Bundesliga, vierter Spieltag:Leverkusen: Nur ein Punkt, aber zwei Verletzte

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte erobert der FSV Mainz die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga. Leverkusen spielt gegen Nürnberg nur 0:0. Der vierte Spieltag im Überblick.

Bayer Leverkusen kommt einfach nicht auf Touren. Die Mannschaft von Jupp Heynckes quälte sich gegen den 1. FC Nürnberg zu einem 0:0 und bleibt damit nach dem 3:6 gegen Mönchengladbach auch nach dem zweiten Bundesliga-Heimspiel ohne Sieg auf eigenem Platz. Zudem musste Nationalspieler Stefan Kießling vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nach nur rund zehn Minuten mit Verdacht auf eine Sprunggelenksverletzung vom Platz. Und auch Sturmpartner Patrick Helmes wurde nach gut einer Stunde angeschlagen ausgewechselt.

SV Werder Bremen v FSV Mainz 05 - Bundesliga

Mainzer, wie sie singen und lachen: Marcel Risse und Lewis Holtby feiern das 1:0 in Bremen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor allem in der ersten Halbzeit sahen die 23 963 Zuschauer in der BayArena eine äußerst zerfahrenes Spiel. Nürnberg stand in der 125. Erstligapartie von Dieter Hecking als Trainer hinten gut gestaffelt und ließ kaum Chancen zu. Leverkusen schaffte es erneut nicht, an das starke 4:0 am Donnerstag in der Europa League gegen Rosenborg Trondheim anzuknüpfen. Gerade im Spiel nach vorn mangelte es der Elf von Trainer Jupp Heynckes an Kreativität. Die Gastgeber zeigten ohne Michael Ballack kaum gelungenen Ballstafetten, die sie in der vergangenen Spielzeit noch ausgezeichnet hatten.

Der Fc Schalke 04 bleibt nach der vierten Pleite im vierten Spiel und dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte Tabellenletzter. Die enttäuschenden Gelsenkirchener verloren am Sonntag vor 60.069 Zuschauern das Derby gegen Borussia Dortmund mit 1:3 (0:1). Der Japaner Shinji Kagawa mit einem Doppelpack (20./58.) und Robert Lewandowski (86.) trafen für die starken Dortmunder. Klaas-Jan Huntelaar (89.) gelang nur noch das 1:3. Bei den Schalkern musste zudem Neuzugang Nicolas Plestan mit Gelb-Roter-Karte nach wiederholtem Foulspiel vorzeitig vom Platz (61.).

Im Hamburger Stadtduell verpasste St. Pauli nur knapp den ersten Sieg seit 33 Jahren gegen den Hamburger SV. Beim 1:1 im ersten Kräftemessen zwischen den beiden Clubs auf Bundesligaebene seit achteinhalb Jahren trafen Fabian Boll für St. Pauli und Mladen Petric für den HSV.

Am Samstag hatte der FSV Mainz 05 erstmals in der Vereinsgeschichte die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga übernommen. Die Rheinhessen gewannen durch Treffer von Marcel Risse (53.) und Andre Schürrle (61.) bei Werder Bremen mit 2:0 und übernahmen mit zwölf Punkten die Spitzenposition von 1899 Hoffenheim. Mainz gelang damit der vierte Sieg im vierten Spiel.

"Das ist ein Wahnsinnsgefühl", kommentierte der Mainzer Spielmacher Lewis Holtby das Erfolgserlebnis an seinem 20. Geburtstag. Die Mainzer zeigten im Weserstadion eine taktisch reife Leistung und feierten daher völlig verdient ihren ersten Dreier überhaupt in Bremen.

Hoffenheim strauchelt

Der bisherige Tabellenführer aus dem Kraichgau kam beim Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern über ein 2:2 nicht hinaus. Die Roten Teufel stoppten den Siegeszug der 99er, die bisher drei Dreier gefeiert hatten. Der Brasilianer Luiz Gustavo (39.) erzielte das 1:0 für Hoffenheim. Der Österreicher Erwin Hoffer (47.) traf per Kopf zum Ausgleich und zum 2:1 für die Pfälzer (75.). Gylfi Sigurdsson (77.) rettete Hoffenheim einen Zähler.

Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick war nach dem spektakulären Spiel hin- und hergerissen. "Wenn wir am Dienstag gegen die Bayern gewinnen wollen, müssen wir uns deutlich steigern", zeigte er sich enttäuscht von der Leistung - aber nicht mit dem Ergebnis: "Über unser Spiel in der zweiten Halbzeit bin ich enttäuscht, mit dem Punkt müssen wir aber absolut zufrieden sein. Wir sind noch lange nicht da, wo ich hoffe, dass wir uns hinentwickeln", erklärte Rangnick im Anschluss an die Partie, die das Ende der drei Spiele dauernden Hoffenheimer Siegesserie brachte.

Den ersten Saisonsieg in der Bundesliga feierte der VfB Stuttgart und beendete seine Negativserie. 40 Stunden nach dem 3:0-Erfolg in der Europa League gegen Young Boys Bern gelang ein 7:0-Kantersieg gegen Borussia Mönchengladbach. Pawel Pogrebnjak (2. /55./60.), Georg Niedermeier (21.), Zdravko Kuzmanovic (65.), Matthieu Delpierre (73.) und Ciprian Marica (80.) trafen für die Schwaben. Was sollte Michael Frontzeck nach diesem Spiel - nach der höchsten Auswärtsniederlage von Borussia Mönchengladbach in der Geschichte der Fußball-Bundesliga schon sagen? Der Trainer bemühte ein paar Floskeln. "Es war ein rabenschwarzer Tag für Gladbach", sagte er, "ich muss mich für das Spiel entschuldigen".

Der VfL Wolfsburg gewann gegen Hannover 96 das Niedersachsen-Derby mit 2:0 und feierte gleichfalls den ersten Saisonsieg. Diego (55.) und Edin Dzeko (67.) waren für Wolfsburg erfolgreich. Die Wolfsbuger Mini-Krise ist damit zumindest vorläufig beendet.

Freiburgs Rekordstart

Viel Mühe hatte Titelverteidiger Bayern München und kam gegen den 1. FC Köln über ein torloses Remis nicht hinaus - und das zum Wiesn-Auftakt. Die Kölner sind damit in der Münchner Arena weiterhin ungeschlagen gegen die Bayern (ausführlicher Bericht zum Spiel Bayern - Köln).

Bereits am Freitag hatte der SC Freiburg durch ein 1:0 bei Eintracht Frankfurt überrascht und den dritten Saisonsieg gelandet. Torschütze des Tages war Jan Rosenthal (89.). Im Vorjahr erlebte er bei Hannover 96 eine schwere Zeit. Der Tod von Robert Enke setzte ihm zu, Rosenthal nahm wie viele 96-Profis zeitweise die Hilfe eines Psychologen in Anspruch. Doch am Freitag glückte dem früheren U21-Nationalspieler der Neuanfang in der Fußball-Bundesliga. "Es war keine Flucht aus Hannover. Ich habe einen Neuanfang gesucht. Dass er mir so gelingt und ich in meinem zweiten Spiel für Freiburg gleich so ein wichtiges Tor schieße, stimmt mich natürlich froh", sagte Rosenthal, der einen Konter zum 1:0 abschloss.

Trotz Freiburgs erstem Sieg in Frankfurt seit 14 Jahren und dem bestem Saisonstart der Klubgeschichte mit neun Punkten aus vier Spielen bleiben Rosenthal und seine Kollegen auf dem Teppich. "Wir können das einordnen. Ich freue mich einfach, dass ich einen Teil zum Erfolg beitragen kann", sagte der Mittelfeldspieler und blickte aufs nächste Spiel am Mittwoch gegen Vizemeister Schalke 04: "Das ist noch ein anderes Kaliber."

Auf Schalke sind indes alle Blicke auf das Revierderby am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund gerichtet. Selten war die Lage beim Zweiten des Vorjahres so prekär vor dem Klassiker gegen den Erzrivalen, doch die 136. Auflage kommt Felix Magath gerade recht - behauptet er jedenfalls. "Es ist egal, wer oben und wer unten steht. Im Derby müssen wir sowieso immer gewinnen", sagte der Trainer und Manager: "Deshalb kommt das Derby genau zur richtigen Zeit."

Ganz andere Sorgen haben die Hamburger Rivalen. Vor dem 15. Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV seit der Bundesliga-Gründung am Sonntag (15.30 Uhr) steht das Thema Sicherheit im Mittelpunkt. Nach dem Überfall einer Handvoll Gewalttäter aus dem HSV-Umfeld auf Pauli-Fans vor vier Wochen übten beide Klubs demonstrativ den Schulterschluss - in der Hoffnung auf ein friedliches Derby am Millerntor. Eindeutig im Schatten steht am Sonntag (17.30 Uhr) die Partie von Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Nürnberg.

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