Bundesliga-Vorschau:"Super super Hinrunde - oder nix"

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - DFL Supercup

Wohin führt sein Weg? Bayern-Trainer Pep Guardiola geht in seine erste Bundesliga-Saison

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die 51. Saison der Fußball-Bundesliga beginnt. Nach SZ-Recherchen dürfen sich die Fans auf super, super Wochen freuen: Thiago kann bei Bayern alles, zur Freude von Pep G. Dortmunds Stadionsprecher verrenkt sich die Zunge und Joachim Löw wird zum Espresso-Botschafter. Tollkühne Prognosen zur Hinrunde.

Von Jonas Beckenkamp und Carsten Eberts

1. Spieltag:

9. August 2013, 20.30 Uhr. Endlich wieder Bundesliga-Fußball. Die übermächtigste Mannschaft des Planeten (der FC Bayern, d. Red.) trifft zum Auftakt auf eine in viel früheren Zeiten einmal übermächtige Mannschaft: Borussia Mönchengladbach. In den Wettbüros wird spekuliert, wann die Bayern ihr erstes Gegentor kassieren - beste Quoten liefert der 17. Spieltag. Pep G. (Trainer der übermächtigsten Mannschaft der Welt, d. Red.) steigt aus dem Teambus und führt Selbstgespräche - vom Boulevard eigens angeheuerte Lippenleser können seine Worte dechiffieren: "Drei Punkte oder nix."

Gegen Gladbach setzt Pep G. die Spieler Müller, Robben und Ribéry auf die Bank. Dafür stürmen Shaqiri, Kroos und Mitchell Weiser. Thiago beginnt auf der Sechs - aber er kann ja überall spielen. Genau wie Philipp Lahm, der die Münchner per Flugkopfball in Führung bringt. Noch ehe Pep G. "super super Spieler" sagen kann (die Lippenleser verfolgen jedes Wort), schießt Gladbach noch zwei Tore. Die Bayern verlieren 1:2.

2. Spieltag:

Die Auftaktniederlage hat beim Triple-Sieger Spuren hinterlassen. Pep G. gibt eine Pressekonferenz auf der Theresienwiese und fordert: "Ich will Cristian Tello oder nix." Er gibt an, er habe mit "Matthias und Kallleeeeee" schon gesprochen (Sammer und Rummenigge, d. Red). Götze schleicht sich von hinten in die PK und hält den Schuh seines Privatsponsors in die Kamera. Er kassiert eine saftige Geldstrafe.

Der BVB, mit einem 1:1 in Augsburg gestartet, quält sich nun zu einem 2:1 gegen Braunschweig. Der Klub beschließt, personell nachzulegen. Nach den Zugängen Henrikh Mkhitaryan, Pierre-Emerick Aubameyang und Sokratis Papastathopoulos verpflichtet der BVB Siphiwe Tshabalala, Levan Tskitishvili, Fabio Quagliarella, Zvjezdan Misimovic und das ungarische Talent Dávid Kálnoki-Kis. Stadionsprecher Norbert Dickel verdreht sich bei der Mannschaftsaufstellung die Zunge und muss ins Krankenhaus.

Der Hamburger SV holt gegen Hoffenheim durch ein Van-der-Vaart-Abseitstor in der 93. Minute den ersten Punkt der Saison. Trainer Thorsten Fink ruft prompt die Champions-League-Qualifikation als neues Ziel aus. Tabellenführer ist der VfB Stuttgart, nach einem 5:1 über Leverkusen. Alle freuen sich, nur Bruno Labbadia brüllt mit rotem Kopf: "Am Arsch geleckt."

3. bis 5. Spieltag:

Die Bayern finden nun besser in die Saison. Gegen Hannover sitzen Schweinsteiger, Martínez und Dante auf der Bank. Thiago debütiert auf der rechten Außenbahn - er kann ja alles spielen. Neuer Liebling ist jedoch Cristian Tello (für 48 Millionen vom FC Barcelona, d. Red), er schießt beim 6:0 gegen Hannover drei Tore. Auch Dortmund überzeugt: Das schönste Tor des Tages gelingt Siphiwe Tshabalala, auf Zuspiel von Henrikh Mkhitaryan, nach Doppelpass zwischen Sokratis Papastathopoulos und dem ungarischen Talent Dávid Kálnoki-Kis. Stadionsprecher Dickel versucht es abermals, verhakt sich die Zunge und muss erneut ins Spital.

Überraschende News aus Russland: Gazprom kündigt seine Partnerschaft mit Schalke und sponsort von nun an den BVB. Schalke braucht dringend Geld, die Bayern verpflichten zur Rückrunde Julian Draxler und Klaas-Jan Huntelaar. Robert Lewandowski wundert sich ein bisschen, lässt aber über seine Berater ausrichten, er gehe fest davon aus, künftig für den besten Klub der Welt zu spielen.

6.-7. Spieltag:

Die Münchner sind nach dem 5:0 auf Schalke neuer Tabellenführer (Thiago überzeugt als hängende Spitze, kann er ja). Mario Götze schießt sein erstes Tor für den FC Bayern, reißt sich das Trikot vom Leib, darunter trägt er ein T-Shirt mit der Aufschrift seines Privatsponsors. Er kassiert eine saftige Geldstrafe. Auch der SC Freiburg sorgt für Furore. Mike Hanke erzielt gegen Hertha BSC seine Saisontore fünf und sechs, Coach Christian Streich jubiliert: "Mia habe de Ball net reikriegt - außer'm Mike. S'isch a Wahnsinn, was meine Jungs leischte."

Joachim Löw, an diesem Samstag Tribünengast, stellt Hanke prompt eine WM-Teilnahme in Aussicht ("War immer ein Spieler von höggschder Qualitääät"). Über Leverkusens Stefan Kießling (neun Saisontreffer, d. Red.) spricht er nicht. Danach muss er schnell in den Flieger, nach Italien, wo seine anderen Stürmer Miroslav Klose und Mario Gomez durchs Land tingeln ("Ei subba Espresso habbe die da").

Und dann hagelt es Obazda

8.-10. Spieltag:

Die Bayern sind nun in Fahrt. Nach dem 5:0 in Leverkusen (Thiago ersetzt Lahm hinten rechts, Schweinsteiger sitzt auf der Tribüne, Højbjerg spielt statt Alaba) steht der traditionelle Oktoberfest-Besuch an. Pep G. ist gut drauf, brüllt ins Mikrofon: "Maß auf ex oder nix." Später brabbelt er angetüdelt irgendwas von "Mia san més que un Club". Es hagelt Proteste und Obazda. Der einzige, der fehlt, ist Götze: Er sitzt bei der letzten Sendung von "Wetten dass...?" auf der Couch. Als die Kameras seine Schuhsohlen einfangen, steht dort eine Botschaft seines Privatsponsors. Götze muss zum Rapport bei den Bayern-Bossen und erhält eine saftige Geldstrafe.

Nach vier Niederlagen in Serie und dem Absturz auf Platz 17 dreht Hamburg ein 0:2 gegen Stuttgart mit allem Dusel dieser Fußballwelt in ein 2:2. HSV-Trainer Fink fordert prompt die Europa League, Stuttgarts Coach Labbadia kommt nicht zur Pressekonferenz. Aus der Kabine hört man ihn jedoch keifen: "Am! Arsch! Geleckt!!"

Beim 3:1 des BVB gegen Hannover schießt Levan Tskitishvili zwei Tore, das dritte legt Fabio Quagliarella dem ungarischen Talent Dávid Kálnoki-Kis vor. Stadionsprecher Dickel kapituliert und nennt die Profis fortan "Spieler 1", "Spieler 2", "Spieler 3."

11. Spieltag:

Angetrieben vom falschen Neuner Thiago (macht er nicht schlecht) bügeln die Bayern Hoffenheim mit 9:0 vom Feld. Bombensicher steht die neue Innenverteidigung mit Schweinsteiger und Mandzukic. Einziger Störfaktor des Tages ist Götze, der Nasenpflaster und Tattoos seines Privatsponsors zur Schau trägt. Pep G. brummt dem jugendlichen Posterboy eine saftige Geldstrafe und ein persönliches Straftraining mit Hermann Gerland auf. Der sagt zu Götze: "Jetz' pass ma' auf, du Osterhase. Ich geb dich gleich Nasenpflasta!". Die Bayern-Scouts haben herausgefunden, dass der Rasen in der Dortmunder Arena viel grüner ist als jener in München. Hoeneß kauft dem BVB den Greenkeeper ab.

In Hamburg zieht Trainer Fink alle Register: Er bringt gegen Gladbach die aussortierten Spieler Mancienne, Kacar, Scharner und Rajkovic. Seine Begründung: "Wir haben immer gesagt, dass wir große Stücke auf sie halten." Es hagelt ein 1:3. Fink zeigt sich trotzdem optimistisch: "Wenn wir so spielen wie heute, ist der Zug zur Europa League noch nicht abgefahren."

Das Verfolgerduell lautet Dortmund gegen Stuttgart. BVB-Stadionsprecher Dickel hat sich extra gut vorbereitet und dann das: Gleich dreimal muss er VfB-Torschütze Mohammed Abdellaoue ansagen, dazu werden Sercan Sararer sowie U19-Spieler Nurhan Soyudogru eingewechselt. Weil für die Borussia nur "Spieler 5" und "Spieler 7" treffen, endet das Duell 2:3. Bruno Labbadia erklärt nach dem Spiel: "Wenn ich hier Stadionsprecher wäre, hätte ich gesagt: Am Arsch geleckt."

12.-13. Spieltag:

In Niedersachsen tritt der Ausnahmezustand ein. Vor dem "Hass-Gipfel" (Bild) und dem "Todes-Derby" (auch Bild) Hannover gegen Braunschweig marschieren tausende Eintracht-Fans auf der A2 über Peine Richtung Westen. Ab der Ausfahrt Langenhagen geht nichts mehr: 96-Anhänger blockieren den Weg unter dem Motto "Wir sind eure Hauptstadt, ihr Bauern!" Das Spiel wird in der 36. Minute abgebrochen, die DFL entscheidet, dass die Saison mit 16 Mannschaften zu Ende gespielt wird.

DFL führt "Lex Götze" ein

In Dortmund wirft Stadionsprecher Norbert Dickel das Handtuch. Er schaffe den ganzen Namenswahnsinn nicht mehr, japst er mit schwerer Zunge. Als der BVB überlegt, Gerald Asamoah als Ersatz aus Schalke zu holen, gibt es Massenproteste. Pünktlich zum Gigantenduell gegen die Bayern platzt die nächste "Hammer-Nachricht" ins Land: Hoeneß & Co. kaufen der Borussia den Hauptsponsor ab. Pep G. freut sich überschwänglich: "Gazprom oder nix." Das Spiel entscheidet Thiago - diesmal als Joker im Einsatz - mit einem Alleingang von der eigenen Eckfahne zum 1:0. Die Reservespieler Kroos, Martínez und Dante bewerfen ihn mit Mario Götze.

Aus Italien ist zu hören, dass Mario Gomez jetzt für Espresso Werbung macht. Löw dazu im TV: "Er hat scho' auuuu' - sangmermal - eine gewisse Qualitääääd."

14.-15. Spieltag:

Im Gastspiel bei Werder Bremen darf beim FCB Götze wieder auflaufen. Er überrascht mit einer Ganzkörper-Burka, gefertigt von seinem Privatsponsor. Pep G. lobt ihn als "super super super Spieler", die DFL brummt ihm eine Sperre auf und erhebt eine "Lex-Götze": Ab jetzt sind auch Kontaktlinsen mit Sponsoren-Logos verboten.

Neues gibt es im Fall Lewandowski: Die Bayern sichern sich die Dienste seiner Berater Barthel und Kucharski und setzen diese als Produktmanager ein. Robert Lewandowski wundert sich ein bisschen, lässt aber ausrichten, er gehe fest davon aus, künftig ebenfalls für den besten Klub der Welt zu arbeiten. Da meldet sich aus dem Ruhestand Norbert Dickel zu Wort: "Dieser Czezary Ku...Ku...char..." - weiter kommt er nicht. Ab ins Krankenhaus.

Solche Probleme hat Mike Hanke nicht. Seine Saisontore 16 und 17 erzielt er ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub VfL Wolfsburg. Nach Schlusspfiff wartet schon Löw, den Hanke mit den Worten begrüßt: "Florenz oder Rom - Hauptsache Party-Mike ist dabei."

16.-17. Spieltag:

Bevor es in die Winterpause geht, hält Bruno Labbadia in Stuttgart noch einmal eine zünftige Brandrede: "Wir Trainer sind nicht die Mülleimer von allen," zischt er, "und was Weihnachten angeht: Am Arsch geleckt!" Der VfB geht als Dritter in die Ferien, hinter Bayern und Dortmund. Die Stimmung ist trotzdem mies.

Der HSV hat vor dem Spiel in München ein Problem: Rafael van der Vaart verweigert die Mitreise, weil der mit Freundin Sabia Karten für die endlich fertiggestellte Elbphilharmonie hat. Trainer Fink bedient sich aus dem Aussortierten-Pool und nominiert stattdessen Robert Tesche. Das 0:6 (die Bayern verzichten diesmal auf Lahm, Alaba, Schweinsteiger, Martínez, Tello, Müller, Ribéry, Robben, Götze, Mandzukic) wertet er als Erfolg: "Vergangenes Jahr bekamen wir hier neun Stück." Der HSV geht als Vorletzter in die stade Zeit.

Ganz andere Sorgen hat Pep G.: Ihm fällt der Name seines "top, top"-Torwarts nicht ein, weil der seit dem ersten Spieltag keinen Schuss aufs Tor bekommen hat. Aus der Ferne stöhnt Norbert Dickel: "Manuel Neuer. Das kann ja sogar ich mir merken."

Dann ist Winterpause - und Felix Magath kehrt zurück. Nach Wolfsburg oder doch nach Bremen? Oder nach Frankfurt? Oder etwa Schalke? Wir wissen es noch nicht.

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