloren gegangen. Für Bochum geriet der Jahresauftakt mithin umso erfreulicher, für Wolfsburg hingegen war er betrüblich mit der sechsten Bundesliga-Niederlage in Serie. Das ist ein historischer negativer Vereinsrekord.

"Es bringt nichts, am 18. Spieltag schon alles zu zerreden", findet Wolfsburgs Maximilian Arnold

Es war zugleich die achte Wolfsburger Pflichtspielniederlage nacheinander. Das klingt nach vielen Sorgen. "Es bringt aber nichts, am 18. Spieltag schon alles zu zerreden", mahnte hernach der Mittelfeldspieler Maximilian Arnold. Für Bochums überglücklichen Kapitän Anthony Losilla war der Schlüssel zum Sieg wenig überraschend die "defensive Stabilität".

Niederlage für Wolfsburg: Warum so leise? Schütze Milos Pantovic (rechts) und Gerrit Holtmann bejubeln Bochums Führungstreffer, der auch der Endstand sein wird

Warum so leise? Schütze Milos Pantovic (rechts) und Gerrit Holtmann bejubeln Bochums Führungstreffer, der auch der Endstand sein wird

(Foto: Rauch/imago images/Nordphoto)

Die größte Überraschung vor diesem Sonntagspiel war gewiss, dass Aufsteiger Bochum mit seinem 24-Millionen-Euro-Etat und der jüngst ausgeschiedene Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg mit seinen drei- bis vierfachen Aufwendungen bei Anpfiff punktgleich waren. Und jetzt sind die Bochumer sogar vorbeigezogen. Beide Klubs kämpften um eine Distanzierung zur Abstiegszone und die beiden Trainer Thomas Reis und Florian Kohfeldt, die ihr Diplom vor sieben Jahren in einem gemeinsamen Kurs gemacht haben, mussten zeigen, wer unter solch strapaziösen Bedingungen die bessere Figur macht.

Es sah zunächst klar so aus, als ob die Gastgeber mit der schwierigen Gesamtsituation besser zurechtkommen. Sie schlugen nach vier Minuten bereits die dritte Ecke vors Wolfsburger Tor. Doch bis zur Pause sollte sich dann zunächst doch bloß ein Spiel entwickeln, das für Menschen mit hohem Blutdruck leicht konsumierbar erschien. Harmlose Ballrotation im Mittelfeld wurde geradezu zelebriert, was bei den Mittelstürmern Sebastian Polter (Bochum) und Wout Weghorst (Wolfsburg) zu einer gewissen Ungeduld führte. Beide Spieler waren und bleiben mit je sechs Treffern Toptorjäger ihres Klubs. Für Polter ist das eine positive Zahl, für Weghorst absolut nicht.

Auf Wolfsburg wartet nun gleich das nächste Kellerduell

Gemessen daran, dass Torchancen in der ersten Halbzeit deflationär waren, hätte sich Bochums Führungsspieler Losilla, der seinen Vertrag soeben bis 2023 verlängert hat, über eine vergebene Kopfball-Gelegenheit kurz nach dem Wiederanpfiff noch tüchtig ärgern müssen. Er tat es nur deshalb nicht, weil er als Sechser vor der Abwehr im zentral-defensiven Mittelfeld sofort wieder die Defensivarbeit zu organisieren hatte. Seine latente Geistesgegenwärtigkeit rentierte sich nach einer guten Stunde, denn der Franzose war es, der mit einem Ballgewinn im Mittelfeld die Bochumer Führung in der 65. Minute einleitete. Eine Flanke von rechts vom Speed-Wunder Gerrit Holtmann erreichte im Fünfmeterraum den als Fernschützen berühmt gewordenen Angreifer Pantovic, der für sein persönliches Best-of-Video nun auch mal einen Kopfballtreffer beisteuern durfte. Erst die Zeitlupe offenbarte, dass Pantovics Wolfsburger Kopfballduellant Maxence Lacroix beim Treffer unfreiwillig mitbeteiligt war.

Kurz zuvor hatte Kohfeldt für seine enttäuschenden Flügelstürmer Maximilian Philipp und Luca Waldschmidt im Doppelwechsel Renato Steffen und Felix Nmecha gebracht, doch Wolfsburgs Offensivspiel entbehrte unabhängig von der Besetzung der Kreativität und Effektivität. Auch dieses Manko könnte auf den Trainer zurückfallen, wenn im Klub bilanziert wird. Nächsten Samstag empfangen die Wolfsburger Hertha BSC Berlin gleich zum nächsten Kellerknaller.

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