Bundesliga:Was geschieht mit HSV-Trainer Labbadia?

Hamburger SV - Bayern München

Wie lange bleibt er noch HSV-Trainer? Bruno Labbadia beim Duell gegen den FC Bayern.

(Foto: dpa)

Die Klubführung druckst nach der Niederlage gegen den FC Bayern herum. Angeblich soll die Suche nach einem Nachfolger schon vor Anpfiff in Gange gewesen sein.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Am Ende gab es trotz der neuesten Enttäuschung frühherbstlich warmen Applaus von den Tribünen, die Freunde des HSV sind bescheiden geworden. Ihre Mannschaft verliert seit einiger Zeit ja häufig, oft auch im schönen Volksparkstadion. Die Niederlage gegen den FC Bayern fiel erheblich sachter aus als befürchtet, da klatschte das Publikum für die Spieler und auch für den Trainer Bruno Labbadia. Es war kein Debakel wie mehrfach in den vergangenen Jahren gegen den deutschen Meister und dennoch ein weiteres Drama, weil Joshua Kimmich erst in der 88. Minute für den Tabellenführer traf. Was aber passiert jetzt mit Labbadia, der in dieser Saison in fünf Spielen erst einen einzigen Punkt gesammelt hat?

Der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer druckste herum, als er nachher gefragt wurde, ob Labbadia am kommenden Samstag bei Hertha BSC Berlin noch auf der Bank sitzen würde. "Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil wir das intern noch besprechen", antwortete Beiersdorfer. Ob Labbadia gehen muss, sagte der Chef zunächst nicht, auch wenn seit Tagen Gerüchte die Runde machen.

Vier von fünf Bundesligaspielen hat der HSV in dieser Saison verloren, nun binnen einer Woche 0:4 gegen Leipzig, 0:1 in Freiburg und 0:1 gegen die Münchner. Wieder steht der ruhmreiche Klub ganz weit unten, obwohl mit Hilfe des Sponsors Klaus-Michael Kühne für 30 Millionen Euro Personal eingekauft worden war. Um Platz sechs bis acht wollte der Mäzen Kühne diesen HSV spielen sehen. Stattdessen kämpft der einzige Bundesligist, der noch nie abgestiegen ist, schon wieder gegen den Sturz in Liga zwei, der zweimal erst in der Relegation verhindert worden war, 2015 mit Labbadia.

Die Suche nach dem Retter soll schon vor Anpfiff im Gange gewesen sein

Die Suche nach dem nächsten Retter soll angesichts der jämmerlichen Bilanz bereits vor Anpfiff im Gange gewesen sein. Von Markus Gisdol ist die Rede, von André Breitenreiter und André Villas-Boas, den Portugiesen kennt Beiersdorfer noch aus seiner kurzen Epoche bei Zenit St. Petersburg. Doch wie es weiter geht, das konnte am Samstagabend offenbar auch Bruno Labbadia nur ahnen.

Leicht deprimiert und ansonsten wie gehabt aufrecht saß er anschließend bei der Pressekonferenz. Ja, "ganz große Traurigkeit" sei da, berichtete Labbadia, sein Team habe "kämpferisch und fußballerisch überzeugt". Leider sei der Einsatz nicht belohnt worden. Der HSV hatte sogar die erste Torchance, Nabil Bahoui vergab sie fahrlässig.

Unter Carlo Ancelotti überlässt der FC Bayern anders als unter dessen Vorgänger Pep Guardiola öfter mal dem Gegner den Ball, weshalb die Hanseaten vor allem am Anfang gar nicht so übel aussahen. Bobby Wood und Nicolai Müller ließen vor der Pause sogar gemeinsam eine weitere Gelegenheit aus, in Teil zwei indes wehrte sich Labbadias Elf nur noch. In der Offensive gelang wenig, während die Gäste in Schwung kamen.

"Ich hatte richtig Lust auf dieses Spiel"

Mats Hummels humpelte zwar mit schmerzendem Knie vom Feld, nachdem er in Teil eins mit Wood zusammen geprallt war. Jérôme Boateng ersetzte ihn selbstverständlich grandios, unter anderem bei den Innenverteidigern hat Ancelotti beneidenswerte Auswahl. Im Angriff konnte er sich vier Tage vor dem Besuch bei Atlético Madrid in der Champions League obendrein erlauben, Arjen Robben und Arturo Vidal zuschauen zu lassen. Die Realisten unter den 57.000 Zuschauern warteten hauptsächlich darauf, wann und wie das erste Tor der Bayern fallen würde.

Dass es erst so spät fiel, war außer dem Kampfgeist der Hausherren vor allem ihrem Torwart Rene Adler zu verdanken. Der hatte sich zuletzt mehrfach vergriffen, diesmal verhinderte er mehrere Möglichkeiten von Robert Lewandowski, Kingsley Coman und David Alaba. Man habe "fast zu lange gebraucht, das 1:0 zu erzielen", fand Philipp Lahm, der Kapitän.

Erst zwei Minuten vor Schluss erreichte ein genialer Pass von Thiago den eingewechselten Frank Ribéry, der schlug den Ball links außen an Adler vorbei nach Rechtsaußen zum Schützen Kimmich. Glücklich war das nicht, es war die Chronik eines angekündigten Tores. Die Bayern, schwärmte Labbadia, seien "die beste Mannschaft der Welt", da gerate man immer unter Druck. Doch man habe sich "nicht wie das Kaninchen vor der Schlange" verstecken wollen, "ich hatte richtig Lust auf dieses Spiel".

Eher ein guter Motivator als ein dauerhafter Stratege

Ob er sich nochmal auf ein Match mit dem HSV freuen darf, danach sah es am Samstagabend nicht aus, auch wenn die chaotische Führung zunächst schwieg. Der Beifall der Anhänger sei schön gewesen, erläuterte der Trainer, "überhaupt keine Frage, Anerkennung für diese 17, 18 Monate unter schwierigen Bedingungen." Doch der einstige Angreifer Labbadia ist wohl eher ein guter Motivator als ein dauerhafter Stratege, und zuletzt gab es immer mehr Ärger um die Kompetenzen.

Interessenten fragen sich, wie groß der Einfluss des Geldgebers Kühne und von Beratern ist und wieso Beiersdorfer so zögerlich auftritt. Ästheten bedauern, dass Labbadia den hochbegabten Kroaten Alen Halilovic, für fünf Millionen Euro vom FC Barcelona verpflichtet, nicht einmal ins Aufgebot berief. Andere hätten einfach besser trainiert, erläuterte Labbadia knapp. Halilovics talentierter Landsmann Filip Kostic durfte immerhin 23 Minuten lang mitmachen.

Was jetzt kommen wird, "tangiert mich wenig", behauptet Labbadia, "ist einfach so." Er werde schauen, "was ich morgen mache", abends gehe er erst mal mit seiner wunderbaren Familie essen.

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