Bundesliga-Vorschau, 20. Spieltag:Das Leid des Generals

Warum van Gaal nicht mehr über Ribéry sprechen will, sich Freiburg über ein 1:4 sogar freuen dürfte und Gladbach nach allen Regeln der Logik verlieren muss. Die Vorschau auf den 20. Spieltag.

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Hamburger SV - VfL Wolfsburg (Freitag, 20.30 Uhr)

Bruno Labbadia hat vor der Partie gegen Wolfsburg keine leichte Aufgabe. Der Trainer des HSV muss seine Mannschaft auf ein Spiel vorbereiten, das - überspitzt gesagt - in Hamburg diese Woche niemanden interessierte. Die Hansestadt schwankte hin und her zwischen Euphorie und Ratlosigkeit, zwischen der Begrüßung des Heilsbringers Ruud van Nistelrooy und der Anteilnahme am Schicksal von Paolo Guerrero, der noch immer in Peru sitzt und wegen seiner Flugangst Flieger um Flieger Richtung Deutschland ziehen lässt. Mit der Partie gegen Wolfsburg hat beides nichts zu tun: Guerrero wird nicht pünktlich kommen, und van Nistelrooy befindet sich noch im Aufbautraining.

Vielleicht beruhigt es Bruno Labbadia, dass Lorenz-Günther Köstner in Wolfsburg keine weniger turbulente Woche hinter sich hat. Der Trainer der zweiten Mannschaft wurde nach der Entlassung von Armin Veh vom Gardasee in die VW-Chefetage gerufen und steht nun vor seinem ersten Spiel als Interimstrainer bei den Wölfen, die seit sieben Partien nicht mehr gewonnen haben und weiterhin auf Torhüter Diego Benaglio (Knieprobleme) verzichten müssen. Auch der brasilianische Defensivmann Rever kommt noch nicht zum Einsatz: Der Fünf-Millionen-Euro-Einkauf brach sich am Sonntag im letzten Spiel für seinen bisherigen Verein Gremio Porto Alegre die Hand und fällt drei Wochen aus.

Foto: Getty Texte: Christian Aichner, Johannes Aumüller, Fabian Heckenberger, Jürgen Schmieder

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Hertha BSC Berlin - VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr)

Die Rechnung der Verantwortlichen von Hertha BSC Berlin war ziemlich einfach: Um diese grottenschlechte Hinserie (nur sechs Punkte aus den 17 Spielen) noch irgendwie ausgleichen zu können, sollte die Mannschaft aus den ersten sechs Spielen der Rückrunde nach Möglichkeit 15 Punkte holen. Machbar schien das durchaus, denn zu den Gegnern in diesen ersten sechs Spielen zähl(t)en gleich fünf scheinbar schlagbare Konkurrenten, nämlich Hannover, Gladbach, Bochum (an diesem Spieltag), Mainz und Freiburg. Und gegen wen sollte eine Wende gelingen, wenn nicht gegen diese fünf Teams?

Doch seit dem vergangenen Wochenende ist die Aussicht auf den 15-Punkte-aus-sechs-Spielen-Start dahin: Gegen Gladbach gab es nur ein Remis. Immerhin 14 oder gar 16 Zähler wären noch möglich, wenn die Mannschaft von Friedhelm Funkel gegen den sechsten Gegner aus dem Auftaktsextett Remis spielt oder gewinnt - doch das ist niemand anderes als Werder Bremen. Wobei: Derzeit ist es vielleicht leichter, gegen Bremen zu gewinnen als gegen Mönchengladbach ...

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Mönchengladbach - Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr)

Was haben die Fußballfans gestaunt über die Serie von Werder Bremen im vergangenen Herbst. 23 Spiele hatte die Mannschaft von Thomas Schaaf nicht verloren, dann gab es eine 0:2-Niederlage gegen Schalke - und den Beginn einer neuen Serie: sechs Punktspiele ohne Sieg und vier Niederlagen in Serie stehen derzeit zu Buche. "Uns weht der Wind gerade richtig ins Gesicht. Wir laufen Gefahr, dass die aktuelle Saison so wird wie die letzte", sagt Kapitän Torsten Frings. So wie Unentschieden der Positiv-Serie zugeordnet wurden, so zählen Remis nun eben zum Negativ-Lauf und deshalb steckt Bremen per definitionem in der Krise und wird nach dem Gesetz der Serie auch gegen Gladbach nicht gewinnen können.

Aus den letzten Spielen von Borussia Mönchengladbach eine bestimmte Logik herauszulesen, kommt der Aufgabe in einem IQ-Test gleich. Die Ergebnisse lauteten: Sieg, Unentschieden, Sieg, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Niederlage, Unentschieden. Im IQ-Test wäre natürlich "Niederlage" (Logik erkannt?) als folgerichtiges Resultat herauszulesen und damit darf sich Bremen auf ein Ende der Negativ-Serie freuen.

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FC Bayern München - FSV Mainz 05, (Samstag 15.30 Uhr)

Mit oder ohne Ribéry? Das ist in München momentan die alles entscheidende Frage, erst mal nur für das Duell gegen Mainz, dann auch für die nächste Saison. Tagelang wurde spekuliert, wer für Ribéry weichen müsse. Olic, Müller oder, ganz überraschend, gar Robben? Doch am Donnerstag verkündete Louis van Gaal, dass Ribéry noch nicht fit genug für die Startformation sei.

Ohnehin habe der niederländische General "keine Lust, etwas zu ändern, wenn wir gewinnen und so spielen". Noch weniger Lust hat van Gaal darauf, andauernd Auskünfte über seinen gerade zurückgekehrten Star zu geben: "Ich will nicht ständig nur über Ribéry reden. Das ist nicht gut für ihn, für mich und die Mannschaft."

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eintracht frankfurt altintop

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Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln, (Samstag 15.30 Uhr)

Wochenlang herrschte in Frankfurt schlechte Stimmung. Schon in der Vorrunde hatte Michael Skibbe immer wieder Verstärkungen für sein Team gefordert, vor allem in der Offensive sah der Trainer Nachholbedarf, und am liebsten in Form des aus Schalke bekannten Mittelfeldspielers Lincoln.

Am Anfang der Transferperiode geschah aber wenig bis gar nichts bei der Eintracht. Skibbe ließ durchblicken, dass seine Mannschaft zu wenig Potential habe - und er sich möglicherweise vom Trainerposten verabschieden werde. Doch dann kam der Doppelschlag: Zunächst öffnete Präsident Bruchhagen seinen Geldbeutel für den US-Amerikaner Ricardo Clark, einen Mittelfeldspieler. Und dann verpflichtete Frankfurt kurz vor Transferlistenschluss doch noch eine echte Offensivkraft: Halil Altintop von Schalke 04.

Lincoln hat Michael Skibbe zwar wieder nicht bekommen, aber zufrieden mit der Transferpolitik dürfte er jetzt doch sein.

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mickael tavares dieter hecking

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Hannover 96 - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr)

Die irre schnellen Abläufe im Fußball-Geschäft bringen es mit sich, dass ein Trainer eines Bundesligavereins in einer Saison auf eine Mannschaft trifft, die er selbst zu Beginn der Spielzeit noch trainiert hat. Deswegen heißt es in schöner Regelmäßigkeit, dem Trainer x stehe nun ein Duell mit seinem Nachfolger bevor. Doch im Fall des früheren Hannover- und jetzigen Nürnberg-Coaches Dieter Hecking offenbart das Fußball-Geschäft so irrwitzig schnelle Abläufe, dass selbst die zitierte Formulierung falsch ist. Denn obwohl Hecking erst in der laufenden Saison als Hannover-Trainer zurücktrat, trifft er nun als Nürnberger Übungsleiter nicht mehr auf die Mannschaft seines Nachfolgers, sondern auf die seines Nachnachfolgers.

Dieses Duell mit der Mannschaft seines Nachnachfolgers hat für Hecking auch noch eine persönliche Brisanz. Mit dem neuen Hannover-Trainer Mirko Slomka ist er seit vielen Jahren eng befreundet. Die Hoffnungen auf den ersten Club-Sieg nach der Winterpause stützen sich dabei unter anderem auf einen Zugang: Unter der Woche verpflichtete der FCN Mickaël Tavares vom Hamburger SV als neuen "Sechser".

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baumjohann ap

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FC Schalke 04 - TSG Hoffenheim (Samstag, 18.30 Uhr)

Eine Winterpause lang durfte Felix Magath über sich lesen, dass kein anderer Verein mehr Spieler eingekauft habe als sein FC Schalke. Gleich sieben waren es, und drei von diesen sieben galten als ernsthafte Kandidaten für die Startelf der Königsblauen. Wer am dritten Spieltag einen Blick auf die wahrscheinliche Anfangsformation der Gelsenkirchener wirft, kann aber zu dem Schluss kommen, dass Felix Magath womöglich keinen einzigen Neuen gebraucht hätte. Denn in der wahrscheinlichen Anfangsformation fürs Spiel gegen Hoffenheim stehen exakt null Neue. Peer Kluge ist verletzt, Alexander Baumjohann konnte sich bisher noch keinen Platz in der Startelf erkämpfen, Angreifer Edu ist aus ebenjener wieder herausgepurzelt. Sieben Neue kaufen, keinen einsetzen, auch das ist etwas, das wohl nur Felix Magath schafft.

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Jens Lehmann dpa

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VfB Stuttgart - Borussia Dortmund (Sonntag, 15.30 Uhr)

Der VfB geht erleichtert in das Duell der beiden Lauf-Mannschaften. (Stuttgart ist in der Liga seit fünf Spielen ohne Niederlage, Dortmund sogar seit zwölf Partien.) Drei Millionen Euro pro Jahr zahlte Stuttgart bis zu dieser Woche einem Regisseur namens Yildiray Bastürk, der seine letzte Partie für die Schwaben irgendwann in der Amtszeit von Erwin Teufel als Ministerpräsident bestritten haben muss. Jetzt wurde der Türke an die Blackburn Rovers ausgeliehen.

Wer Bastürk aber den größten Fehleinkauf der Vereinsgeschichte nennt, dem sei ein brasilianischer Fußballer namens Didi ins Gedächtnis gerufen. 1999 wurde der für 3,5 Millionen Mark zum VfB gelotst. Das Problem: Didi fehlte ein vorderes Kreuzband, dafür hatte er einen kapitalen Meniskusschaden mitgebracht.

Frei von solch düsteren Erinnerungen und mit allen wichtigen Bändern an den richtigen Stellen empfängt Stuttgart am Sonntag den BVB - nur Cacau wird mit Adduktorenproblemen auf der Bank sitzen, Jens Lehmann (im Bild) kehrt nach seiner Sperre ins Tor zurück. Dortmund dagegen muss auf Sven Bender verzichten. Der zuletzt bestens aufgelegte Mittelfeldspieler laboriert an einer Entzündung im Knie. Jürgen Klopp deutete nebulös an, er sehe "gewisse Möglichkeiten", Benders Fehlen zu kompensieren. Die wahrscheinlichste Variante: Mats Hummels rückt ins defensive Mittelfeld und Felipe Santana in die Innenverteidigung.

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Idrissou AFP

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Bayer Leverkusen - SC Freiburg (Sonntag, 17.30 Uhr)

Robin Dutt ist kein abergläubischer Mensch, doch angesichts der Statistik könnte dem Freiburger Trainer vor dem Spiel in Leverkusen schon etwas mulmig werden. Der Sportclub verlor die letzten drei Partien bei Bayer jeweils mit 1:4. Spötter voller Galgenhumor witzeln bereits, die kriselnden Breisgauer könnten sich über dieses Ergebnis doch nur freuen, da ein 1:4 ein Ende der Negativserie von zuletzt knapp 400 Minuten ohne Tor bedeuten würde. Eine gute und ganz ironiefreie Nachricht für Freiburg: Stürmer Mohamadou Idrissou (im Bild rechts) ist nach Kameruns Aus im Viertelfinale des Afrika-Cups wieder zurück.

Probleme der luxuriöseren Art hat Jupp Heynckes, Trainer von Bayer Leverkusen. Nein, damit ist nicht der Ausfall von Simon Rolfes gemeint, der den Klub gar nicht so sehr schmerzt, weil der Nationalspieler zuletzt sowieso nur noch sporadisch zum Einsatz kam. Vielmehr musste sich Heynckes des gefährlichen Lobes eines Konkurrenten erwehren. Schalke-Trainer Felix Magath säuselte beim Kicker-Interview mit der Teetasse in der Hand: "Jupp, wenn die Bayern mitspielen, traue ich dir den Titel zu." Wo so mancher Trainer reflexartig seine Ziele kleinreden würde, blieb Heynckes so abgezockt wie seine Mannschaft seit Wochen spielt: "Wir stehen auf Platz eins, haben zwei Punkte Vorsprung. So leicht sind wir da oben nicht wegzuholen." Robin Dutt wird das nicht gerne hören.

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