Bundesliga-Vorschau:Vielleicht trifft ja der Geißbock

Ribéry zwickt's immer noch, Podolski spricht vom Abstiegskampf, Hoffenheim und Schalke tauschen die Rollen. Das Bundesliga-Vorspiel zum dritten Spieltag in Bildern.

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Moritz AP

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1899 Hoffenheim - FC Schalke 04 (Freitag, 20.30 Uhr)

Die schlechte Nachricht vorweg: Es gibt an diesem Wochenende kein Spitzenspiel am Samstagabend, da viele Teams bereits unter der Woche in der Europa League gespielt haben. Die gute Nachricht hinterher: Es gibt aber zumindest ein halbes am Freitagabend. Interessant an diesem Duell ist die Tatsache, dass Schalke unerwartet schnell an die Tabellenspitze vorgerückt ist und dies vor allem mit unerwarteten Methoden geschafft hat: mit Hoffenheimer Methoden. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit sind bei den Schalkern nämlich diejenigen Spieler gerückt, die vor der Saison eigentlich nur ihre Banknachbarn aus der Schule kannten. So wie Christoph Moritz (19, Kopf in der Bildmitte), der bislang bei allen Spielen in der Startelf stand, gegen Bochum sein erstes Ligator erzielte und in Felix Magath einen großen Förderer zu haben scheint.

Interessant an diesem Duell ist auch, dass Hoffenheim zunehmend in die Schlagzeilen gerät, und dies mit unerwarteten Methoden geschafft hat: mit Schalker Methoden. Sturm-Zugang Prince Tagoe (22) wurde erst verpflichtet, dann aufgrund einer mysteriösen Herz-Erkrankung die Sporttauglichkeit aberkannt, was die fristlose Kündigung nach sich zog, und nun wurde er gewissermaßen wieder eingestellt und wird trotzdem nicht spielen. "Wir haben die Kündigung jetzt aufgehoben", bestätigte der Verein. Der Anwalt des Ghanaers hatte zuvor angedroht, die Kündigung vor dem Arbeitsgericht anzufechten.

Texte: Andreas Thieme

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Poldi dpa

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1. FC Köln - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr)

Das hatte sich Lukas Podolski sicher anders vorgestellt. Zwei Spiele, 1:4 Tore, null Punkte. Letzter. Und jetzt auch noch das: Podolski selbst spricht im Fachmagazin Kicker davon, dass der "Abstiegskampf möglich" sei. Die Kölner scheinen nach den ersten beiden Spielen bedient und messen sich nun mit aufdringlich respektvoll von Platz fünf grüßenden Frankfurtern. "Köln ist nicht nur Lukas Podolski", sagt Eintracht-Trainer Michael Skibbe und mahnte, man werde ein anderes Gesicht des FC sehen als zuletzt. Denn auch Pedro Geromel, Milivoje Novakovic, Maniche und Petit hätten "eine immens hohe Qualität" und vielleicht ja auch der Geißbock Hennes. Vielleicht macht der ja mal einen rein, hätte Skibbe ebenso gut noch ergänzen können.

Vielleicht hat Skibbe in Sorge um den Einsatz seines Mittelfeldakteurs Pirmin Schwegler vergessen, dass sowohl der Kölner Geromel als auch Novakovic aus Verletzungsgründen überhaupt nicht spielen werden. Vielleicht hat ihn aber auch die Rückkehr seines tschechischen Stürmers Martin Fenin in den Kader so gefreut, dass er bereits darüber nachdenkt, dass die Eintracht mit einem Sieg theoretisch an die Tabellenspitze vorrücken könnte. Vielleicht hat Lukas Podolski ja sogar darüber nachgedacht, dann in Frankfurt zu bleiben. Aber wohl nur, um seinem ehemaligen Nationalmannschafts-Co-Trainer Michael Skibbe zur Tabellenführung zu gratulieren.

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Hleb getty

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Borussia Dortmund - VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr)

Die vergangene Woche war mit Sicherheit nicht die erinnerungswürdigste in der vereinsinternen Historie von Borussia Dortmund. Erst das 1:4 in Hamburg, dann das 0:5 unter der Woche gegen Real Madrid, in einem Freundschaftsspiel wohlgemerkt. Und hätte der ansonsten als Chancentod geltende Nelson Valdez am Wochenende nicht zur Abwechslung mal ein blitzsauberes Tor erzielt, wäre die Wochenbilanz des BV Borussia zum hundertjährigen Bestehen doch tatsächlich 0:9 ausgefallen. Dunkle Zeiten also für die Neongelben, Trainer Jürgen Klopp möchte deshalb "die kleinen Wolken über Dortmund schnell vertreiben".

Gegner Stuttgart fertigte derweil eher kleinere Teams wie Freiburg (4:2) und Timisoara (2:0) mit der vereinsinternen Wochenbilanz von 6:2 Toren ab. Nun sagt diese Bilanz nichts über die Historie des VfB aus, wohl aber über die Gegenwart, denn nach anfänglich schleppendem Angriffsspiel kommt die Abteilung Attacke um Spielgestalter Aliaksandr Hleb (links im Bild) und Pawel Progrebnjak so langsam in Fahrt. Beide trafen, Hleb sogar per Traumsolo.

Betrachtet man nun die jüngsten Ergebnisse beider Teams, so lassen sich eindeutige mathematische Reihenfolgen erkennen. Es bedarf jedoch keiner tieferen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Logik, um festzustellen: Mit einem Punkt könnte der BVB mehr als zufrieden sein. Gehen die Dortmunder erneut leer aus, werden womöglich Diskussionen über ein Formtief in der Kurve die Runde machen.

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Bayer getty

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SC Freiburg - Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr)

Es gibt Trainer, die ihr Trainerleben eigentlich schon fast hinter sich haben und gerade deshalb so wertvoll sind, weil sie in Ruhe Entscheidungen treffen, die auf Erfahrung basieren. So ein Trainer ist Jupp Heynckes. Einen Wechsel des Schweizer Nationalspielers Tranquillo Barnetta zum VfB Stuttgart tat jener Heynckes mit der lapidaren Erklärung ab, Stuttgart habe doch schon einen Hleb auf der linken Seite und brauche nicht noch einen. Talent Lars Bender beorderte der Trainer dagegen seelenruhig auf die Tribüne, denn "nach zwei Trainingseinheiten ist es noch zu früh". Bayer also ohne Bender, dafür mit Barnetta.

Es gibt aber auch Trainer, die ihr ganzes Trainerleben noch vor sich haben und gerade deshalb so wertvoll sind, weil sie emotionale Entscheidungen treffen oder Dinge riskieren. So ein Trainer ist Robin Dutt. Stammtorhüter Simon Pouplin konnte trotz ausgeheilter Schulterverletzung bislang kein Towarttraining absolvieren, soll aber gegen Leverkusen zwischen den Pfosten stehen. "Er wird am Donnerstag und am Freitag einen Belastungstest machen, danach entscheiden wir, ob es geht", sagte Gäste-Trainer Robin Dutt. Er sollte es sich gut überlegen, denn in den sieben Spielen seit seiner Rückkehr in die Bundesliga bejubelte Heynckes nur einmal weniger als zwei Treffer seines Teams.

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Ribéry AP

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FSV Mainz - FC Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr)

Würde man den Ausgang dieses Spiels von wichtigen öffentlichen Statements unter der Woche abhängig machen, so wäre das Ergebnis eindeutig: 0:4. Nach gefühltem Fehlstart bläst Bayern nun zumindest verbal zum Angriff. Und Mainz? Schweigt lieber. Deswegen hier der der Wochenrückblick der Münchner. Aussage eins (Uli Hoeneß): "Ribéry hätte für 100 Millionen Euro gehen können". Aussage zwei (Karl-Heinz Rummenigge): "Ich träume von einer Ära van Gaal". Aussage drei (Hamit Altintop): "Wir werden die Liga dominieren". Aussage vier (wieder Rummenigge): "Luca Toni wird sich durchbeißen".

Die wichtigste Nachricht der Woche ereilt den FC Bayern allerdings eher unfreiwillig: Franck Ribéry wird in Mainz nicht spielen. "Zuerst muss er einen richtigen Trainingsaufbau machen", konstatierte Trainer Louis van Gaal. Die Adduktoren zwicken wieder. Gänzlich unverkrampft geht dagegen FSV-Trainer Thomas Tuchel in das Spiel, das gerne auch als seine "Meisterprüfung" gesehen wird. Zwar werden die Bayern seiner Ansicht nach "besonders bissig" sein. "Wir haben aber so viel Arbeit, da bleibt keine Zeit für Aufregung", sagte er. Vielleicht zeigt sich Trainer Tuchel auch deshalb so entspannt, weil er mit seinen Mainzer Spaßfußballern in der aktuellen Tabelle tatsächlich immer noch vor den Bayern steht.

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Bank ddp

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1. FC Nürnberg - Hannover 96 (Samstag, 15.30 Uhr)

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schnell geht", sagte Hannovers Präsident Martin Kind anlässlich der bevorstehenden Trainersuche. Es ist allerdings fraglich, ob man Kind glauben soll, denn vor Wochenfrist konnte man sich auch noch nicht vorstellen, dass die Entlassung - pardon: der Rücktritt - des Trainers Hecking so schnell vorangetrieben wird. Die Rücktritts-Entlassung ist nun jedenfalls das beherrschende Thema vor dem Samstagsspiel, und so interessiert es kaum, dass Hannover unter der Woche den Abwehrspieler Sofian Chahed aus Berlin verpflichtet hat. Denn interessant sind eher diejenigen Bankplätze, auf denen wichtige Leute sitzen.

Vielleicht nimmt dort nach dem Wochenende schon ein Herr Slomka oder ein Herr Funkel oder ein Herr Schuster Platz und wenn keiner der kolportierten Herren möchte, dann macht es vielleicht auch ein Herr Matthäus. In Nürnberg macht es indes ein Herr Oenning, und der macht es auch recht gut. Allein die Punkte fehlen bislang, aber das kann der Herr Oenning ja am Wochenende mit Herrn Bergmann klären. Der ist eigentlich Trainer von Hannovers U-23, wird sich aber zumindest am Samstag mal auf die Bank setzen. Bergmann ist da sicher auch gesprächsbereit, denn am Samstag in zwei Wochen sitzt er da nach Aussage eines Herrn Jörg Schmadtke eher nicht mehr. Dann nehmen dort wohl wieder wichtige Leute Platz.

Foto: ddp

Bochum dpa

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VfL Bochum - Hertha BSC (Sonntag, 15.30 Uhr)

Der VfL Bochum und Herthas Stürmer Artur Wichniarek könnten am kommenden Sonntag durchaus ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen, nämlich dann, wenn Bochum wie in den vergangenen beiden Ligapartien erneut drei Gegentore zulässt und nun freundlicherweise auch Wichniarek mal treffen sollte. Der wurde nämlich bereits von den eigenen Fans in Berlin ausgepfiffen, weil er noch ohne Torerfolg ist. "Ich bin mir bewusst, dass die Leute mich besonders beobachten", sagte der Pole unter der Woche. "Es wäre schön, wenn wir noch einen Stürmer bekommen könnten", sagte Hertha-Kapitän Arne Friedrich. Scheint ganz so, als könnte Wichniarek ein paar Freunde ganz gut gebrauchen. Und Berlin ein paar Tore.

Ob auch die Bochumer freundschaftliche Absichten im Duell mit der Hertha haben, bleibt fraglich. Elfmal in Folge gelang den Westfalen kein Sieg gegen die Berliner - auch das spricht für einen erquickten Artur Wichniarek nach Spielende. Und gegen einen erquickten Trainer Marcel Koller. Der sieht sein Team, zusätzlich zur schlechten Bilanz, durch den Ausfall von Marcel Maltritz (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Stürmer Vahid Hashemian (Innenband) geschwächt. Für Bochum sei es Zeit, endlich "aus den Pötten zu kommen", betonte der VfL- Trainer - und gibt damit auch die Laufrichtung für Wichniarek vor.

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Zé Roberto dpa

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VfL Wolfsburg - Hamburger SV (Sonntag, 17.30 Uhr)

Im nordischen Hamburg, wo es sonst oft regnet, scheint momentan verdächtig oft die Sonne, und fast scheint es, als hätten sich auch beim HSV momentan alle ziemlich lieb. Da ist etwa Dribbelkünstler Zé Roberto, Überraschungstransfer zu Saisonbeginn, der jüngst selbstbewusst mitteilte: "Ich habe mit meinem Wechsel zu Hamburg alles richtig gemacht". Und da ist auch noch der Leader Zé Roberto, der schon beim FC Bayern häufig der beste Mann auf dem Feld war, der jüngst staatsmännisch mitteilte: "Labbadia hat eine große Zukunft".

Der angesprochene Trainer ist im Hinblick auf das Nordderby gewillt, die Wolfsburger Serie von mittlerweile 20 Heimspielen ohne Niederlage zu beenden, allerdings gewann Hamburg keines der vergangenen vier Duelle. Nach einer Notlandung in Paris, die sich im Anschluss an das Europa League-Spiel am Donnerstag gegen den EA Guingamp (5:1) ereignete, ist zudem die Vorbereitung des HSV gestört. Am Wochenende ist darüber hinaus der Einsatz von Stammtorhüter Frank Rost wegen einer Knochenhautreizung an der Ferse fraglich. Womöglich wird er wie in Guingamp wiederum vom 23-jährigen Ersatzmann Wolfgang Hesl vertreten, der gerade beim torhungrigen Wolfsburger Angriff zur Schlüsselfigur werden könnte. Bleibt für die hanseatische Heiterkeit nur zu hoffen, dass seine Abwehrkollegen den HSV-Schlussmann nicht im Regen stehen lassen.

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Pizarro dpa

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Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr)

Während der Peruaner Claudio Pizarro kürzlich wieder an der Weser landete, steht der Abflug von Platzhalter Boubacar Sanogo zum französischen Erstligisten AS Saint Etienne inzwischen fest. "Wir danken Bouba für seinen Einsatz", betonte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs gewohnt nüchtern und dankt insgeheim Claudio Pizarro für dessen Rückkehr, damit Allofs sich von Sanogo verabschieden konnte. Wie dem auch sei: Pizarro ist fit und wird - natürlich - von Beginn an stürmen, ebenso wie der Brasilianer Naldo, der dies wie beim 6:3 gegen den FK Aktobe unter der Woche in der Europa League gerne vom Abwehzentrum aus tut und seine Sehnenzerrung mittlerweile überwunden hat.

Ein Wiedersehen wird es hingegen für Bremens Flügelflitzer Marko Marin geben, der auf seine alten Gladbacher Kollegen trifft. Einen davon wird er jedoch nicht mehr begrüßen können: Steve Gohouri wurde von Trainer Michael Frontzeck aussortiert und steht vor einem Wechsel zu den Blackburn Rovers. Mit Blick auf ein wenig Statistik wird Marin das sicher verschmerzen, spielt er doch jetzt in demjenigen Team, dass vergangene Saison nicht etwa 62 Tore fing, sondern 64 schoss. Allerdings üben sich die Bremer - trotz aller Torgefahr - auch wieder kräftig im Kassieren, was besonders Sportdirektor Allofs ärgert: "Das ist vielleicht für die Zuschauer schön. Ich fand es überhaupt nicht toll." Zum Glück scheint die Lösung aber gar nicht weit entfernt: Naldo sollte wohl einsehen, dass er Abwehrchef ist. Und für die Tore gibt's ja jetzt Pizarro.

Foto: dpa

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