Bundesliga: Vorschau:Attila und die alte Liebe

Stefan Kießling jagt einen Ligarekord, Mesut Özil die Schwester von Sarah Connor und Nelson Valdez seinen Trainer aus der Stadt. Das Bundesliga-Vorspiel für den 6. Spieltag in Bildern.

Andreas Thieme

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Magath getty

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FC Schalke 04 - VfL Wolfsburg (Freitag, 20.30 Uhr)

Wenn die alte Liebe in die neue Heimat kommt, ist das nicht immer ein Grund zur Freude. Im Fall des Schalker Trainer Felix Magath sieht das ein wenig anders aus: Das Duell im neuen Stadion gegen seinen alten Verein aus Wolfsburg steht im Zeichen der jüngsten Erkenntnis, dass der aktuelle Deutsche Meister ohne seinen ehemaligen Trainer aktuell nur noch Mittelmaß ist. Schalke dagegen, zwar von akuten Finanzproblemem bedroht, steht auf Platz drei und könnte bei einem Straucheln der Tabellenvorderen sogar diejenige Platzierung einnehmen, die dem Trainer Magath ohnehin am besten gefällt: die Tabellenführung.

Dafür spricht, dass durch Rückkehrer Rahinha der rechte Flügel wieder mit Qualität besetzt ist; dagegen spricht aber, dass die Qualität im Angriff mit Kevin Kuranyi nicht annähernd so gut besetzt ist wie die der meisterlichen Wolfsburger Offensive. Jener Kuranyi ist es aber, der bislang neun Tore in 13 Spielen gegen Magaths ehemaliges Team erzielte und diese Serie fortsetzen will, zumal Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio nach seinem Platzverweis für zwei Spiele gesperrt ist. Sollte es Magath in dieser Traningswoche also noch gelungen sein, aus Kevin Kuranyi einen Edin Dzeko oder Grafite zu machen, könnte der Trainer womöglich seinen Stammplatz an der Tabellenspitze zurückerobern und hätte mal wieder allen gezeigt, dass eine neue Liebe die alte schnell vergessen lässt.

Texte: Andreas Thieme

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Valdez dpa

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Hannover 96 - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)

Der Nelson Valdez ist schon ein hundsgemeiner Kerl. Da spielt er nun schon seine vierte Saison in Dortmund, hat in 90 Spielen aber gerade einmal 13 Tore erzielt. Oft als Chancentod verspottet, trifft er im Nationalteam dafür aber gefühlt in jedem Spiel (in Dortmund suchen sie seit Jahren nach einer Erklärung dafür) und sorgte kürzlich mit seinem Siegtreffer gegen Argentinien nicht nur für die vorzeitige WM-Qualifikation Paraguays. Nein, er war dadurch indirekt auch für die Flucht von deren Trainer Diego Maradona ins italienische Exil verantwortlich, der sich zu Hause nun womöglich erstmal nicht mehr blicken lassen kann.

Ob besagter Valdez aber auch 96-Trainer Andreas Bergmann mit einem Treffer zur Exilflucht zwingt, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist, dass dies auf Jürgen Klopp zutrifft, falls Valdez mal wieder nicht trifft. Die Lösung der aktuellen BVB-Probleme könnte ein Valdez in Doppelfunktion sein. Den einen, der nicht trifft aber ein bissiger Zweikämpfer ist, stellen sie dann gegen Hannovers bisher einzigen Torschützen Jiri Stajner (drei Treffer). Und den anderen Valdez, den Torjäger, lassen sie im Sturm auflaufen - in der vagen Hoffnung, dass er den bisher sechs Toren in seiner Karriere gegen Hannover mindestens ein siebtes folgen lässt.

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Soldo imago

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VfB Stuttgart - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

Der 8. September 1996 ist ein wichtiges Datum für den Trainer Zvonimir Soldo (li., im Zweikampf gegen Kölns Ricardo Cabanas, Februar 2006). An diesem Tag schoss der Kroate, damals noch als Spieler für den VfB Stuttgart, sein erstes Bundesligator beim 4:0 gegen den 1. FC Köln, wo er nun Trainer ist. Was damals als Fluch für die Stuttgarter galt (seither gewannen sie kein Heimspiel mehr gegen Köln), könnte nun zum Segen für Soldo selbst werden: Eine Niederlage gegen seinen alten Verein wäre für ihn, nicht nur aus persönlichen Eitelkeiten heraus, beinahe unverzeihlich.

Ginge das Spiel erneut 4:0 für die Schwaben aus, wäre Soldo angesichts der ohnehin schon nervösen Kölner Medienlandschaft wohl nicht mehr lange als Trainer tragbar. Der ehemalige Mitspieler Markus Babbel, nun Übungsleiter in Stuttgart, wird Soldos Rausschmiss aber aller Voraussicht nach zu verhindern wissen - wenn auch nicht intendiert. Denn auch sein Team ist mit fünf Punkten aus fünf Spielen alles andere als erfolgreich gestartet. Ein klarer Sieg gegen Köln wäre angesichts der Doppelbelastung in der Champions League momentan überrraschend. Realistischer scheint ob der mangelnden Offensivstärke beider Clubs (nur je zwei Treffer in den letzten drei Spielen) eher ein Nichtangriffspakt der beiden ehemaligen Defensivspezialisten.

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Mainz ddp

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VfL Bochum - FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr)

Marcel Koller ist traditionsgemäß ganz oben auf jener Liste, die Trainerentlassungen zu Saisonbeginn verzeichnet. Bisher hat sich der Bochumer Trainer davon noch nie aus der Ruhe bringen lassen - das könnte sich vor dem Heimspiel gegen Mainz aber durchaus ändern, zumal gegen diese in der Bundesliga noch nie ein Sieg gelang. Thomas Tuchel ist hingegen traditionsgemäß einer derjenigen Namen, die auf der berüchtigten Liste, die Trainerentlassungen zu Saisonbeginn verzeichnet, überhaupt nicht draufstehen. Schlicht deshalb, weil ihn da noch überhaupt niemand auf irgendeiner Liste hatte.

Trotzdem ist er bislang mit seinen Mainzern durchaus erfolgreich (acht Punkte, 8. Platz) und könnte der besagten Liste mit einem Sieg in Bochum (vier Punkte, viertletzter Platz) zu unverhofftem Recht verhelfen. Nämlich dann, wenn er nach erneutem Punktgewinn mit seinem Team auf diejenigen Plätze vorrücken sollte, die zur Teilnehme in der Europa League berechtigen, während Koller mit Bochum gleichzeitig auf diejenigen Plätze vorrückt, die zur Teilnahme am Montagsspiel in der kommenden Saison berechtigen. Dazu passt, dass neben Stammtorhüter Philipp Heerwagen (Kieferbruch) nun auch Torjäger Stanislaw Sestak mit gebrochener Hand ausfällt. "Wir haben eine Woche vor uns, in der man vieles beruhigen kann", sagte Koller weise, der mit seiner Elf daheim bisher noch ungeschlagen ist.

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Müller getty

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FC Bayern München - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr)

"Er ist mein bester Mann", sagt Trainer Louis van Gaal kürzlich. Sieben Spiele hat dieser beste Mann schon absolviert, dabei zuletzt vier Treffer erzielt - je einen Doppelpack gegen Dortmund und in der Champions League gegen Haifa. Hätte vor der Saison jemand behauptet, die Rede sei hier von Thomas Müller (20, li.), wäre die Antwort wohl "so ein Schmarrn" gewesen. Bei Weltmeister Luca Toni hätte man sich das schon eher vorstellen können - tatsächlich spielt dieser aber nun in der dritten Liga und Müller trifft bei den Profis.

Wie gefährlich die Bayern momentan sind, zeigen fünf Tore in Dortmund, die ohne Nationalstürmer Miroslav Klose und besagten Luca Toni und nur mit bedingt eingespieltem Mittelfeld-Duo Robben/Ribéry stattgefunden haben. "Wir müssen uns nicht verstecken", sagt Club-Trainer Michael Oenning zwar vor dem Spiel. Selten zuvor hatten die Nürnberger, immerhin seit 184 Minuten ohne Gegentor, wohl insgeheim aber so viel Bammel in München anzutreten. Ein Sieg zum Wiesn-Auftakt wäre hingegen die Vervollkommnung des aktuellen Bayern-Glücks, würde er doch die letztjährige Schmach gegen Bremen (2:5) vergessen lassen.

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Compper dpa

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Borussia Mönchengladbach - 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr)

Hoffenheim, man glaubt es kaum, hat aktuell eine der schlechtesten Offensivabteilungen der Liga. Gerade einmal fünf Treffer in fünf Spielen stehen bislang auf der Habenseite - Spitzenreiter Hamburg hat insgesamt 15. Ralf Rangnick, als Trainer von Hannover 96 nach einem 0:1 in Gladbach am 3. April 2004 gefeuert, kehrt nun aber mit der besten Abwehr der Liga (nur zwei Gegentore) zurück an den Niederrhein. Maßgeblich daran beteiligt: Marvin Compper (Bildmitte), einstiges Talent der Gladbacher, der nun sogar auch zum Torschützen wird.

Weitere Tore des Nationalspielers möchte Mönchengladbachs Torwart Logan Bailly verhindern, der nach neunwöchiger Verletzungspause sein Comeback nach spektakulärer Verletzung gibt (ihm fiel eine mobile Klimaanlage auf den Fuß). "Das ist ein schwerer Brocken für uns", sagte Trainer Michael Frontzeck folgerichtig mit Blick auf den Gegner Hoffenheim, der als Sparringspartner für den dritten Heimsieg herhalten soll. Hoffenheim habe eine spielstarke Mannschaft, "dort ist in den vergangenen Jahren alles richtig entschieden worden", lobte Frontzeck. Dazu zählt ganz sicher auch der Transfer von Marvin Compper.

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Petric ddp

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Eintracht Frankfurt - Hamburger SV (Sonntag, 15.30 Uhr)

"Selbstgejagtes", so liest man auf der Klub-Homepage, ist das Lieblingsgericht von Attila, dem Eintracht-Adler. Im Unterschied zum bräsigen Geißbock Hennes aus Köln steht der majestätische Greifvogel wie selten zuvor für das neue Selbstbewusstsein der Frankfurter, für die am Wochenende eine neue Zeitrechnung beginnt. "Wir wollen so offensiv und so frech wie möglich auftreten", sagt Trainer Michael Skibbe vor dem Duell gegen die ebenfalls noch ungeschlagenen Hamburger. Soll heißen: Die Eintracht (neun Punkte, keine Niederlage) jagt den Spitzenreiter - das gab es seit 16 Jahren nicht mehr.

Im Gegensatz zu Tiefstapler Friedhelm Funkel kokettiert der neue Eintracht-Trainer Michael Skibbe herzerfrischend mit der eigenen Stärke ("Auch der HSV weiß, dass das am Sonntag kein leichtes Spiel werden wird.") und will vor allem seinen Angriff stärken. Spielmacher Caio, den die Anhänger bisweilen auch kritisch sehen ("eine extra Portion Pommes für Caio"), wird deshalb wohl von Beginn an spielen - auch um Kreativkraft Zé Roberto in der Defensive zu binden. Gegner HSV berührt das wenig. Sie spielen den zurzeit wohl attraktivsten Kombinationsfußball der Liga und erinnern sich angesichts der jüngsten Europapokal-Klatsche in Wien (0:3) nur zu gern daran, dass sie sich am 34. Spieltags der vergangenen Saison sprichwörtlich in letzter Sekunde für das internationale Geschäft qualifizieren konnten. Mit einem 3:2 in Frankfurt.

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Özil dpa

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Bayer Leverkusen - Werder Bremen (Sonntag, 17.30 Uhr)

Der Fußball und der Boulevard - ja, das ist schon eine fruchtbare Verbindung. Da drang kürzlich die Meldung durch, Bremens Mesut Özil (li.) sei nicht nur in fußballerischer Hinsicht der Nachfolger des brasilienischen Spielmachers Diego, sondern auch in Liebesangelegenheiten. Laut Bild ist Anna-Maria die Neue an Özils Seite - sie ist die Schwester von Popsternchen Sarah Connor, mit der besagter Diego vor dem Wechsel zu Juventus Turin turtelte. Fast zu schön in dieses Szenario passt die Vorstellung, dass Özil als "kleiner Bruder" von Diego mit der kleinen Schwester von Sarah Connor... Aber lassen wir das.

Was das Beispiel eigentlich verdeutlicht, ist der unglaubliche Hype, der inzwischen um Bremens neuen Spielmacher entstanden ist. Der hält sich, wohl zur Freude der nüchternen Hanseaten, lieber an die Fakten: Drei Tore stehen für ihn bereits zu buche. Mit einem Sieg gegen erstarkte Leverkusener könnte sogar der Sprung auf Platz drei in der Tabelle gelingen. Etwas dagegen haben wird Bayer-Stürmer Stefan Kießling - der traf bislang in jeder Partie und könnte mit seinem sechsten Tor im sechsten Spiel einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellen. Das macht ihn dann sicher auch für den Boulevard interessanter - schade nur, dass er schon verheiratet ist. "Meine Norina wird sich freuen, wenn ich wieder treffe", sagt Kießling, der sich bis zum Fall des Rekords einen Erfolgsbart stehen lässt. "Sie wartet nämlich darauf, dass ich mich endlich rasiere."

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Hertha getty

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Hertha BSC Berlin - SC Freiburg (Sonntag, 17.30 Uhr)

In Freiburg, so könnte man vermuten, scheint ab und an zu oft die Sonne. Besonders viel Sonne scheint derzeit Mittelfeldmann Ivica Banovic abbekommen zu haben, der kürzlich forderte: "Das ständige Schulterklopfen wegen unserer spielerischen Klasse muss aufhören". Moment mal, dachten sich da wohl einige, spricht er wirklich von jenem SC Freiburg, der momentan mit dem meisten Gegentoren (zwölf) auf dem drittletzten Tabellenplatz steht? Ja, in der Tat, und gibt mit der Plattitüde "Schönspielen kann man loben, wenn man gewinnt" vor dem gefühlten Abstiegsspiel bei der Hertha die Marschrichtung für die Breisgauer vor.

Auch in Berlin, wo momentan nicht ganz so oft die Sonne scheint, hadert man zurzeit eher mit sich selbst als dem Gegner. Neuzugang Florian Kringe brach sich bereits nach wenigen Spielminuten im neuen Team den Mittelfuß, Stürmer Artur Wichniarek knüpft an alte Berliner Leistungen an und trifft das Tor nicht und als wäre das neben dem 17. Tabellenplatz in der Liga nicht schon genug, fällt nun auch noch Stammtorwart Jaroslav Drobny bis zu zwei Monate lang aus. Er verletzte sich im Europa-League-Auftaktspiel gegen Ventspils (1:1) am rechten Oberschenkel. Hoffnung ist deshalb momentan nicht in Sicht: Das Kellerduell gegen Freiburg verspricht mehr Schatten als Licht.

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