Sonntagsspiele der Bundesliga:Hamburg bremst sich selbst aus

VfB Stuttgart - SV Darmstadt 98

Die Stuttgarter Spieler feiern ihren Kapitän Christian Gentner (2. v. l.) für seine Flanke, die zum Eigentor führte.

(Foto: dpa)

Viele Chancen, kein Ertrag: Der kleine Höhenflug des Hamburger SV ist abrupt gestoppt worden. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia verlor im kleinen Nordderby gegen Hannover 96 trotz zeitweise drückender Überlegenheit mit 1:2 (1:0) und verpasste leichtfertig den Anschluss an die Europacup-Plätze. Michael Gregoritsch brachte den HSV zwar in der sechsten Minute in Führung, doch Hiroshi Kiyotake (59./Foulelfmeter) und Salif Sane (67.) drehten im zweiten Abschnitt binnen acht Minuten das Spiel.

Damit gelang Hannover der Befreiungsschlag im Tabellenkeller. Nach einer turbulenten Woche mit dem 1:2 in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt und dem 1:2 im Pokal bei Darmstadt 98 feierte das Team von Coach Michael Frontzeck seinen dritten Saisonsieg und kann im Abstiegskampf erst einmal durchatmen. Zielstrebig, dominant, zweikampfstark: Mit dem besten Saisonstart seit fünf Jahren im Rücken präsentierten sich die Hamburger vor 54.607 Zuschauern im Volkspark überaus dominant und marschierten von Beginn an munter nach vorne.

Und während sich der Gastgeber angesichts der zahlreichen Chancen nur den Vorwurf der schlechten Verwertung gefallen lassen musste, enttäuschte Hannover im ersten Abschnitt auf ganzer Linie und ließ keine echte Spielidee erkennen. Keine sechs Minuten waren gespielt, als der HSV die Gäste-Verteidigung erstmals düpierte. Über Sven Schipplock gelangte der Ball zu Nicolai Müller, der auf der rechten Außenbahn auf und davon sprintete und von der Grundlinie mustergültig quer legte. Gregoritsch musste nur noch den Fuss hinhalten. Auch in der Folge sahen die Zuschauer Hamburger Einbahnstraßen-Fußball.

Erst zwang Dennis Diekmeier Nationalkeeper Ron-Robert Zieler zu einer Glanztat (18.), dann klatschte ein 20-m-Freistoß von Marcelo Díaz an den linken Außenpfosten (27.). Nur neun Minuten später vergab Müller völlig freistehend gegen Zieler. Nach der Pause ebbte der Angriffswirbel der Hamburger plötzlich ab - und doch hatte Schipplock die große Chance zum 2:0. Aus zentraler Position verzog der Angreifer völlig freistehend. Wie aus dem Nichts fiel im Gegenzug der Ausgleich. Nach einem Foul von Emir Spahic an dem eingewechselten Uffe Bech traf Kiyotake vom Punkt.

Der HSV war schockiert und musste wenig später den Rückstand hinnehmen. Nach einer Flanke von Kiyotake schraubte sich Sane in die Höhe und köpfte wuchtig aus elf Metern ins Tor. Damit war der Japaner Kiyotake an den letzten sieben 96-Treffern direkt beteiligt. Einen besonderen Grund zur Freude hatte bei den Niedersachsen Torhüter Zieler. Der Nationalspieler überflügelte mit seinem 153. Ligaspiel in Folge den früheren 96-Verteidiger Jupp Hellingrath und stellte einen neuen Vereinsrekord auf. Zuletzt hatte Zieler am 2. April 2011 (1:4 bei Borussia Dortmund) ein Liga-Spiel verpasst.

Sturtgart erzittert sich den Sieg

Der VfB Stuttgart hat sich mit einem hart erkämpften 2:0 (0:0) gegen den SV Darmstadt 98 von den Abstiegsrängen der Fußball-Bundesliga verabschiedet. Ein Eigentor von György Garics (68. Minute) und ein Treffer von Timo Werner (90.+4) in letzter Sekunde bescherten den Schwaben am Sonntag vor 55 200 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena den zweiten Heimsieg der Saison.

Fast 34 Jahre nach dem letzten Gastspiel in Stuttgart war es für Darmstadt die erste Auswärtsniederlage seit dem Aufstieg. Beide Teams gingen mit dem Selbstvertrauen eines Pokal-Erfolgs in die Partie. Die VfB-Innenverteidiger Toni Sunjic und Timo Baumgartl stürmten nach dem Anstoß sofort in Richtung Darmstädter Tor, waren bei der ersten Chance aber schon wieder auf ihren Posten.

Dabei mussten die Fans in der Cannstatter Kurve nicht lange warten: Im Strafraum spielte Daniel Didavi den Ball quer, Martin Harnik kam am langen Pfosten aber einen Schritt zu spät (2.). Für den Österreicher war es die einzige echte Torchance. Nach einem Zusammenprall mit Gäste-Keeper Christian Mathenia musste er schon nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt werden. Für Harnik brachte VfB-Trainer Alexander Zorniger den Rumänen Alexandru Maxim. Aber auch mit der Nummer 44 im Mittelfeld tat sich Stuttgart gegen giftige und lästige Darmstädter schwer.

Stuttgart fehlt die Kreativität

Weder Kapitän Christian Gentner in seinem 300. Bundesliga-Spiel noch Daniel Schwaab oder Daniel Didavi brachten die Lilien mit ihren Ideen in Verlegenheit. Wie von Zorniger erwartet, versuchte der Aufsteiger die Schwaben zudem zu nerven, wann immer es möglich war - ob mit oder ohne Ball in der Nähe. Die einzige eigene Chance vor dem Seitenwechsel vergab Marcel Heller, als er mit seinem guten Schuss von der Strafraumkante an VfB-Torwart Przemyslaw Tyton scheiterte. Kurz vor der Pause strich ein Freistoß von Didavi Zentimeter am Pfosten vorbei. Nach der Halbzeit hatten die Schwaben selbst dann zweimal Glück. Erst verfehlte Jan Rosenthals cleverer Heber das Tor, dann parierte Tyton einen Heller-Schuss, den Abpraller brachte Sandro Wagner nicht über die Linie. Für Stuttgart wirkten diese Szenen wie ein Weckruf.

Timo Werner köpfte eine Flanke des starken Emiliano Insua an die Latte, dann hielt Mathenia reaktionsschnell gegen Didavi (67. und 68.). Sekunden später senkte sich ein Heber von Gentner am langen Pfosten auf den Kopf von Darmstadts Garics - und von da zum 1:0 ins Tor. Darmstadt reagierte auf den Rückstand keinesfalls geschockt. Nach 72 Minuten klärte Florian Klein in höchster Not. Tyton konnte sich wenig später mit zwei starken Paraden auszeichnen. Die Unsicherheit aus der ersten Hälfte, als er an der Strafraumkante umherirrte, war damit endgültig vergeben. In der Endphase wankte der VfB mächtig und überstand die Schlussoffensive der Gäste nur mit Glück. Erst in letzter Sekunde traf Werner ins leere Tor zur Entscheidung.

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