2. Bundesliga:1860 wartet auf Ismaiks Urteil

Fussball 2. Liga : TSV 1860 Muenchen - 1.FC Kaiserslautern

Frühe Führung: Ivica Olic (rechts) spitzelt den Ball zum 1:0 für 1860 München ins Tor; Kaiserslauterns Ewerton kann es nicht verhindern.

(Foto: Christina Pahnke/sampics)

Nach einer bestenfalls soliden Leistung trennt sich 1860 München 1:1 vom 1. FC Kaiserslautern. Wird der eingeflogene Investor Ismaik nun wieder das Personal wechseln?

Von Markus Schäflein

Für diesen Dienstag hatte Peter Cassalette, der Präsident des TSV 1860 München, eine ganz besondere Reise geplant. Zusammen mit Roland Kneißl, dem Geschäftsführer der Fanartikelabteilung, war er vom Ausrüster des Klubs zum Champions-League-Spiel Sporting Lissabon gegen Real Madrid eingeladen worden. In jene glamouröse Liga also, in der Investor Hasan Ismaik seine Löwen irgendwann so gerne sehen würde.

Ob Cassalette diese Reise antreten konnte, hing allerdings stark vom Zweitliga-Spiel des TSV 1860 gegen Kaiserslautern ab. Ismaik weilte - im 1860-Trikot - in der Fröttmaninger Arena zur Beobachtung, und für den Fall eines weiteren Misserfolgs hatte Cassalette selbst eine Krisensitzung angekündigt, in der es um die Zukunft von Trainer Kosta Runjaic gehen sollte.

Doch nach der Partie wusste Cassalette noch immer nicht, ob er am Dienstag abreisen würde können: Ob Ismaik das 1:1 (1:1) nach einer bestenfalls soliden, aber gar nicht glamourösen Leistung als ausreichend beurteilen würde?

"Nach vorne kann und muss noch vieles besser werden, aber letztendlich war es ein kleiner Schritt nach vorne", meinte Runjaic. Er musste selbstredend die elf Spieler aussuchen, von denen er überzeugt war, dass sie ihm den Job sichern würden. Auswahl hatte er diesmal genug - er entschied, Mittelfeldspieler Michael Liendl mal wieder gar nicht ins Aufgebot zu nehmen und stattdessen Daniel Adlung in die Startelf zu bringen. "Gegen Kaiserslautern muss man sehr intensiv spielen und gegen den Ball arbeiten, da war einfach etwas anderes gefragt", erklärte Runjaic den Verzicht auf Liendl.

Auch Innenverteidiger Rodnei, zuletzt noch in der Startformation, fand sich überhaupt nicht mehr auf dem Spielberichtsbogen wieder. Überraschend saß auch Jan Mauersberger auf der Bank, denn in der Abwehrzentrale vertraute Runjaic neben dem jungen Felix Uduokhai diesmal Milos Degenek. Auf der linken Seite verteidigte wie erwartet Herbstzugang Sebastian Boenisch in seinem ersten Spiel von Beginn an anstelle von Maxi Wittek, rechts Fanol Perdedaj statt Filip Stojkovic.

Auch Mittelfeldspieler Nico Karger und Stürmer Sascha Mölders saßen zunächst auf der Bank; der genesene Stefan Aigner und Karim Matmour rückten für sie ins Team. Machte summa summarum sechs Änderungen im Vergleich zur Niederlage in Sandhausen, während Kaiserslautern mit einer unveränderten Elf auflief.

Tote Taube fällt vom Himmel

Zu Beginn der Partie fiel eine tote Taube vom Himmel - ob dies ein Zeichen für das Ende des inneren Friedens beim TSV 1860 war, sorgte für Diskussionsstoff; Löwen-Torwart Jan Zimmermann trug sie jedenfalls pietätvoll vom Platz. Die Sechziger begannen verhalten, überließen Kaiserslautern meist den Ball, gingen aber mit ihrem ersten Angriff in Führung: Aycicek erwischte einen weiten Abschlag von Torwart Zimmermann und bediente beim schnellen Gegenstoß Olic, der den Ball vor 17 600 Zuschauern zum 1:0 ins Tor spitzelte (9.).

Und nach einer Viertelstunde vergab Olic die große Möglichkeit zum zweiten Treffer: Er lief nach einem Fehlpass von Naser Aliji ungedeckt aufs Tor zu, scheiterte aber an FCK-Schlussmann Julian Pollersbeck. Den lauffreudigen 37-Jährigen als einzigen Mittelstürmer aufzubieten, erwies sich dennoch als eine gute Entscheidung.

Die Pfälzer taten sich gegen die kompakten und defensiv ausgerichteten Löwen schwer und hatten in der 19. Minute bei einem abgefälschten Schuss von Lukas Görtler ans Außennetz ihre lange Zeit einzige Gelegenheit. Aigner, dem man seine lange Verletzungspause noch anmerkte, hatte auf der anderen Seite noch eine Chance (37.). Das Augenmerk des TSV 1860 lag eindeutig auf der Vermeidung jeglichen Risikos - und doch musste er kurz vor der Pause das 1:1 hinnehmen. Nach einem weiten Pass von Christoph Moritz traf Zoltan Stieber per Lupfer über den aus seinem Tor geeilten Zimmermann hinweg zum unerwarteten Ausgleich (44.).

"Leider haben wir das 2:0 nicht erzielt und dann einen Fehler gemacht", meinte Runjaic, "in der zweiten Halbzeit war es dann sehr von der Taktik geprägt." In der Tat gab es kaum noch nennenswerte Torszenen. Boenisch, der ein gutes Startelfdebüt gegeben hatte, erklärte: "Gegen Kaiserslautern muss man bei jedem Pass in die Tiefe aufpassen, dass es kein Fehlpass ist. Lieber den Punkt mitnehmen, als noch ein Tor zu kassieren."

Runjaic nahm dann den erwarteten Wechsel vor: Der erschöpfte Aigner ging, in Mölders kam ein zweiter Stürmer (73.) "Man braucht nicht drumherum zu reden, die zehn Wochen Pause hat man gemerkt", sagte Aigner: "Ich bin ein Spieler, der die Spritzigkeit braucht und über die Dynamik kommt. Aber für mich war wichtig, dass ich wieder auf dem Platz war." Dann hatte auch der ausgepowerte Olic Feierabend, Nico Karger kam (83.).

Eine Chance hatte aber nur noch der FCK, als Osayamen Osawe über die Querlatte schoss (87.). Dann war Schluss - gekämpft hatten die Sechziger, taktisch diszipliniert waren sie diesmal auch, überzeugend aber nicht. Nun muss Runjaic abwarten, ob Cassalette ganz entspannt nach Lissabon fliegt.

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