Bundesliga:Und schon wieder kein Auswärtssieg

Bundesliga: Fast artistisch: André Silva (links) überwindet Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz und bringt Leipzig in Führung.

Fast artistisch: André Silva (links) überwindet Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz und bringt Leipzig in Führung.

(Foto: Gabor Krieg/Imago)

Unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco spielt RB Leipzig in Augsburg lange wie eine Spitzenmannschaft. Dann springt Benjamin Henrichs der Ball an den Arm.

Von Maik Rosner, Augsburg

Domenico Tedesco rief und gestikulierte, ehe er in die Hände klatschte. Es waren die Regungen eines Trainers, der um die knappe Führung seiner Mannschaft von RB Leipzig bangte. André Silva hatte diese mit seinem fünften Ligator dieser Saison erzielt (19.). Doch was zunächst sehr souverän und hochwertig wirkte, geriet zunehmend wackelig.

Am Ende reichte es für Leipzig tatsächlich nur zu einem 1:1 (1:0) beim FC Augsburg, nachdem Benjamin Henrichs der Ball im Strafraum an den Arm gesprungen und Daniel Caligiuri den fälligen Handelfmeter verwandelt hatte (85.). Verpasst war damit für Leipzig der erste Auswärtssieg dieser Saison - und für den neuen Trainer Tedesco der zweite Sieg im zweiten Spiel mit RB.

Spiele zwischen Augsburg und Leipzig waren zuletzt aus Sicht des FCA immer freudlose Ereignisse gewesen. Sechs Mal hintereinander hatten die Augsburger zuvor gegen die Sachsen verloren, zehn Spiele lag vor der Partie am Mittwochabend gar der letzte Sieg zurück. Nicht einmal die einst regelmäßigen Verbalattacken ihres Präsidenten Klaus Hofmann gegen RB ließen sich zuletzt noch vernehmen. Vor der aktuellen Verabredung fand Trainer Markus Weinzierl nur lobende Worte, vor allem für sein Gegenüber Tedesco, der sich mit einem 4:1 gegen Mönchengladbach bei RB eingeführt hatte. "Was mir sehr imponiert ist, dass er sieben Sprachen spricht", sagte Weinzierl.

RB-Trainer Tedesco spricht sieben Sprachen, hat aber 15 Nationalitäten im Kader

Tatsächlich soll Tedesco, geboren im süditalienischen Rossano, fließend Deutsch, Italienisch und Englisch sprechen sowie sich auch auf Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Russisch unterhalten können. Allerdings stößt sogar Tedesco bei 15 Nationalitäten in Leipzigs Kader an seine sprachlichen Grenzen.

In der Ruhe des Geisterspiels konnte Tedesco, dessen Nachname auf Italienisch "Deutsch" bedeutet, sein linguistisches Repertoire voll ausschöpfen. Doch allzu viele Korrekturen musste er seiner Belegschaft zunächst gar nicht zurufen. Von Beginn an trat sie dominant und strukturiert auf, prägte das Geschehen und ließ den Ball sowie die Augsburger viel laufen. Es war eine neue Stilistik im Vergleich zur Spielweise unter Tedescos Vorgänger Jesse Marsch, der eher einen Ansatz gegen den Ball statt mit diesem verfolgt hatte. Nun aber zeigten die Leipziger Züge einer Spitzenmannschaft, untermauert von schnellen Großchancen durch Emil Forsberg und Silva. Bald darauf schoss Silva zur Führung ein, nachdem Angeliño diagonal gepasst und Henrichs den Ball volley in die Mitte gelegt hatte. Es war ein Tor, das wirkte wie am Reißbrett entworfen, mit Pässen wie Pinselstrichen, die die Augsburger Notabwehr überforderten.

Zum wiederholten Male hatten die Gastgeber ihre letzte Linie neu besetzen müssen, nachdem sich Kapitän Jeffrey Gouweleeuw beim jüngsten 2:0-Sieg in Köln seine fünfte gelbe Karte und damit eine Sperre eingehandelt hatte. Nun versuchte sich der eigentliche Außenverteidiger Robert Gumny als Innenverteidiger neben Reece Oxford darin, weiteres Ungemach abzuwenden. Das gelang auch deshalb immer besser, weil die Gäste zuweilen unsauber und kompliziert agierten. Selbiges galt allerdings auch für die Konterversuche des FCA. "Wir haben schon unsere Schwierigkeiten", sagte Gouweleeuw in der Halbzeit bei Sky.

Die Augsburger hatten zuletzt 2:1 gegen den FC Bayern gewonnen und auch gegen Leipzig auf eine Überraschung gehofft. Diese kam tatsächlich zunehmend in Reichweite, als Augsburg in der zweiten Halbzeit immer frecher wurde und zu Chancen kam, wie durch den Schlenzer des eingewechselten Arne Maier. Leipzigs Nordi Mukiele und Augsburgs Sergio Córdova trafen jeweils mit einem Kopfball das Torgestänge, ehe Henrichs der Ball an den Arm sprang.

Es war für die Augsburger lange eines jener Spiele gewesen, in denen Weinzierl mit seiner Mannschaft vermutlich sogar die Morsecodes oder Swahili rückwärts hätte einstudieren können, ohne dass es zum Torerfolg geführt hätte. Doch dann half den Schwaben mit dem niederbayerischen Trainer auch einfach ein bisschen der Zufall, ganz ohne Worte.

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