Bundesliga:Angemessenes Spektakel in Bad Cannstatt

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Späte Freude: Stuttgarts Torschütze Sasa Kalajdzic (hinten) umarmt Stuttgarts Philipp Klement. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Überraschungsmannschaften Union Berlin und VfB Stuttgart liefern sich beim 2:2 ein leidenschaftliches Duell - in den letzten fünf Minuten fallen zwei Tore.

Von Ulrich Hartmann, Stuttgart/München

Zwei Mal in der zweiten Liga (2017) und als Doppelmatinee in der Bundesliga-Relegation (2019) hatte es das Duell zwischen dem VfB Stuttgart und Union Berlin bereits gegeben, aber als Kracherspiel im Kampf um den Anschluss an die Champions-League-Plätze war die Begegnung der Schwaben mit den Köpenickern eine neue Erfahrung. Die beiden treffsichersten Teams hinter Bayern München trafen sich am Dienstagabend im verregneten Stadtteil Bad Cannstatt - und damit zugleich jene Klubs, die zuvor Borussia Dortmund mit 5:1 gedemütigt (Stuttgart) und dem FC Bayern ein 1:1-Remis abgetrotzt hatten (Union). Im direkten Aufeinandertreffen lieferten sie sich das erwartet leidenschaftliche Duell, das mit einem angemessenen 2:2 (0:1)-Unentschieden endete. Stuttgarts spät eingewechselter Joker Sasa Kalajdzic glich einen 0:2-Rückstand mit zwei Treffern in den letzten fünf Minuten noch spektakulär aus. Trotzdem haben die Stuttgarter damit in dieser Saison weiterhin kein Heimspiel gewonnen.

Im Relegationsduell im Mai 2019 war Union nach einem 2:2 in Stuttgart und einem 0:0 in Berlin erstmals in die Bundesliga aufgestiegen und der VfB in die zweite Liga ab. Als man sich 19 Monate später nun wiedersah, standen aber sowohl bei den Berlinern (Marvin Friedrich, Grischa Prömel) als auch bei den Stuttgartern (Nicolas Gonzalez, Gonzalo Castro) nur zwei Fußballer aus dem damaligen Rückspiel in der Startelf. Unions Christian Gentner, der nach der Relegation vom VfB gen Berlin gewechselt war, musste mit zwickender Wade passen. "Das wäre ein besonderes Spiel für mich gewesen", sagte er bei Sky, "ich hätte gerne mitgespielt."

Der 35-Jährige musste - ach was, er durfte mitansehen, wie seine Eisernen schon in der 4. Minute 1:0 in Führung gingen. Das Ganze ging mit einer gelben Karte für den grob grätschenden Stuttgarter Konstantinos Mavropanos (3.) einher. Den Freistoß zirkelte Christopher Trimmel auf den Kopf des baumlangen Innenverteidigers Friedrich, der ein Kopfballduell gegen den kleineren Japaner Wataru Endo gewann und zum 1:0 einköpfelte. Trimmel auf Friedrich - so hatte Union auch im Relegations-Hinspiel den bedeutsamen 2:2-Endstand erzielt.

Unions Katapultstart am Dienstag war umso erstaunlicher, als den Berlinern acht wichtige Spieler ausfielen, darunter der Topschütze Max Kruse. Vielleicht war die blitzschnelle Offensivaktion auch ein bisschen Trotz, denn VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo hatte die Berliner zuvor wiederholt für ihre "gute Defensive" gelobt. Mit der Tor-Kooperation der Abwehrmänner Trimmel und Friedrich stimmte das natürlich erst recht. Den Stuttgartern fielen die anschließenden Ausgleichsbemühungen erwartet schwer. Ihre Torchancen bis zur Pause waren überschaubar.

Der eingewechselte Kalajdzic trifft in der Schlussphase zwei Mal

"Wir haben noch mehr im Köcher", versprach in der Pause Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat. Die rhetorische Anleihe beim Bogenschießen erwies sich als zu sorgsam ausgewählt, denn zwei Minuten nach Wiederanpfiff zielte Nicolas Gonzalez mit einem spektakulären Seitfallzieher derart genau, dass er den Balken des Union-Tors traf. Es war für den VfB der neunte Aluminiumtreffer in dieser Saison, das ist Liga-Topwert. Die Hinzunahme der Einwechselspieler Daniel Didavi und Tanguy Coulibaly zeigte Wirkung. Coulibaly legte Gonzalez einen Kopfball auf, der knapp am Tor vorbeiging. Einen aussichtsreichen Ball von Castro klärte Unions Robin Knoche kurz vor der Torlinie. Stuttgart drückte auf den Ausgleich.

Gegen diese "ekligen" (Mislintat) Berliner einen Rückstand aufholen zu müssen, ist eine undankbare Aufgabe - und die Unioner sind dabei auch noch noch kontergefährlich. Also köpfelte der sträflich freistehende Taiwo Awoniyi in der 77. Minute eine Flanke von Christopher Lenz zum 2:0 ein. Doch dann holten die Stuttgarter ganz am Ende tatsächlich doch noch zwei Pfeile aus dem Köcher. Denn fünf Minuten vor Schluss brachte der gerade eingewechselte Sasa Kalajdzic den VfB nicht nur auf 1:2 heran, sondern erzielte in der Schlussminute sogar noch den am Ende verdienten 2:2-Ausgleich.

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