Bundesliga:Werder erzwingt die Rettung

Werder Bremen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Retter in Bremen: Anthony Ujah

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Carsten Eberts

Das war er, der Abgrund für den VfB Stuttgart, und es waren erst zehn Minuten gespielt. Wolfsburgs Marcel Schäfer hatte viel zu frei flanken dürfen, Maximilian Arnold den Ball aus kurzer Distanz ins Stuttgarter Tor gepresst. Zu diesem Zeitpunkt hätte der VfB bereits zwei eigene Tore gebraucht, und musste zudem noch hoffen, dass Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt verliert.

Ein Abgrund also? Oh ja, ein tiefer.

Von diesem sehr frühen Tiefschlag erholten sich die Stuttgarter nicht mehr. Sie müssen absteigen an diesem 34. Spieltag, nach 41 Jahren ununterbrochener Bundesliga-Zugehörigkeit, für manche Spieler zu viel der harten Realität: Nach dem Schlusspfiff (Stuttgart verlor 1:3) schlichen die Spieler vom Platz, vergruben ihre Köpfe, hörten, wie es aus der Fankurve schallte: "Versager raus!"

Ganz Bremen in Grün-Weiß

Für die Konkurrenz war dies zunächst eine gute Nachricht: Bremen und Frankfurt, die im Weserstadion aufeinander trafen, konnten an diesem Tag nicht mehr direkt absteigen. Jenen Platz 17 hatte sich Stuttgart gekrallt. Hieß für die Partie in Bremen: Bei einem eigenen Sieg wäre Werder gerettet, Frankfurt müsste in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg, bei einem Unentschieden oder einer Bremer Niederlage genau anders herum.

Den ganzen Tag über war es gewesen, als sei ganz Bremen durch den grün-weißen Farbtopf gezogen worden. Die Straßen waren seit den Morgenstunden mit Fußballfans gefüllt, auf dem Osterdeich, der die Weser entlang zum Stadion führt, gab es weit vor dem Anpfiff kein Durchkommen mehr.

Frankfurt startet besser, Wiedwald rettet

Als kurz vor 15 Uhr der Bremer Mannschaftsbus die Rampe passierte, mussten berittene Polizisten den Weg frei machen. Bengalos hüllten die Straßen in grünen und weißen Rauch. Nicht aus Zorn, nein, die Botschaft war: Wir stehen hinter euch, ohne jeden Zweifel.

Und trotzdem fand Frankfurt besser in die Partie. In der zweiten Minute holte Werder-Keeper Felix Wiedwald einen Kopfball von Änis Ben-Hatira aus dem linken, unteren Eck. Bremen wirkte nervös, vielleicht ob der gewaltigen Kulisse im ausverkauften Stadion. Nach 20 Minuten war es wieder Wiedwald, der zuletzt oft kritisierte Torwart, der sein Team gegen Hasebe vor dem Rückstand bewahrte.

Bremen zittert bis zum Schluss

Kurz darauf ließen die Stuttgarter 152 Kilometer südöstlich bereits ihre Köpfe bis zur Grasnarbe hängen. Sie hatten das zweite Tor kassiert, lagen in Wolfsburg nunmehr 0:2 zurück. Sie brauchten also drei eigene Treffer, um überhaupt noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Wolfsburgs Daniel Caligiuri hatte mit dem Ball am Fuß durch das gesamte Mittelfeld spazieren und auf André Schürrle anlegen dürften, der vollstreckte (29.).

Die Kameras fingen VfB-Trainer Jürgen Kramny ein. Seine Mimik verriet: Das war's dann wohl.

Erst recht, als Martin Harnik kurz vor der Pause die Stuttgarter Möglichkeit vergab, noch einmal heranzukommen. Der Anschlusstreffer kurz vor der Pause, vielleicht wäre da noch etwas gegangen in Halbzeit zwei. Doch sein Ball knallte an die Latte (44.).

Ein Tor muss her für Werder

In Bremen nahm das Spiel in der zweiten Halbzeit die logische Wendung. Frankfurt zog sich zurück - das 0:0 reichte den Hessen zum Klassenerhalt -, spielte hinten nun mit Fünferkette. Werder drückte. Schickte immer wieder Flanken in den gegnerischen Strafraum, Trainer Skripnik brachte in Anthony Ujah einen zweiten Stürmer. Ein Tor musste her, wollte Werder die Relegation noch vermeiden.

In Wolfsburg traf Didavi für den VfB noch zum 1:2, per Freistoß (78.). Doch zu spät, alles vorbei. Nächste Saison gegen Sandhausen.

In Bremen sang das Publikum unaufhörlich. Und immer lauter. Sollte das Tor eben mit Stimmkraft erzwungen werden. Yildirim vergab eine passable Gelegenheit (82.), wie zuvor bereits Junuzovic. Noch fünf Minuten, ein Tor musste her, dann noch drei Minuten, zwei. Freistoß Junuzovic, der x-te: Pizarro köpfte in die Mitte, Ujah berührte den Ball, Papy Djilobodji drückte ihn über die Linie (88.). Die Rettung für Bremen, sie kam tatsächlich. Das Stadion explodierte. Nach vier Minuten Nachspielzeit begann die Party.

Die Bremer können als Erstligist Sommerferien machen. Die Frankfurter empfangen am kommenden Donnerstag, 19. Mai, den 1. FC Nürnberg zum ersten Relegationsduell.

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