Bundesliga-Vorschau: 28. Spieltag:Schalkes Schale-Schafe

Wütende Paarhufer sollen Schalke 04 zum Erfolg verhelfen, der FC Bayern braucht dringend viel Sonne und im Kraichgau gibt es Koteletts. Die Bundesliga-Vorschau.

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eintracht frankfurt fenin, ap

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VfL Bochum - Eintracht Frankfurt (Freitag, 20.30 Uhr)

Der VfL Bochum beteiligt sich am Trend der Saison, nämlich dem Trend zum Trend. Erst schaffte Bochum eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage, nun sind es fünf Partien ohne Sieg. "Von außen betrachtet kann man von einer Krise sprechen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir den Klassenverbleib schaffen, selbst wenn wir am Freitag nicht gewinnen", sagte Bochums Trainer Heiko Herrlich vor der Partie.

Eintracht Frankfurt dagegen verweigert sich der Trendisierung, in den letzten zehn Spielen gab es vier Siege, zwei Unentschieden und vier Niederlagen - was letztlich dazu führt, dass die Mannschaft auf Platz acht der Tabelle steht. Das einzige Problem für Trainer Michael Skibbe lautet: Soll er jene Spieler, die gegen den FC Bayern mit 2:1 gewannen, auch gegen Bochum aufs Feld schicken? Schließlich kehren die zuletzt gesperrten Patrick Ochs, Selim Teber und Maik Franz in den Kader zurück. "Es stehen schwere Entscheidungen und keine leichten Gespräche an. Ich habe mich noch nicht entschieden", sagte Skibbe.

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Texte: Thomas Hummel, Jürgen Schmieder, Rebecca Schäfer

Edin Dzeko Zvjezdan Misimovic, dpa

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Mainz 05 - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr)

Wer vor dieser Spielzeit darauf gewettet hätte, dass der Aufsteiger Mainz 05 vor dem 28. Spieltag in der Tabelle vor dem Deutschen Meister VfL Wolfsburg firmiert, der wäre nun wohl ein reicher Mann. Mit 38 Punkten liegt Mainz derzeit auf Platz neun, Wolfsburg mit einem Zähler weniger einen Platz dahinter. Da es bei diesem Spiel um nicht viel mehr als eine saftige Ananas geht - beide Mannschaft sind wohl gesichert und haben kaum noch Chancen aufs internationale Geschäft -, ist beinahe interessanter, wie unterschiedlich beide Vereine die kommende Saison planen.

Ein möglicher Wechsel von Stuttgarts Cacau nach Wolfsburg soll sich in der kommenden Woche entscheiden. Dafür ist Stürmer Alexander Bucharow vom russischen Meister Rubin Kasan keine Option mehr, der 25-Jährige unterschrieb einen neuen Dreijahresvertrag in Kasan. Ob Edin Dzeko und Zvjezdan Misimovic auch in der kommenden Saison noch für Wolfsburg spielen, gilt als unsicher. Als möglicher neuer Trainer bringt sich derweil Bernd Schuster ins Gespräch. "Wolfsburg hat eine tolle Mannschaft. Ich denke da nur an Dzeko oder Grafite. Die muss man halten und mit Qualität ergänzen. Dann ist da einiges drin."

Und Mainz? Dort wird auch in der kommenden Saison Thomas Tuchel auf der Bank sitzen, als Transfer steht nur Tim Hoogland (zu Schalke) fest. Gerüchte gibt es kaum welche. Wie unterschiedlich Vereine doch sein können, obwohl sie in der Tabelle direkte Nachbarn sind ...

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hertha bsc berlin fans randale, dpa

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Hertha BSC Berlin - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)

Das erste Spiel nach den Randalen beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg (1:2): Der Fokus wird wohl zunächst weniger auf das Spielfeld denn auf den Fanblock gerichtet sein, aus dem vor zwei Wochen 150 junge Männer den Wassergraben überquert haben und randalierend auf das Spielfeld gelaufen sind. Seitdem hat eine Fandebatte in Deutschland Fahrt aufgenommen: Unter anderem wird gefordert, dass in den Stadien die Stehplätze abgebaut werden sollen, weil von dort die meiste Gefahr durch Chaoten drohe. Randnotiz: Im Berliner Olympiastadion gibt es keine Stehplätze.

Die Hertha muss nun jedenfalls 50.000 Euro Strafe zahlen, 350.000 Euro Schaden soll entstanden sein. Geschäftsführer Ingo Schiller kündigte an, identifizierte Randalierer in Haftung zu nehmen. Außerdem dürfen am 10. April gegen den VfB Stuttgart nur 33.000 Zuschauer ins Stadion, der Hertha-Fanblock muss leer bleiben.

Im ganzen Trubel geht fast unter, dass beide Vereine ein sehr wichtiges Spiel vor sich haben: Hertha muss siegen, um nicht abzusteigen. Dortmund muss siegen, um noch eine Chance auf die Champions League zu haben. Mal sehen, wie die Fans des Verlierers diesmal reagieren.

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mirko slomka, getty

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Hannover 96 - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

Der Disput, wie wichtig ein Spiel ist, hat ja schon zum Wettbewerb der Superlative geführt. Vor der Partie gegen den Tabellendreizehnten 1. FC Köln übertrifft sich der Präsident des Tabellensechzehnten Hannover 96, Martin Kind, selbst: "Wir haben jetzt nur noch Endspiele. Aber von den sieben Spielen ist Köln vielleicht das wichtigste", sagte Kind. Sein Trainer Mirko Slomka bleibt da fast unterkühlt: "Wir müssen Köln in den Strudel mit hineinreißen. Das ist unser großes Ziel."

Während Kölns Torwart Faryd Mondragon eher geschäftsmäßig dem Kicker sagte: "Man sagt ja, dass jedes Spiel wichtig ist. Dieses ist es offensichtlich." Wer es böse meint mit den Kölnern, der sieht darin den Vorwurf bestätigt, es handle sich um eine Söldner-Truppe. Nach ein paar arg emotionslosen Auftritten zuletzt geisterte dieser Ausdruck über den Rhein. Und das, obwohl Lokalheld Lukas Podolski im Team steht!

Doch halt! Da wäre ja noch Kevin Pezzoni. Der 21-jährige Mittelfeldspieler kündigt an: "Wir müssen da hinfahren, Charakter zeigen und Hannover wegputzen." Jawollja! Das ist ein Satz, den ein Fan vor dem wichtigsten von sieben Endspielen hören will.

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mesut oezil marko marin claudio pizarro, ap

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Werder Bremen - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr)

Wer das Hinspiel zwischen Nürnberg und Bremen im Oktober 2009 verfolgte, der war versucht, zwei Schlüsse aus dieser Begegnung zu ziehen. Erstens: Der Club steigt ab. Zweitens: Bremen wird Deutscher Meister. 2:0 hatte Nürnberg nach einer formidabel geführten Partie vorn gelegen und dabei noch beste Torchancen ausgelassen. Doch dann traf Aaron Hunt zunächst in der 72. Minute und dann noch einmal in der Nachspielzeit - das Spiel endete 2:2. Bremen blieb deshalb im zehnten Bundesliga-Spiel in Folge ohne Niederlage und rückte auf Platz zwei vor, Nürnberg verblieb auf einem Relegationsplatz.

Vor dem aktuellen Spieltag sind nun Glaskugel-Gucker erneut versucht, zwei Thesen aufzustellen. Erstens: Bremen wird mit der Vergabe der Meisterschale nichts mehr zu tun haben. Zweitens: Nürnberg steigt nicht mehr ab - schließlich hat sich die Mannschaft mit neun Punkten aus den letzten fünf Spielen Luft verschafft und kann eines der beliebtesten Stilmittel dieser Saison verweisen: einen Lauf.

"Wir sind in der Situation, in der wir aufholen müssen, insofern gibt es für uns nur noch Endspiele", sagt Werders Klubchef Klaus Allofs vor der Partie. Schließlich könne sein Verein noch die Qualifikation für die Champions League schaffen, was ein schönes Argument für den Verbleib von Spielern wie etwa Mesut Özil wäre. Nürnbergs Trainer Dieter Hecking sagt: "Wir dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern müssen mutig agieren und aktiv nach vorne spielen. Wir können ein Zeichen setzen." Schließlich kann seine Mannschaft den Klassenerhalt schaffen, was ein schönes Argument für den Verbleib von etwa einem Dutzend Spielern wäre.

Und so wird es nach dem Spiel am Samstag wieder zwei Thesen geben - mindestens.

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heiko westermann, getty

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Bayer Leverkusen - FC Schalke 04 (Samstag, 18.30 Uhr)

Auf den Trick muss man erst mal kommen: "Vielleicht haben wir ja ein paar Schafe draufgeschickt, damit sie da ein bisschen rumwühlen", sagte Heiko Westermann, nachdem Bayern-Präsident Uli Hoeneß gemutmaßt hatte, der Rasen in Gelsenkirchen sei mit Absicht so schlecht, damit Schalkes Westermänner spielerische Defizite ausgleichen können. Nun ja, Westermann ätzte mehr Richtung Hoeneß.

Doch wenn man schon mal dabei ist: Was werden da wohl die technisch beschlagenen Leverkusener vor dem Spiel gegen Schalke unternehmen? Einen englischen Greenkeeper einfliegen lassen mit einer goldenen Sichel, um die letzten Unebenheiten auszugleichen? Wie in Barcelona den Platz derart unter Wasser setzen, dass die Schalker Rustikal-Kicker garantiert keinen Ball stoppen können? Wie dem auch sei: Das Duell der beiden besten deutschen Torjäger kommt nicht zustande, weil Stefan Kießling mit Muskelfaserriss ausfällt. Immerhin ein Problem, das Verteidiger Westermann am Samstag nicht lösen muss.

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Franck Ribéry Wahiba Belhami, getty

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FC Bayern München - VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr)

Ob wohl Wahiba Belhami am Samstagnachmittag im Stadion sitzt? Oder wenigstens auf der Terrasse, im Internet livetickernd oder am Radio hörend dabei bei der Berufsausübung ihres Mannes. Zwölf Grad, unterschiedlich bewölkt und am Abend Regen, steht im Wetterbericht für München. Ehemann Franck Ribéry hat ja kürzlich geäußert, dass Wahiba "eine Frau des Südens" sei und die Sonne brauche. Ob zwölf Grad, unterschiedlich bewölkt und abendlicher Nieselregen eine Frau aus Algerien zufriedenstellt?

Ribérys Trainer van Gaal wird es unterdessen mehr interessieren, ob sein französischer Profi wieder zu der Stärke findet, die ihn zu einem der begehrtesten Fußballer des Kontinents werden ließ. Denn der Mann, der für die Münchner derzeit den Unterschied ausmacht, spielt auf der anderen Seite des Spielfelds: Arjen Robben. Gegen Florenz, gegen Freiburg, gegen Schalke - immer schoss der Niederländer mit außergewöhnlichen Einzelaktionen die Münchner zum Sieg. Am Samstag wird sich der Stuttgarter Christian Molinaro mit Robben auseinandersetzen müssen. Es könnte das entscheidende Duell sein zwischen München und Stuttgart.

Während für Wahiba Belhami vielleicht eine andere Information wichtiger ist: Madrid am Samstagnachmittag: 17 Grad, meist sonnig. Was immer das bedeuten mag.

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carlos eduardo, ddp

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TSG Hoffenheim - SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr)

Es ist nicht das Frühlingswetter gewesen, dass den Spielern der TSG Hoffenheim am Freitagmittag ein kleines Grillfest beschert hat. Sondern Carlos Eduardo, ein Brasilianer. Und die wissen dem Klischee nach ja besonders gut, wie man feiert. Der Grund für Koteletts im Kraichgau war aber nicht die pure Lebenslust. Vielmehr war es eine kompensatorische "Habt-mich-wieder-lieb"-Maßnahme seitens Eduardos, nachdem er im Spiel gegen Nürnberg eine respektlose Reaktion auf seine Auswechslung zeigte. Ansonsten ist in Hoffenheim momentan nämlich wirklich niemandem zum Feiern zumute: Der Rückrundenabsturz der TSG (Drittletzter der Rückrundentabelle) erinnert verdächtig an den der Vorsaison. Die Offensive trifft nicht, viele wichtige Spieler (Chinedu Obasi, Demba Ba) fehlen. Immerhin Obasi könnte eine Option von der Bank sein. Andreas Beck kehrt ins Team zurück, auf der linken Seite fällt die Entscheidung zwischen Christian Eichner oder Andreas Ibertsberger.

Noch schlechter als die TSG steht in der Rückrundentabelle der SC Freiburg da. Trotz des 1:0-Erfolgs gegen Mainz bleibt der SC das schlechteste Team 2010. Doch die Hoffnung ist wieder da und Mohamadou Idrissou ist am Sonntag wohl auch wieder mit dabei, wenn Freiburg einen weiterer Schritt "des langen Weges Klassenerhalt" (SC-Manager Dirk Dufner) gehen will. Gelingt der, wäre das im sonnigen Breisgau fast schon Grund für ein Grillfest. Und zwar aus purer Lebenslust.

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ruud van nistelrooy, getty

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Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV (Sonntag, 17.30 Uhr)

Jérôme Boateng wahrscheinlich zu Manchester City, Eljero Elia von Bayern München umworben, eine Kabinen-Rangelei zwischen Tunay Torun und Ruud van Nistelrooy, Piotr Trochowski vermisst "Anerkennung", Spieler beschweren sich bei Boss Bernd über Trainer Bruno Labbadia. Die Situation beim Hamburger SV als "unruhig" zu bezeichnen, wäre so, als würde man Arjen Robben einen "begabten" Fußballer nennen. Nun hat sich auch noch Uwe Seeler eingeschaltet, in der Bild-Zeitung sagte er: "Die Spieler schöpfen ihr Potential nicht aus, sie müssen in die Verantwortung genommen werden. Alle müssen an einem Strang ziehen."

Immerhin könnte beim HSV der verlorene und verletzte Sohn Paolo Guerrero sein Comeback geben. Der an Flugangst leidende Peruaner ist inzwischen wieder in Hamburg angekommen und trainierte nach seinem Kreuzbandriss, den er sich im August vergangenen Jahres zugezogen hatte, wieder mit der Mannschaft und soll zumindest im Kader für die Partie am Sonntag stehen.

In Gladbach herrscht nach fünf Spielen ohne Sieg zwar noch keine Unruhe, doch gibt Trainer Michael Frontzeck bereits den Mahner. Man müsse aufpassen, trotz derzeit acht Punkten Vorsprung auf die Relegationsplätze noch gegen den Abstieg kämpfen zu müssen. Immerhin hat Frontzeck beim 1:1 in Köln eine Steigerung seiner Mannschaft ausgemacht: "Aus meiner Sicht hat die gesamte Mannschaft ein ordentliches Spiel gemacht."

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