Bundesliga: Vorschau:Nonnen für die Bayern

Warum der FC Bayern himmlische Hilfe bekommt, Hoeneß keine Würstchen nach Cottbus schicken muss und Rangnick keinen Hertha-Stürmer kauft. Die Vorschau auf den 29. Spieltag

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TSG Hoffenheim - Hertha BSC Berlin (Freitag, 20.30 Uhr)

Wenn Lucien Favre und Ralf Rangnick sich vor Spielbeginn im Kabinengang begegnen, könnten sie schnell ein Gesprächsthema finden, bei dem sie Einigkeit erzielen.

Favre: Ich habe so viele Verletzte, aber ihn kann ich nicht spielen lassen. Verstehst du mich wenigstens? Rangnick: Du hast vollkommen recht, der würde bei mir keine Minute spielen. Favre: Wenn eine Zutat nicht stimmt, schmeckt der ganze Kuchen nicht. Rangnick: Der glaubt, er ist größer als sein Trainer. Das musst du ihm austreiben. Favre: Ich möchte, dass er endlich geht. Rangnick: Aber ich sag dir: Wir nehmen ihn nicht.

Das Gesprächsthema wäre ohne Zweifel: Marko Pantelic. Der Berliner Stürmer hat sich wieder einmal über die Presse empfohlen und gegen Trainer Favre geschossen: "Ich habe voll trainiert und bin gut drauf. Es wäre normal, wenn ich spiele", sagte Pantelic der Bild und fügte an: "Wenn das nicht passiert, arbeitet einer gegen den Verein. Das ist für mich klar."

Favre deshalb zu Rangnick: Bevor er noch das entscheidende Tor schießt, werde ich lieber nicht Meister. Rangnick: Dann glaubt er noch, er sei größer als sein Trainer. Dann lieber Fünfter.

hum/Fotos: dpa/ddp

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Werder Bremen - VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr)

Dem VfL Bochum wird aufgrund seiner unspektakulären wie erfolglosen Bilanz mitunter nachgesagt, die "graue Maus" der Liga zu sein. Und so gesehen kann es an diesem Wochenende für Werder Bremen keine passenderen Gegner als eben jene farblosen Bochumer geben. Eingerahmt von zwei Halbfinalspielen gegen den Hamburger SV hat das kommende Bundesligaspiel aus Sicht der Gastgeber wohl eine ähnlich große Bedeutung wie ein Trainingsspiel gegen eine Bezirksligaauswahl in der Saisonvorbereitung.

Oder anders gesagt: Grauer Ligaalltag gegen eine graue Maus. Die zehntplatzierten Bremer stehen mit 32 Punkten im Tabellen-Niemandsland. Und so überrascht es schon ein wenig, dass Schaf mit seiner besten Elf plant.

Zu der gehört nach seinen gehaltenen Elfmetern im Pokal mehr denn je Tim Wiese. Wie die Bochumer es anstellen wollen, Deutschlands neuen Torwart-"Helden" (Bild) zu überwinden? Erster Kandidat für den Heldensturz: Stanislav Sestak. Der Slowake zeigte schon beim 3:0-Sieg in Hoffenheim vor zwei Wochen, dass er in der Ferne für Tore gut ist. Und auch die Bochumer haben Furchteinflößendes dabei: Joel Epalle läuft nach einem Jochbeinbruch mit einer speziellen Schutzmaske auf.

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Hannover 96 - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

Christoph Daum griff nach der 0:3-Klatsche gegen Stuttgart ganz tief in die Mottenkiste des Fußballervokabulars: "Fußball ist Ergebnissport" konstatierte er - und lieferte damit eine ebenso abgedroschene wie exakte Analyse der momentanen Lage seiner Mannschaft ab. Denn die Ergebnisse sind es, die bei den Kölnern gerade überhaupt nicht stimmen: fünf Niederlagen in sechs Spielen.

Zur Aufheiterung sei den Kölnern aber der Blick auf die Tabelle empfohlen, denn der verrät: So schlimm ist das Ganze nun auch wieder nicht. 32 Punkte bedeuten Platz zwölf.

Richtungsweisend ist die Partie indes für die Gastgeber. Hannover 96 steht mit 29 Punkten einen Platz hinter den Kölnern und hofft darauf, in den letzten Spielen einer ohnehin verkorksten Saison so wenig wie möglich mit den Tabellenrängen 16 bis 18 zu tun haben zu müssen. Bei einer Heimniederlage könnte es aber noch mal eng werden.

mes/Foto: dpa

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Borussia Dortmund - Hamburger SV (Samstag, 15.30 Uhr)

Im Schatten der Hauptschauplätze der Liga (Titelkampf, das norddeutsche "Drama in vier Akten", die Klinsi-Krise) ist Borussia Dortmund die heimliche Mannschaft der Stunde. Vier Siege in Folge konnten die Remis-Könige der Liga (13 Unentschieden) zuletzt verbuchen. Kein Wunder also, dass Jürgen Klopp wohl auch im vierten Spiel hintereinander die gleichen Startelf aufbieten will.

Wie sehr die Verantwortlichen der Dormunder ihrer Mannschaft momentan vertrauen, zeigt auch die Vertragsverlängerung von Nelson Valdez (Bild), der plötzlich wieder weiß, wo das Tor steht und mit einem herrlichen Winkelschlenzer beim letztwöchigen Sieg in Bochum reüssierte.

Gewarnt sein sollten die Hamburger, die nach dem Pokalaus den ersten von drei möglichen Titeln verspielt haben, aber noch aus einem anderen Grund: Die Dortmunder sind wahre Spezialisten in der Disziplin des Meisterschaft-Vermiesens. Unlängst läuteten die Westfalen mit ihrem 3:1-Sieg im Olympiastadion den Abwärtstrend von Hertha BSC ein, und auf Schalke bekommen sie immer noch das Schaudern, wenn sie an den 12. Mai 2007 erinnert werden. Damals verdarb die Borussia dem Erzfeind am vorletzten Spieltag noch den Titel und verhalf Stuttgart zur Meisterschaft. Schlagen die Dortmunder Spaßverderber ein weiteres Mal zu, wird es für den HSV im Kampf um die Meisterschaft sehr eng.

mes/Foto: dpa

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Bayer Leverkusen - Karlsruher SC (Samstag, 15.30 Uhr)

Die wichtigste Frage des Spiels: Steht Angelos Charisteas diesmal die Partie durch oder mimt er wieder sekundenlang den Schwerverletzten, um dem Gegner ein Tor zu ermöglichen? Der Grieche hatte es am Dienstag in letzter Minute des Pokal-Halbfinals nach einem Zusammenprall vorgezogen, am Fünfmeterraum liegen zu bleiben, die Mainzer nutzten das Durcheinander zum 1:1. Charisteas spielte die anschließende Verlängerung indes munter mit, seine Mannschaft gewann zu seinem Glück noch 4:1.

Die Karlsruher hingegen würde sich freuen über ein bisschen Hilfe in der Offensive. Nach 752 Minuten gänzlich ohne Tor schafften sie zwar zuletzt zwei Treffer gegen Hoffenheim, am Ende faustete Manager Dohmen dennoch wieder auf das Spielfeld ein, weil der Ball in letzter Minute gegen den Pfosten getrudelt war. Und ein Punkt ist für den Tabellenletzten inzwischen zu wenig.

Was auch Stürmer Sebastian Freis weiß, er fordert: "Wir müssen jetzt alles nach vorne werfen."

hum/Foto: Getty

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VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr)

Geschichte wiederholt sich irgendwo immer, derzeit in Stuttgart. Die Standard-Frage dieser Tage an Profis und Funktionäre der Schwaben lautet: Welche Parallelen gibt es zur Saison 2006/07, als die Stuttgarter mit einem furiosen Endspurt an allen Kontrahenten vorbei zogen und zur Meisterschaft stürmten? Die beste Antwort zu diesem Thema kommt von Thomas Hitzlsperger, der richtigerweise darauf verweist, dass eine Aufholjagd noch lange nicht mit der anderen Aufholjagd zu vergleichen ist und sagt: "Vor zwei Jahren waren wir zum vergleichbaren Zeitpunkt zum Beispiel näher an der Spitze dran."

Damals waren es vier, heute sind es sechs Zähler. Nicht zu vergessen, dass das VfB-Torverhältnis damals nur um einen Treffer schlechter war als das des Tabellenführers, und das heutige um 15 Treffer schlechter.

Unter Umständen ist Hitzlspergers Argument nach dem 29. Spieltag aber passé. Dann könnte er diesen Quervergleich nicht mehr einsetzen, denn nach dem 29. Spieltag der Saison 2006/07 waren es immer noch vier Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze; vielleicht sind es Montag indes nur noch drei.

aum/Foto: ddp

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FC Bayern München - FC Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr)

In diesen Tagen trugen sich vielerlei wundersame Dinge zu rund um den FC Bayern München. Die taz ließ Jürgen Klinsmann in einer Fotomontage ans Kreuz nageln, das Landgericht München erklärte dies für rechtmäßig (die Menge im Gerichtssaal rief im Gegensatz zur Überlieferung nichts).

Und dann kam auch noch Schwester Theodolinde vom Orden der barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul bzw. Chefin des zugehörigen Mineralwasserkonzerns zum jährlichen Sponsorenbesuch ans Trainingsgelände, und angeblich sah sie die Tür zum neuen Leistungszentrum offenstehen. Es war leer. Als sie nun weinte, sah sie hinein und sah zwei Ordner in roten Kleidern. Und diese sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie sprach zu ihnen: Klinsmann ist nicht da, und ich weiß nicht, wo er sich befindet. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sah Klinsmann stehen und wusste nicht, dass es Klinsmann war. Sie meinte, es sei der Greenkeeper.

Sprach Klinsmann zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht entlassen. Gehe aber hin zu den Nonnen aus deiner Kongregation und sage ihnen: Gehet hin nach Fröttmaning zum Müllberg, um zu beten. Wenn meine Jünger am Samstag gewinnen gegen den FC Schalke, können wir unser Ziel noch erreichen. Und so verkündete die Deutsche Presse-Agentur, dass die Nonnen in der Arena Beistand leisten würden. Viele weitere Zeichen tat Klinsmann vor seinen Jüngern, um jeden Jünger jeden Tag besser zu machen, die nicht geschrieben sind in dieser Bildunterschrift. Diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubet, dass der FC Bayern noch deutscher Meister werde.

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Energie Cottbus - VfL Wolfsburg (Sonntag, 17 Uhr)

Die Bayern schauen an diesem Wochenende mindestens so interessiert nach Cottbus wie auf ihr eigenes Spiel. Denn in Cottbus empfängt Energie (im Bild Rangelov und Skela) den Tabellenführer VfL Wolfsburg, den die Münchner trotz drei Punkten Rückstand noch einholen wollen. In Cottbus werde es ganz schwer, prophezeit Andreas Ottl dem Meisterschaftskonkurrenten. Er muss es ja wissen: Denn im vergangenen Jahr erlebten die Bayern am eigenen Leib, wie schwer es im Cottbuser Stadion der Freundschaft sein kann und verloren 0:2.

Energie-Manager Steffen Heidrich versprach jedenfalls vollen Einsatz aus eigenem Antrieb: "Uli Hoeneß braucht uns keine Wurstpakete zu schicken." Heidrich weiß auch so, dass es - Entschuldigung - für seine Mannschaft um die Wurst geht, denn im Abstiegskampf brauchen die Lausitzer dringend Punkte.

Falls Wolfsburg tatsächlich verlieren sollte, muss sich Felix Magath aber nicht lange grämen. Denn im vergangenen Jahr unterlagen die Bayern wie bereits geschildert auch in Cottbus - und wurden am Saisonende deutscher Meister.

aum/Foto: dpa

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Borussia Mönchengladbach - Arminia Bielefeld (Sonntag, 17.30 Uhr)

Die Spieler nennen es "Schmerzlake", und das ist durchaus ernst gemeint. Etliche Arminen-Trainer haben schon ihre Profis ins Kurztrainingslager in die 4000-Einwohner-Gemeinde Herzlake im Emsland beordert, um die Mannschaft vor wichtigen Spielen einzuschwören. Diesmal ist die Lage besonders ernst: Die vier vergangenen Partien gingen verloren.

Jetzt kommt es also zum Krisengipfel am Niederrhein, der Verlierer kann bis auf den 17. Platz abrutschen. Da möchte die Arminia auf keinen Fall hin, weil zu befürchten steht, dass in diesem Fall selbst im beschaulichen Ostwestfalen unruhige Zeiten anbrechen - bislang konnte eine Debatte um Trainer Michael Frontzeck vermieden werden. Und Ruhe, das wissen die Arminen seit vielen Jahren, ist eine der wichtigsten Zutaten im Abstiegskampf.

Einen ersten Vorgeschmack auf den Lärm, den so eine Krise auslösen kann, gab es am gestrigen Donnerstag in Herzlake. Stürmer Artur Wichniarek (im Bild) ist mit zwölf Saisontoren der erfolgreichste Bielefelder, und offenbar ist er auch besonders fleißig. Jedenfalls gab er nach dem offiziellen Trainingsende noch einen Schuss auf das Tor ab - und schrie kurz auf: Verletzung im Oberschenkel, Verdacht auf Muskelfaserriss. Dieser Schrei wird den Bielefeldern womöglich noch schmerzhaft in den Ohren klingeln. Besonders, wenn die Partie gegen Gladbach in die Hose geht.

Eins ist hingegen jetzt schon sicher: "Schmerzlake" hat seinem Spitznamen wieder einmal alle Ehre gemacht.

miköFoto: dpa

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