TV-Gelder in der Bundesliga:Gleiches Geld für alle

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Wer verdient wie viel? Bei der Verteilung der TV-Gelder sind sich die DFL-Klub uneinig. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Seit Wochen streiten Fußballklubs über die Verteilung der Fernsehgelder. Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann macht nun einen radikalen Vorschlag: Er will, dass Bayern so viel kriegt wie Bielefeld.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

In der Debatte um die künftige Verteilung der Fernsehgelder unter den Profifußball-Klubs hat der Vorstandschef des Bundesliga-Absteigers Fortuna Düsseldorf, Thomas Röttgermann, einen Vorschlag für eine gravierende Änderung vorgelegt. Nach seiner Meinung sollen die 18 Vereine einer Liga künftig den exakt gleich hohen Anteil der TV-Einnahmen erhalten. "Wir müssen über einen grundsätzlichen Prinzipienwechsel reden. Ich bin dafür, dass die Erlöse innerhalb einer Liga wieder gleich verteilt werden sollen, so wie es bis zur Jahrtausendwende der Fall war", sagt Röttgermann, 59, der SZ: "Das wäre also kein Experiment, wieder dahin zurückzukehren, und es hätte Symbolik."

Im deutschen Profifußball gibt es seit Wochen eine scharfe Diskussion über die TV-Gelder. Die Vermarktung durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bringt aktuell und in den nächsten Saisons zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Euro pro Jahr ein - für die nationale und die internationale Übertragung der Bundesligen. Der derzeitige Verteilerschlüssel beruht nahezu ausschließlich auf vergangenen Erfolgen. In der Folge erhält der FC Bayern mehr als 110 Millionen Euro der Gesamtsumme und damit mehr als dreieinhalb Mal so viel wie der schwächste Klub der Bundesliga.

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Kommentar von Johannes Aumüller

Viele Kritiker sehen in diesem Schlüssel einen Grund für die teils zementierte Tabelle in der Bundesliga. Bis zur Jahrtausendwende sah das Modell tatsächlich noch anders aus, wenngleich es da um eine deutlich geringere Gesamtsumme ging. So erhielt damals jeder Bundesligist zirka fünf Millionen Euro, jeder Zweitligist zirka 2,5. Der Schlüssel ist auch im Vergleich zu anderen Ligen unausgeglichener - in der Premier League etwa darf das Verhältnis zwischen dem Ersten und dem Letzten der TV-Geld-Tabelle maximal 1,8:1 betragen.

Für die kommende Saison gilt in der DFL der aktuelle Schlüssel noch. Aber in den nächsten Monaten wird für die Zeit von 2021/22 bis 2024/25 neu entschieden - und da wünscht sich Röttgermann Veränderungen: "Die Fernsehgelder sollen ja nicht die Leistung eines Klubs honorieren, sondern die Attraktivität einer Liga."

Röttgermann ist der erste Funktionär, der so konkret einen Änderungsvorschlag formuliert. Allerdings kritisierten von Bremen über Augsburg bis Mainz zuletzt diverse Vertreter kleinerer und mittlerer Vereine den derzeitigen Verteilerschlüssel. Die Branchenführer FC Bayern und Borussia Dortmund hingegen verteidigen den Status quo. Röttgermann fordert zudem, dass der Unterschied zwischen den Erst- und den Zweitligisten "deutlich kleiner" sein soll. Bisher erhalten die Zweitligisten insgesamt zirka 18 Prozent der Gesamtsumme.

Formal bestimmt den Verteilerschlüssel das neunköpfige DFL-Präsidium. Ihm gehören Geschäftsführer Christian Seifert, Direktor Ansgar Schwenken sowie sieben Klub-Vertreter an: Peter Peters (Schalke, inzwischen ohne Vereinsamt), Oliver Leki (Freiburg), Jan-Christian Dreesen (FC Bayern), Alexander Wehrle (Köln), Steffen Schneekloth (Kiel), Rüdiger Fritsch (Darmstadt) und Oke Göttlich (St. Pauli).

© SZ vom 23.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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