2:1 gegen Mainz 05:Union feiert den ersten Sieg seit Oktober

Lesezeit: 2 Min.

Steffen Baumgart jubelt über seinen ersten Sieg an der Alten Försterei. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Steffen Baumgart gewinnt sein erstes Spiel als Union-Trainer. Auch, weil sich die Mannschaft wieder auf die gerade in Köpenick geschätzten Basics besinnt.

Von Javier Cáceres

Es gab mal eine Zeit, da der Fußball keinen „Doctor Football“ kannte, zu dem sich gerade der frühere Mainzer Jürgen Klopp bei seiner Vorstellung als neuer globaler Fußballchef von RB ernannt hat. Wohl aber Ärzte, die es vermochten, die Komplexität des Sports auf ihren Kern zu reduzieren. Zum Beispiel: Dr. med. Carlos Salvador Bilardo, der es 1986 gegen Deutschland mit Argentinien zum Weltmeister brachte, hielt den Fußball sogar für überaus einfach und war voll des Lobes für das Genie, das unterschiedliche Trikotfarben erfunden hatte.

Bilardo zufolge müsse man im Fußball nicht viel mehr bewerkstelligen als den Ball zu den Spielern zu bugsieren, mit denen man im Mannschaftshotel gefrühstückt hatte, und die das gleiche Trikot trugen wie man selbst. Vor der sonntäglichen Partie gegen den FSV Mainz 05 wandelte Unions neuer Trainer Steffen Baumgart auf den Spuren Bilardos: Es gehe auch und vor allem darum, „dass wir den Ball von A nach B kriegen und nicht dem Gegner in die Füße spielen“, sagte Baumgart. Was ihm auch gemein ist mit Bilardo: der Traum von einem Schuss ins gegnerische Tor. Gegen Mainz 05 reichte die Besinnung auf die Basics für den ersten Sieg seit Oktober. Union gewann mit 2:1 und bringt (den Punkt gegen Bochum, über dessen Bestand das DFB-Bundesgericht zu befinden hat, noch mit eingerechnet) sechs Zähler zwischen sich und den Relegationsplatz; Mainz hält trotzdem noch den Anschluss an die Spitzengruppe.

Im Vergleich zu vorherigen Spielen wies die Veranstaltung vom Sonntag in der Alten Försterei einen bemerkenswerten Unterhaltungswert auf. Noch ehe sich die Möglichkeit ergab, über Unions Systemfrage der Woche zu philosophieren (Dreier- oder doch Viererabwehrkette?), stand es bereits 1:1. Die Führung für die Berliner erzielte Benedict Hollerbach, der Schlafsand in den Augen des Mainzer Innenverteidigers Danny da Costa entdeckt hatte, dessen Pass blockte, um dann den Ball nach 57 Sekunden vom Eck des Fünfmeterraums ins Tor zu schieben. Kaum drei Minuten später stellte Nadiem Amiri per Foulelfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich her: Unions Eigengewächs Aljoscha Kemlein hatte Jae-Sung Lee gegen die Sohle getreten. Für eine Mannschaft, die wettbewerbsübergreifend seit elf Pflichtspielen auf einen Sieg wartete, zeigte sich Union erfrischend unbeeindruckt.

Von einer Großchance für Armindo Sieb abgesehen, der nach gut einer Viertelstunde Unions Kapitän Danilho Doekhi den Ball abnahm und diesen dann allein vor Alexander Schwolow am Tor vorbei legte (15.), dominierte Union. Vielleicht auch, weil aus der Entscheidung, gegen den Ball tatsächlich mit Dreierkette zu agieren, Sicherheit erwuchs, und ansonsten reichlich Aufopferung, Intensität, Solidarität, Zweikampfstärke und Laufbereitschaft zu sehen war. „Basics“ eben.

Mainz muss auf den Trainer und den besten Spieler verzichten

Vor dem gegnerischen Tor bedurfte Union allerdings eines Foulelfmeters, um neuerlich (und verdient) in Führung zu gehen. Nachdem Diogo Leite und Jordan Siebatcheu den Mainzer Torwart Robin Zentner in quasi einer einzigen Szene zu glänzenden Reflexen gezwungen hatten (und Kemlein eine schöne Flanke von Josip Juranovic per Kopf übers Tor gesetzt hatte), holte Hollerbach einen Strafstoß heraus. Robert Skov verwandelte sicher (24.) zum 2:1, das auch deshalb der Halbzeitstand war, weil das Mainzer Spiel bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt nie den flüssigen Aggregatzustand erreichte. Die Mainzer dürften dabei den verletzten Stürmer Jonathan Burkardt (zwölf Tore in 16 Spielen) stärker vermisst haben als ihren gesperrten Trainer Bo Henriksen.

Nach der Halbzeitpause änderte sich am Grundton der Partie wenig. Union verteidigte mit Umsicht und hatte die lange Zeit einzige Chance, als Skov von Hollerbach freigespielt wurde. Die Mainzer brachten das Tor der Unioner in der zweiten Halbzeit nur ein Mal in Bedrängnis – in der Nachspielzeit durch Amiri. Doch das war zu wenig, um den ersten Sieg der Ära Baumgart zu verhindern.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusProbleme von Borussia Dortmund
:Zu viele Entscheider, die nicht entscheiden

Schrumpft der BVB vom Welt- zum Mittelfeldklub? Die zahlreichen Dortmunder Häuptlinge können sich in der Krise nicht auf Gegenmaßnahmen einigen. Nicht mal ein Ultimatum für Trainer Sahin klingt eindeutig.

Von Freddie Röckenhaus

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: