Bundesliga: Vorschau:Zwischen Trauer und Aufbruch

Bochums Trainer Heiko Herrlich will seine Mannschaft mit einem Virus infizieren, der FC Bayern will sich selbst kurieren - und Hannover 96 spielt für den verstorbenen Robert Enke.

auf den Spieltag.

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Bundesliga: Vorschau:Schalke 04 - Hannover 96 (Sa. 15.30 Uhr)

Florian Fromlowitz

Quelle: SZ

Das Spiel Schalke 04 gegen Hannover steht immer noch unter dem Einfluss des tragischen Todes von Robert Enke: "Es wird keine neue Nummer eins geben, sondern nur einen Stellvertreter", erklärte Florian Fromlowitz (Bild), die bisherige Nummer zwei im 96er-Tor. Der 23-Jährige hat nach dem Selbstmord des Nationaltorhüters nicht nur einen Kameraden, sondern auch einen "Freund und Lehrer" verloren. Doch wenn der Ball am Samstag wieder rollt, zählt nicht die Vergangenheit, sondern nur ein Dreier: "Ich weiß, er schaut von oben zu. Wir wollen für ihn gewinnen", motiviert Fromlowitz seine Mannschaft.

Dass das Duell überhaupt stattfindet, war eine Entscheidung der ganzen Mannschaft: "Robert will auf jeden Fall, das wir weiterspielen", hatte Trainer Andreas Bergmann verkündet. Die Hannoveraner werden in speziell angefertigten Trikots auflaufen, auf denen die ehemalige Rückennummer von Robert Enke prangt. Die wird nicht mehr so schnell vergeben, Fromlowitz wird auch als neue Nummer 1 weiter mit der Rückennummer 27 auflaufen.

Foto: dpa

Texte: Christian Aichner

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Bundesliga: Vorschau:1. FC Köln - TSG Hoffenheim (Sa. 15.30 Uhr)

Lukas Podolski

Quelle: SZ

In Hoffenheim trauern zwei Spieler - wegen Fußball. Weder Sejad Salihovic noch Vedad Ibisevic konnten die knappe Niederlage der Bosnier in der WM-Relegation gegen Portugal verhindern. Trainer Ralf Rangnick muss nun vor dem Duell gegen den 1. FC Köln Aufbauarbeit leisten. Das könnte mit einem Blick auf die Liga-Tabelle gelingen: Wie schon in der vergangenen Hinrunde stehen die Hoffenheimer auch jetzt vor dem FC Bayern München. Damit das so bleibt, müssen Salihovic und Ibisevic schnell ihre Trauer überwinden und statt den Pfosten -fünfmal trafen die Bosnier diesen gegen Portugal - wieder das Tor treffen.

In Köln gibt es nach der Länderspielpause viel Grund zum Feiern. FC-Kapitän Milivoje Novakovic und Abwehrspieler Miso Brecko haben mit der slowenischen Nationalelf die Überraschung geschafft und Russland das WM-Ticket abspenstig gemacht. Und auch Lukas Podolski (im Bild) sollte nach seiner Kurzkur bei der DFB-Elf vor Glück nur so strahlen. Auch wenn er in der Liga erst ein Mal getroffen hat, bei der Nationalmannschaft läuft es wie gewohnt gut: Mit seinen beiden Treffern gegen die Elfenbeinküste hat sich Podolski mit insgesamt 37 Toren in 69 Spielen auf Platz neun der ewigen Torschützenliste des DFB nach vorne gearbeitet.

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Bundesliga: Vorschau:VfL Wolfsburg - 1. FC Nürnberg (Sa. 15.30 Uhr)

Edin Dzeko

Quelle: SZ

Eigentlich verläuft die Länderspielzeit für Vereinsmannschaften ruhig. Nicht jedoch in Wolfsburg. Dort hatte Trainer Armin Veh gleich mehrere Baustellen zu schließen: Linksverteidiger Marcel Schäfer wird angeblich von Real Madrid umworben, Stürmer Edin Dzeko (Bild) wird immer noch vom AC Mailand und den englischen Top-Klubs FC Chelsea und Manchester United gejagt und der mit sechs Treffern beste Torschütze der Wölfe, Zvjdan Misimovic, kehrte von der missglückten WM-Relegation der Bosnier gegen Portugal mit einer Blessur am Knie zurück.

Eigentlich keine guten Voraussetzungen für das Duell gegen den 1. FC Nürnberg, wäre da nicht die Statistik: Seit sieben Spielen ist Wolfsburg in der Liga ungeschlagen und auch in der Champions League stehen sie vor dem Einzug in die nächste Runde. Die Folge: Die Fans rufen nicht mehr allwöchentlich aus dem Wölfeblock nach den Zauberkräften von Meistertrainer Felix Magath, sondern haben sich langsam aber sicher mit Armin Veh angefreundet. Dass nun das Spiel gegen die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga ansteht, könnte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, damit bald wieder Ruhe im sonst so beschaulichem Wolfsburg einkehrt - das aber sicher nur nach einem Sieg.

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Bundesliga: Vorschau:VfB Stuttgart - Hertha BSC Berlin (Sa. 15.30 Uhr)

Pavel Progrebniak

Quelle: SZ

Es ist noch gar nicht so lange her, da glaubten die Verantwortlichen von Hertha BSC Berlin, der Torlosknoten sei endlich geplatzt. In aller Öffentlichkeit machte sich der Hauptstadtclub auf die Suche nach neuen Stürmern - und prompt trafen die alten, die eigentlich auf dem Abstellgleis landen sollten. Doch der eine Sieg in der Europa League vor gut zwei Wochen gegen den SC Heerenveen bedeutete noch lange keinen fußballerischen Frühling in Berlin. Gleich im nächsten Spiel gegen den 1. FC Köln litten die Angreifer schon wieder unter heftigen Ladehemmungen und blieben erneut torlos.

Auch im Stuttgarter Angriff weht momentan eher ein laues Lüftchen als der stürmische Gomez-Wirbel der letzten Saison. Und auch die Schwaben setzen ihre erste Sturmgarnitur unter Druck und suchen für die Winterpause einen erstklassigen Ersatz für Gomez, nachdem die formschwachen Julian Schieber, Cacau, Ciprian Marica und Pavel Progrebniak (Bild) die Lücke, die der Nationalstürmer hinterließ, bisher nicht schließen konnten.

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Bundesliga: Vorschau:Eintracht Frankfurt - Borussia M`Gladbach (Sa. 15.30 Uhr)

Michael Skibbe

Quelle: SZ

Nach zwei herben 0:4-Schlappen gegen Bayern München und Bayer Leverkusen hat der Trainer von Eintracht Frankfurt, Michael Skibbe (Bild), deutlich hör- und in nahezu sämtlichen Zeitungen lesbar auf den Tisch gehauen: "Wir müssen uns im Verein in den nächsten anderthalb Jahren völlig neu aufstellen, um wieder Konkurrenzfähigkeit herzustellen", hatte der Übungsleiter die Verantwortlichen zum Handeln aufgerufen. Vor allem im Sturm krankt es nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Ioannis Amanatidis und Martin Fenin, deswegen müsse im Winter ein "15-Tore-Stürmer" verpflichtet werden, forderte Skibbe medienwirksam.

Auch in Mönchengladbach könnte man einen Stürmer gut gebrauchen. In sechs der bisher zwölf Spielen stand am Ende eine Null auf Seiten der Gladbacher. Zudem fällt Mittelstürmer Raul Bobadilla weiterhin aus. Dafür hat Gladbach einen würdigen Nachfolger für den abgewanderten Flügelflitzer Marko Marin gefunden. Beinahe wie ein Haar dem anderen gleicht der 20-jährige Marco Reus seinem gleichaltrigem Vorgänger, auch wenn Marco mit "c" das gar nicht gerne hört: "Jeder Fußballer ist anders. Marko ist Marko und ich bin ich." Dennoch haben Marko und Marco nicht nur einen ähnlichen Namen. So schnell wie sich Marin letzte Saison in die Gladbacher Fan-Herzen gedribbelt hat, so pfeilschnell verlief auch Reus Einstand: Nach seinem 50-Meter-Solo gegen Mainz und seinem genialen Lupfer gegen den HSV ist er schon jetzt der Publikumsliebling am Bökelberg.

Foto: dpa

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Bundesliga: Vorschau:SC Freiburg - Werder Bremen (Sa. 15.30 Uhr)

Ivica Banovic

Quelle: SZ

Das erste Heimspiel nach dem Tod des Präsidenten des SC Freiburg, Achim Stocker, steht immer noch ganz im Zeichen der Trauer. So wird es vor dem Anpfiff eine Fan-Choreographie auf den Rängen des heimischen Badenova-Stadions geben, bevor der Ball rollt. Glaubt man SC-Trainer Robin Dutt, wird dieser anschließend gegen Werder Bremen besonders schnell laufen, schließlich geht es seiner Einschätzung zufolge gegen die "spielstärkste und beste Mannschaft der Fußball-Bundesliga".

Davon will Thomas Schaaf aber nichts wissen, zu sehr plagen ihn Verletzungssorgen. Claudio Pizarro und Tim Borowski fallen sicher aus, hinter dem Einsatz von Torsten Frings steht ein dickes Fragezeichen. Zudem musste Bremen gleich fünf Stammspieler für die deutsche Nationalmannschaft abstellen. An eine gute Trainingswoche war an der Weser damit nicht zu denken. Und schon könnten sich die ersten Bremer die Dienste von Ivica Banovic (links im Bild) zurückwünschen.

Von 2000 bis 2004 spielte der Kroate unter Schaaf an der Weser und sollte eigentlich in die Fußstapfen von Andreas Herzog hineinwachsen. Doch die waren zu groß für ihn, Banovic wechselte zunächst nach Nürnberg und vor zwei Jahren zum SC Freiburg. Nun verlängerte er seinen Vertrag bei den Breisgauern: "Er fühlt sich in Freiburg wohl. Und dass er Pässe spielen kann, wissen wir ja aus seiner Zeit bei Werder", erinnert sich Schaaf vor dem Duell gerne an seinen ehemaligen Schützling. Mal sehen, ob das nach dem Spiel auch noch so ist.

Foto: dpa

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Bundesliga: Vorschau:Borussia Dortmund - FSV Mainz 05 (Sa. 18.30 Uhr)

Jürgen Klopp

Quelle: SZ

Für Mainz 05 ist die Saison beinahe schon jetzt gelaufen - und zwar im positivsten aller Sinne. Nach dem Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga gewannen die Jecken vom Bruchweg in dieser Saison erst gegen den FC Bayern München und stehen nun in der Tabelle auch noch vor dem Rekordmeister - trotz des 15-Millionen-Mini-Etats ist die halbe Miete für das Saisonziel Klassenerhalt schon jetzt eingefahren. Und nun hat auch die Karnevalszeit begonnen, traditionell ein gutes Omen für die Mainzer, die vergangene Saison zwischen dem 11. November und Aschermittwoch in acht Spielen immerhin 15 Punkte holten. Wenn Mainz in diesem Jahr während der fünften Jahreszeit den gleichen Punkteschnitt einfährt, ist der Klassenerhalt spätestens am Tag der Nubbelverbrennung geschafft.

So muss sich Jürgen Klopp (Bild) gegen seinen alten Verein auf Einiges gefasst machen, auch wenn das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Weggefährten vom Bruchweg eigentlich ein Grund zur Freude ist. Dort war er insgesamt 18 Jahre als Spieler und Trainer tätig und hat sich nach dem Mainzer Aufstieg 2004 bei den Fans unsterblich gemacht: "Ich glaube nicht, dass es jemals eine solche Verbindung gab wie zwischen Jürgen Klopp, mir und dem Verein", blickt 05-Manager Christian Heidel auf eine echte Männerfreundschaft zurück. Doch die liegt erstmal auf Eis, wenn Klopp seine alte Liebe trifft: "Normal schicken wir uns vor und nach Spielen SMS-Nachrichten", erklärt Heidel. Nun soll das Handy ruhen, außer "nach einem tollen 4:4." Dann könnten sich die Freunde gegenseitig beglückwünschen.

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Bundesliga: Vorschau:FC Bayern München - Bayer Leverkusen (So. 15.30 Uhr)

Toni Kroos

Quelle: SZ

Die große Unruhe beim FC Bayern schien erstmal verflogen, doch schon ziehen neue Wolken der Unzufriedenheit über München auf. Gerade hat Philipp Lahm seine Kritik an Mitspielern, Trainer und Vereinsführung relativiert, schon schießt der Nächste. Eigentlich ist Luca Toni dafür bekannt, das gegnerische Tor zu treffen, doch nachdem ihm das zuletzt immer seltener gelungen ist, ließ sich der Italiener etwas Neues einfallen - und schoss erstmal gegen den Trainer. Und auch Manager Uli Hoeneß zeigte sich in der Interviewflut der vergangenen Wochen angriffslustig, als er nicht nur Lahm und dessen Berater Roman Grill unter Beschuss nahm, sondern auch Michael Rensing, Piotr Trochowski - und nun auch noch den eigenen Trainer.

So sitzt beim FC Bayern der Verbalcolt recht locker, während die Stürmer weiter an Ladehemmungen leiden. Klose, Toni oder doch Gomez? So lautet die quälende Frage, die sich Louis van Gaal Woche für Woche stellen muss. Doch eigentlich haben die Münchner ein ganz anderes Problem, zumindest wenn man Hoeneß und Beckenbauer glaubt: "Den Unterschied machen Ribèry und Robben", erklärten die Altvorderen zuletzt übereinstimmend. Dass gegen Bayer Leverkusen mindestens die eine Hälfte von Robbèry, die französische, sicher ausfällt, lässt wenig Gutes erhoffen.

Dennoch könnte der Tabellenführer aus Leverkusen als Aufbaugegner dienen - und zur Not als Jungbrunnen: Denn wenn Toni Kroos (Bild) gegen seinen alten Verein eine gute Partie macht, dürfte er nächste Saison mit Sicherheit wieder an der Isar spielen. Dann könnte das bayerische Glück nicht mehr nur von Robbèry abhängen, sondern auch von jenem Jahrhunderttalent, dem Hoeneß schon vor zwei Jahren die "10" fest versprochen hatte, sich dann aber doch auf ein Leihgeschäft einließ. Mittlerweile ist die Rückennummer des Spielgestalters bei den Bayern ohnehin neu vergeben: an Arjen Robben, den niederländischen Teil von Robbèry.

Foto: Getty

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Bundesliga: Vorschau:Hamburger SV - VfL Bochum (So. 17.30 Uhr)

Heiko Herrlich

Quelle: SZ

Der Trainereinstand von Heiko Herrlich (Bild) beim VfL Bochum ist mit zwei Niederlagen schlecht verlaufen - und trotzdem glaubt der ehemalige Stürmer an die Wende. Die soll mit Hilfe von ganz besonderen Viren geschafft werden. Herrlich meint aber nicht den grassierenden Schweinegrippen-Erreger, sondern den "Erfolgsbazillus". Diesen sollen der Slowene Zlatko Dedic und der Algerier Anthar Yahia in die Bochumer Mannschaft "reinnießen und alle anstecken", nachdem sie ihn sich bei ihren Nationalmannschaften geholt haben: Beide Bochumer Profis waren in der WM-Relegationsspielen die Matchwinner und erzielten die Siegtreffer gegen Russland und Ägypten.

Wer beim HSV treffen soll, weiß Trainer Bruno Labbadia momentan nicht so recht. Der erste Sturm um Guerrero fällt weiterhin aus, auch wenn Mladen Petric seit dieser Woche immerhin wieder mit dem Ball trainieren kann. Seit der Verletzung des Kroaten gewannen die Hanseaten keine Ligapartie mehr und holten nur drei magere Pünktchen aus vier Spielen. Die Spitze ist damit in weite Ferne gerückt. Zu allem Überfluss ist der dritte HSV-Stürmer, der Schwede Marcus Berg, kurz vor dem Länderspiel seiner Nationalelf gegen Italien ebenfalls erkrankt; leider jedoch nicht am Erfolgsbazillus, sondern an einem schlichten Magen-Darm-Infekt.

Foto: AP

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