Bundesliga-Vorbreitung:Hamburger Verkaufs-Verein

Manchester City v Hamburg SV - Friendly; beister

Mit einer sechsstelligen Summe tröstete der HSV die Vertragsauflösung von Maximilian Beister. Am Samstag heuerte er in Mainz an - ablösefrei.

(Foto: Getty Images)

Die Vereine nehmen den Trainingsbetrieb auf - mit weitgehend bekannten Gesichtern. Große Transfers lassen auf sich warten. Mainz holt Beister, Hertha einen neuen Torwarttrainer.

Von Filippo Cataldo

Sicher, bis zum 14. August, bis zur Partie des FC Bayern gegen den HSV, die die 53. Bundesligasaison eröffnen wird, ist noch ein wenig Zeit. Klar, bisher befinden sich erst drei Klubs im Training: Aufsteiger Darmstadt (bereits seit einer Woche), Köln und Hannover. Dennoch drängt sich der Eindruck auf: So richtig viel hat sich noch nicht getan bei den Bundesligaklubs in diesem bisher eher verregneten Sommer. Die großen, die spektakulären Transfers lassen noch auf sich warten. Immerhin gesellen sich nun am Sonntag noch Schalke, Hertha und Aufsteiger Ingolstadt zu den drei Schon-Trainierern. Bis zum 3. Juli folgen dann auch die anderen Vereine mit ihren Trainings-Auftakte. Die bisherigen Höhepunkte der Vorbereitung im Überblick:

Prominente Zugänge

Vor allem die drei neuen Trainer. Thomas Tuchel bei Dortmund, André Breitenreiter bei Schalke und Alexander Zorniger in Stuttgart sollen für Aufbruchsstimmung sorgen und ihre Vereine wieder in höhere Tabellenregionen bringen. Vor allem Tuchel und Breitenreiter sind im Ruhrpott als Heilsbringer empfangen worden. Breitenreiter, bisher in Paderborn tätig, hat auch schon einkaufen dürfen. Aus Mainz hat Schalke Johannes Geis geholt, der bis Samstag bei der U21-Nationalmannschaft die Fäden im Mittelfeld zog. Zehn Millionen Euro hat sich Schalke die Dienste des 21-Jährigen kosten lassen. Geis wäre eigentlich auch in Dortmund ein logischer Kandidat gewesen, nicht zuletzt, weil Tuchel als Entdecker des Jungstars gilt. Doch weil Ilkay Gündogans Verbleib in Dortmund immer wahrscheinlicher wird (SZ berichtete vergangene Woche exklusiv), wäre Geis beim BVB womöglich überzählig gewesen. Wie die Bild am Sonntag vermeldet, soll sich Gündogan nun endgültig zu einer Vertragsverlängerung beim BVB durchgerungen haben.

Aus Bulgarien hat Schalke zudem für fünf Millionen Euro Außenverteidiger Junior Caicara geholt. Klingt brasilianisch, ist auch brasilianisch, besitzt aber auch einen bulgarischen Pass. Der 26-Jährige gewann mit Ludogorets Razgrad in den letzten drei Jahren drei Meistertitel und zweimal den Pokal. Das sind immerhin fünf Titel mehr als Schalke in den letzten drei Jahren gewann. Der 1. FC Köln hat mit der Verpflichtung von Philipp Hosiner, 26, zumindest schon mal für eine der menschelnden Geschichten dieses Sommers gesorgt. Der österreichische Stürmer sollte schon im Winter kommen, beim obligatorischen Medizin-Check war allerdings ein zwei Kilo schwerer Tumor an Hosiners linker Niere festgestellt worden. Die Untersuchung rettete dem beim TSV 1860 München ausgebildeten Spieler wohl das Leben. Nach erfolgreicher OP und vollständiger Genesung wechselte Hosiner mit sechs-monatiger Verspätung von Stades Rennes an den Rhein.

Prominente Abgänge

Neben Jürgen Klopp, der nach seinem Abgang aus Dortmund ein Sabbatical einlegen will, am ehesten noch: Roberto Firmino. Für den durchaus hochveranlagten Offensivmann der TSG Hoffenheim hat der FC Liverpool sage und schreibe 41 Millionen Euro hingelegt. Damit ist Firmino teurer als Javi Martínez (40 Millionen), der bisher teuerste Spieler der Bundesligageschichte. Dank der Geldschwemme durch den neuen fabelhaften Pay-TV-Vertrag in England klotzen die englischen Mittelklasseklubs in diesem Sommer richtig ran - wovon auch deutsche Mittelklasse-Klubs profitieren. Für zweifellos talentierte, aber nicht unbedingt glamouröse Spieler wie Stürmer Joselu (für 8 Millionen Euro von Hannover zu Stoke City), Kevin Wimmer (für sieben Millionen vom 1. FC Köln zu Tottenham) oder Shinji Okazaki (für 11 Millionen Euro von Mainz zu Leicester City) werden plötzlich absurd hohe Ablösen gezahlt.

Das beste Geschäft

Das haben wohl Maximilian Beister und Mainz gemacht. Am Freitag einigte sich der HSV mit dem Offensivspieler auf eine Vertragsauflösung. Beister, 24, erhält vom HSV zudem noch eine sechsstellige Abfindung. Am Samstag heuerte er in Mainz an - ablösefrei. "Maximilian Beister passt von seiner Spielweise und vom Typ her hervorragend nach Mainz", teilte FSV-Manager Christian Heidel mit. Man habe Beister zudem "nicht als Ersatz für Shinji Okazaki geholt. Maximilian Beister spielt bereits seit einigen Jahren in den höchsten deutschen Ligen, wir kennen ihn und seine Qualitäten schon lange." Beim HSV waren die nicht mehr gefragt. Zumal der Nordklub nach dem wieder nur wie durch ein Wunder vermiedenen Abstieg den personellen Umbruch vehement vorantreibt. Außer Beister, seit der C-Jugend beim HSV, haben auch Rafael van der Vaart (Betis Sevilla), Slobodan Rajkovic, Marcell Jansen, Ivo Ilicevic und Gojko Kacar (alle mit unbekanntem Ziel) den Hamburger Verkaufs-Verein verlassen, der bisher vergeblich auf weitere Millionen des Investors Klaus-Michael Kühne hofft, ohne die die dringend notwendigen Verstäörkungen noch auf sich warten lassen. Am Freitag einigte man sich auch mit Heiko Westermann auf eine Vertragsauflösung.

Spekulationen

Der FC Bayern soll mit Schachtjor Donezk bereits eine Einigung erzielt haben über den Wechsel des Flügelspielers Douglas Costa. 35 Millionen Euro soll der Brasilianer, 24, den Münchnern wert sein. Costa soll kurzfristig Franck Ribéry ersetzen und dem dauermaladen Franzosen nach dessen Genesung Druck machen. Costa selbst wird sich aber erst nach der Copa America endgültig entscheiden, ob er das Angebot annimmt. Das schönste Abwanderungsgerücht kommt aus Italien. Ciro Immobile, 25, hat sich selbst beim SSC Neapel ins Gespräch gebracht. "Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich liebend gerne das Napoli-Trikot tragen würde. Das habe ich schon oft gesagt", sagte der BVB-Stürmer bei "Radio Kiss Kiss Napoli". Gleichzeitig sagte er aber auch, dass es Verträge gäbe, die es "zu respektieren gilt". Na, immerhin. Immobile war erst letzten Sommer für mehr als 19 Millionen Euro zum BVB gewechselt, hatte sich aber nie durchsetzen können. Trainer Tuchel betonte jedoch, Immobile, wie jedem anderen Spieler im Kader, eine Chance geben zu wollen.

Größte Baustelle

Trotz des personellen Aderlasses beim HSV ohne Zweifel bei Hertha BSC zu finden. Der Hauptstadtklub präsentiert sich zum Trainingsstart (Sonntag, 14.30) sogar als einzige Baustelle. Na ja, das passt immerhin zu Berlin. Weder hat die Hertha in den letzten Monaten einen neuen Hauptsponsor gefunden - die Deutsche Bahn hatte ihren Rückzug bereits im Januar bekanntgegeben - noch haben die Verantwortlichen eine Einigung mit Ungarns Verband über die Zukunft von Trainer Pal Dardai erzielt. Der Rekordspieler war bisher in Doppelfunktion für Hertha und Ungarn tätig, besitzt gültige Verträge für beide Aufgaben, soll sich aber nur noch um den Klub kümmern. So wünscht es sich der Klub. Dardai soll sich da gar nicht so sicher sein, liebäugelt weiter mit der Doppelfunktion. Die Verhandlungen stocken seit Monaten. Am Samstag verließ auch noch Torwarttrainer Richard Golz den Verein, ihn ersetzt der frühere ungarische Nationaltorwart Zsolt Petry. Auch einen Neuzugang hat Hertha immerhin schon vorgestellt: Vom FC Bayern kommt Mitchell Weiser, beim Rekordmeister Ergänzungsspieler.

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