Schalke 04:Frierende Hoffnungen

Football: Bundesliga - day 21: 1. FC Union Berlin v Schalke 04

Timo Becker (links) und Robert Andrich kämpfen um den Ball.

(Foto: Annegret Hilse/AFP)

Das Remis bei Union - es ist eigentlich zu wenig für den abgeschlagenen Tabellenletzten. Zwar zeigt Schalke bei eisigen Temperaturen mit dem begnadigten Bentaleb erneut gute Ansätze, ist aber nun seit 448 Tagen ohne Auswärtssieg.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der Samstag war keiner dieser Tage, an denen man unter normalen Umständen die Fenster offenlassen würde. Außer: Man muss es zwingend tun. Von Amts wegen, sozusagen.

Minus sechs Grad vermeldeten die Wetterdienste, als die Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Schalke 04 begann. Doch in dem kleinen Ziegelstein-Büdchen, das in einem Tribünenknick des Stadions An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick steht, waren beide Fenster weit geöffnet. Voller Hoffnung auf Tore. Denn dieses Büdchen, es ist eine manuell betriebene Anzeigentafel von anno dazumal. Es blieb aber bei offenen Fenstern und Hoffnungen, die enttäuscht wurden. Union und Schalke trennten sich torlos - was dem sachte, aber sicher ins Mittelfeld abrutschenden 1. FC Union fraglos mehr nützt als dem FC Schalke, der eine Woche vor dem Revier-Derby gegen Borussia Dortmund weiterhin Tabellenletzter ist.

Man hätte vorab nicht auf einen Schalker Erfolg wetten mögen. Der letzte Sieg auf fremdem Platz liegt 448 Tage zurück, er stammt mithin nicht nur aus der Prämutanten-Ära, sondern sogar aus den Tagen vor Corona. Am Ende konnten sich die Schalker bloß über einen Teilerfolg freuen: Erstmals seit fast einem Jahr blieben sie bei einer Auswärtspartie ohne Gegentor. Andererseits: Einen Schalker Schuss aufs gegnerische Tor gab es nicht.

Es hat aber dennoch, so viel war schon zur Halbzeit klar, in der jüngeren Vergangenheit erheblich schlechtere Auftritte der Gelsenkirchener gegeben. In lichten Momenten schien sogar Fußball auf - der Fußball, der in den Füßen von Nabil Bentaleb steckt, jenem oft verdammten und ebenso oft, diesmal nach zweimonatiger Zwangspause, begnadigten Zehner. "Ich bin froh, dass er wieder dabei ist", sagte Suat Serdar. Auch wenn ein Bentaleb bei weitem nicht genug war. "Er war ein Lichtblick", sagte Schalkes Trainer Christian Gross.

Zumal Union größere Selbstsicherheit ausstrahlte. Das manifestierte sich auch darin, dass die Unioner die besseren Chancen hatten. "Wenn wir das 1:0 machen, ziehen wir das Spiel", sagte Unions Florian Hübner nach der Partie. Aber: "Im Moment will er nicht über die Linie...", ärgerte sich Union-Trainer Urs Fischer nach dem Schweizer Duell mit seinem Kollegen und Landsmann Gross. Im Grunde musste der aushilfsweise aufgebotene Berliner Torwart Loris Karius nur einmal bangen, als ein Fernschuss von Suat Serdar knapp am Tor vorbeistrich (29.). Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann musste sechs Minuten später eine ähnliche Situation überstehen, bei einem Distanzschuss von Unions Christian Gentner. Zu Beginn der Partie hatte sich Fährmann zudem gegen Taiwo Awoniyi auszeichnen können und müssen.

Union verpasst dreifach das 1:0

Auch ohne eine hohe Zahl an Torchancen war die Partie einigermaßen vergnüglich - was hauptsächlich am Einsatzwillen beider Mannschaften lag. Ob aus eigenem Überlebenswillen oder auch wegen entsprechender Anweisungen: Die Spieler taten alles, um den Körper auf Temperatur zu halten.

Daran änderte sich auch nach der Halbzeit nichts. Die Schalker begannen jedoch, das Risiko zu scheuen, und beschworen auch dadurch Torgelegenheiten herauf, die die Unioner vergaben. Der finnische Union-Stürmer Joel Pohjanpalo (58.) schoss eine gute Hereingabe von Niko Gießelmann eher Richtung Eckfahne denn gen Tor (58.); ihr nigerianischer Kollege Awoniyi verzog keine sechzig Sekunden später. Richtigen Ärger zog Awoniyi auf sich, als er bei einem Konter in der 67. Minute eine fatale Fehlentscheidung traf: Statt den mitgelaufenen Robert Andrich zu bedienen, ließ er sich abdrängen und legte auf Marcus Ingvartsen zurück, der aber vom Strafraumrand keinen Druck auf den Ball bekam. Erst zum Ende hin ergriff Schalke wieder die Initiative. Doch der Mann im Anzeigentafelbüdchen musste die Nullen nicht austauschen - weder unter der Rubrik 1. FC Union noch unter dem Schlagwort Gäste.

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