Bundesliga: Vorschau:Bitte ein Dixi-Klo!

Der FC Bayern befürchtet eine Katastrophe, Köln verlacht seine Keintorhasen und in Stuttgart dreht sich alles um Jens Lehmann. Die Bundesliga-Vorschau

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Der FC Bayern befürchtet eine Katastrophe, Köln verlacht seine Kleintorhasen und in Stuttgart dreht sich alles um Jens Lehmann. Die Bundesliga-Vorschau

Hertha BSC Berlin - Bayer Leverkusen, Freitag 20.30 Uhr

Letzter gegen Erster, Abstiegsdepression gegen Kombinationsfußball, entnervter Funkel gegen entspannten Heynckes: Teams mit unterschiedlicheren Gefühlslagen sind in der Bundesliga wohl selten aufeinander getroffen.

Wenn die Berliner nicht bald mal ein Spiel gewinnen, gehen in der Hauptstadt wohl schon pünktlich zu Weihnachten die Bundesliga-Lichtlein aus. Mit bisher nur fünf Punkten ist die Hertha der traurigste Träger der roten Laterne seit Jahren und noch immer schwebt der Geist von Tasmania Berlin (1965/66: 8:60 Punkte) über dem Olympiastadion.

Das Aufeinandertreffen der Namensvetter Friedrich (Arne bei Hertha, Bild, Manuel bei Leverkusen) wird der Geist übrigens an diesem Freitag nicht bewundern können: beide fallen verletzt aus. Dabei vermittelt Bayer mit seinem Offensivspiel den Eindruck, als käme der Ausfall eines Verteidigers gerade recht, da somit endlich ein Platz für das Startelf-Comeback von Patrick Helmes zur Verfügung stünde. Doch das Motto "Verteidiger raus, Stürmer rein" wird sich selbst mit den Offensiv-Frühlingsgefühlen des einstigen Disziplin-Predigers Jupp Heynckes kaum vereinbaren lassen.

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Texte: Jonas Beckenkamp und Christian Aichner

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1899 Hoffenheim - Eintracht Frankfurt, Samstag 15.30 Uhr

"Die Leute wollen keine Roboter, sondern Emotionen und Leidenschaft sehen", verkündete Maik Franz (Bild) nach dem Spiel gegen Mainz 05. Aristide Bancé und Chadli Amri können von der angeblichen "Leidenschaft" ein Lied singen. Der beinharte Verteidiger hat zuletzt aber eine neue Aufgabe für sich entdeckt: Er provoziert nicht mehr nur die Gegenspieler und den ein oder anderen Platzverweis, sondern entscheidet Partien mittlerweile auch mit spielerischen Mitteln: er schießt Tore. Vier schon in dieser Saison. Doch nicht einmal das neue Glück im gegnerischen Strafraum hält ihn davon ab, sich weiter als "agressive leader" der Bundesliga zu präsentieren.

Nun wartet Hoffenheim auf Franz. Mit dabei wird auch Selim Teber sein, der vor der Saison aus dem Kraichgau an den Main gewechselt war. Er freut sich auf die Rückkehr zur TSG, wo er maßgeblich am Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga beteiligt war. Dabei warnt er vor der Hoffenheimer Offensive um Carlos Eduardo, Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic: "Das sind unglaubliche Spieler, die müssen wir irgendwie stoppen. Wir müssen ihnen die Spielfreude nehmen", erklärte der Mittelfeldspieler in der Bild-Zeitung. Und schon kommt wieder Maik Franz ins Spiel, denn wenn er nicht gerade selbst auf Torejagd geht, ist er wie geschaffen für diese Aufgabe.

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Borussia Mönchengladbach - Hannover 96, Samstag 15.30 Uhr

Sie waren die "Schulterklopf-Teams" des vergangenen Spieltages. Gladbach hatte Bayern München lange Zeit am Rande einer Niederlage, Hannover holte gegen Leverkusen ein Unentschieden. Nun treffen die Tabellennachbarn aufeinander - und wollen nicht weiter die "Schulterklopf-Teams" der Liga bleiben.

Um das sicherzustellen muss vor allem Hannover endlich wieder treffen. Seit drei Spielen sind die Niedersachsen ohne Torerfolg. Um das zu ändern hat sich der 4-Tore-Stürmer Didier Ya Konan (Bild) von der Elfenbeinküste etwas ganz besonderes einfallen lassen. Er wendet sich direkt nach ganz oben: "Bei uns in Afrika äußern wir am 1. Januar unsere Wünsche an Gott. Ich will mal Bundesliga-Torschützenkönig werden, dafür bete ich."

Aber bis das neue Jahr angefangen hat und der Wunsch von Ya Konan in Erfüllung gehen kann, muss wohl Stürmer Stajner (5 Treffer) wieder treffen. Oder doch Mike Hanke? Der predigte zuletzt übertrieben selbstbewusst, dass er liebend gerne mit zur WM nach Südafrika fahren würde - auch wenn er in der laufenden Saison noch kein einziges Tor geschossen hat.

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SC Freiburg - 1. FC Köln, Samstag 15.30 Uhr

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, heißt eine viel zitierte Redewendung. Der 1. FC Köln kann davon ein Lied singen. Zwar stehen die "Geißböcke" nicht auf einem Abstiegsplatz, aber mit nur sieben bisher erzielten Treffern ist ihr Sturm noch schlechter als der von Tabellenschlusslicht Hertha BSC Berlin (immerhin schon neun Tore). Und so wurde die Sturmabteilung des FC in lokalen Medien zu "Soldos Keintorhasen" degradiert.

Weder der slowenische Nationalstürmer Milivoje Novakovic (r.) mit zwei Saisontoren noch der deutsche Nationalspieler Lukas Podolski (l.) mit nur einem Treffer entsprechen den Erwartungen. Was Manager Michael Meier nicht anficht: "Ich gehe davon aus, dass beide wieder treffen. Sie haben die Qualität, das weiß doch jeder."

Gegen den SC Freiburg könnte das klappen. Die Breisgauer haben bereits 32 Gegentreffer auf dem Konto und damit zusammen mit Schlusslicht Hertha die schlechteste Abwehr der Liga. Ein gutes Zeichen für "Soldos Keintorhasen", aber noch lange keine Torgarantie.

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1. FC Nürnberg - Hamburger SV, Samstag 15.30 Uhr

Wurde ja irgendwie auch mal Zeit, dass beim 1. FC Nürnberg die Alarmglocken schrillen und das allzu lethargische Personal auf Betriebstemperatur kommt: Weil Torhüter Raphael Schäfer weiterhin gesperrt fehlt, probiert sich nun der Argentinier Javier Pinola (Zweiter v.li.) als Chef-Wachrüttler. Im Training gab's für den Australier Dario Vidosic gleich mehrere grenzwertige Gaucho-Grätschen und ein paar markige Sprüche wie diesen in der Nürnberger Abendzeitung: "Wir dürfen nicht so locker trainieren. Sonst spielen wir auch so. Ich sage nichts gegen Mitspieler, aber wir müssen uns immer den Hintern aufreißen."

Wenn sie beim HSV an Grätschen denken, werden schlimme Erinnerungen an die leidige Verletzungsmisere wach: Immer noch fehlen den Hanseaten mit Guerrero, Silva oder Reinhardt Stammspieler - und mit Zé Roberto der wichtigste von allen. Aber nicht alles ist so trüb wie das Hamburger Schmuddelwetter: Immerhin kehren gegen den "Club" mit Petric und Elia zwei Stürmer zurück, von deren Qualitäten die Nürnberger nur träumen können. Wird auch Zeit, denn irgendwie muss der HSV nach sieben sieglosen Spielen mal wieder gewinnen.

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VfL Bochum - FC Bayern München, Samstag 15.30 Uhr

Jetzt, wo die Dinge wieder ihren normalen Lauf nehmen und der FC Bayern wieder der FC Bayern ist, scheinen es die Münchner mit einem ganz harten Brocken zu tun zu bekommen: Was ist schon Juventus, wenn am Samstag Bochum wartet? Bochum! Dieser unbezwingbare Klub mit der Wunder-Offensive Freier-Dedic-Sestak (gemeinsam zwei Saisontore)! Ja, diesen Eindruck musste zwangsläufig bekommen, wer in der Stunde des epischen Triumphs in Turin der bayerisch-holländischen Cheffraktion zuhörte: "Bochum, das ist eine typisch deutsche Mannschaft. In Deutschland zu gewinnen ist immer schwierig," orakelte Trainer van Gaal (r.) und auch Mark van Bommels (l.) Bammel vor den Bochumern wurde offensichtlich: "Das Spiel gegen den VfL kann schon wieder eine Katastrophe werden - so ist Fußball."

Warum sollten die Bayern den Revierklub mehr fürchten als Diego, Trezeguet und Cannavaro? Ein Rätsel, dass nur dadurch zu erklären ist, indem sich die Münchner vor sich selbst warnen wollen: Nur ja nicht unterschätzen, diese Bochumer! Es könnte eine Katastrophe geben!

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Werder Bremen - Schalke 04, Samstag 18.30 Uhr

Bremen geht gestärkt in dieses Spitzenspiel: Bei der Frage nach dem sympathischsten Fußballverein der Liga gaben 80 Prozent bei einer von mehreren Bundesligisten in Auftrag gegebenen Befragung an, das Team von der Weser sei "sympathisch" oder sogar "sehr sympathisch". Das ist Ligaspitze.

Fragt man nach den Sympathiewerten der Trainer, dürfte Thomas Schaaf (Bild, in einem seiner ersten Spiele für Werder Bremen im Jahr 1999) zumindest bei den eigenen Anhängern ganz weit vorne landen. Seit über zehn Jahren ist er schon an der Weser beschäftigt. Damals übernahm er das Amt von Felix Magath, sicherte erst den Klassenerhalt, holte gleich in der Saison darauf den DFB-Pokal, 2004 das "Double" und führte Bremen immer wieder in die Königsklasse.

Sein Vorgänger an der Weser, Magath, ist auch bei einigen Fans beliebt. Vielleicht nicht gerade in Bremen, aber mit Sicherheit in Wolfsburg. Nun dürften auch die Schalker ihre Freude an "Quälix" haben, zumindest die Fans. Für die Spieler ist der Trainer Magath hingegen ein harter Brocken, den es erstmal zu verdauen gilt: "Sein Wort ist bei uns Gesetz", sagt Manuel Neuer über seinen Übungsleiter, der sich wenig um große Spielernamen und alte Verdienste kümmert, dafür mehr um die Jugend und die Schalker Perspektive, doch einmal Meister zu werden: "In dieser Saison sind wir noch nicht soweit", weist Magath bisher jede Erwartungshaltung an den großen Erfolg zurück. Doch das tat er auch während seiner Zeit in Wolfsburg.

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FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart, Sonntag 15.30 Uhr

Der VfB Stuttgart kann also doch noch gut Fußball spielen, wie der befreite Auftritt in der Champions League gegen Urcizeni demonstrierte. Der überfallartige Beginn mit drei Toren innerhalb der ersten elf Minuten mochte beinahe schon etwas zynisch anmuten - und zwar für Ex-Trainer Markus Babbel. Kaum ist er weg, zelebrieren die Schwaben unter Neu-Coach Christian Gross eine Offensiv-Orgie, die sogar die Anti-Schreihälse aus der Fankurve in Ekstase versetzte. Warum nur? Weil sie es ja eigentlich können oder vielleicht auch, weil Gross den zuletzt viel diskutierten "richtigen Knopf" drückte, der beim VfB den Lustmodus aktiviert hat.

Lust dürfte auch der Mainzer Stürmer Aristide Bancé haben. Lust, dem Frankfurter Maik Franz mal so richtig ... seine Meinung zu sagen. Wegen den ständigen Provokationen des Gift-und-Galle-Grenzgängers Franz ließ sich Bancé zum erhobenen Stinkefinger hinreißen und muss dafür nun 6000 Euro Strafe bezahlen. Ähnliche Scharmützel muss der Stürmer aus Burkina Faso gegen den VfB nicht erwarten: Dort sind alle gut erzogen - bis auf Jens Lehmann (Bild), der neuerdings schonmal sein Konfirmanten-Bläsle an der Werbebande hinter seinem Gehäuse entleert. Wobei, wie ein Hund an die Eckfahne zu urinieren, wäre irgendwie noch stilloser gewesen - wann wird das Lehmann-Dixi-Klo zum Stadion-Standard?

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VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund, Sonntag 17.30 Uhr

Knapp war's unter der Woche für den VfL Wolfsburg. Bis kurz vor Spielschluss gegen Manchester United fehlte nur ein Tor, um den Einzug ins CL-Achtelfinale doch noch zu schaffen. "Außer der zweiten Halbzeit in Moskau haben wir in jedem Spiel stark gespielt. Wir sind tief enttäuscht", erklärte Veh nach dem Aus.

In der Bundesliga ist die Mannschaft von Veh hingegen auf dem richtigen Weg, wenn die vergangene Hinrunde des VfL unter Meistertrainer Felix Magath als Gradmesser gilt. Nach 17 Spieltagen waren die Wolfsburger damals mit 26 Punkten Neunter, hatten nur drei Zähler mehr als jetzt.

Auch in Dortmund steht seit neuestem ein Denkmal. Es ist nicht Trainer Jürgen Klopp gewidmet, sondern alleine den Fans. Zum hundertjährigen Bestehen des Vereins will die Stadt die Südtribüne (Bild) unter Denkmalschutz stellen. Mit 25.000 Stehplätzen ist sie die größte freistehende Tribüne Europas. Von Fans wird sie auch liebevoll "schwarz-gelbe Wand" genannt - und die versucht nun das, was noch nicht einmal der Berliner Mauer gelungen ist: ewig stehen bleiben.

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