Mit sehr, sehr vielen Zahlen hantierte Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), als er am Montag verkündete, nach welchem Verteilerschlüssel die 36 Profiklubs aus erster und zweiter Liga zukünftig das Fernsehgeld bekommen. Um diverse Millionenbeträge ging es da, um noch mehr Prozentzahlen, um getrennte und durchgängige Fünf- und Zehn-Jahres-Tabellen, um zwei verschiedene Töpfe mit insgesamt sieben Säulen und weiteren Untersäulen und manches mehr. Aber ein paar in diesem Kontext besonders interessante Zahlen nannte der DFL-Chef nicht: nämlich einmal konkret darzulegen, wie sich das neue Modell denn nun auf die einzelnen Klubs auswirkt. Die Liga möchte derzeit keine Hochrechnungen oder Prognosen veröffentlichen, weil letztlich viel am konkreten sportlichen Abschneiden liegt, und auch keine Simulationen.
Aufgrund der von der DFL präsentierten Kriterien lassen sich die Auswirkungen aber zumindest näherungsweise ausrechnen. Dabei lässt sich feststellen, dass der neue Schlüssel zwar noch komplizierter als der schon komplizierte alte Schlüssel ist, aber dass im Ergebnis die Unterschiede zwischen den beiden recht gering sind: Die Fernsehgelder werden in Deutschland weiter extrem ungleich verteilt.
Fußball:Vier neue Säulen für die Liga
Die DFL-Spitze verkündet einen neuen Schlüssel für die Verteilung der TV-Gelder. Es gibt Anpassungen - aber die große Revolution bleibt aus. DFL-Boss Seifert glaubt dennoch an einen versöhnenden Effekt.
In der aktuellen Saison verteilt die Deutsche Fußball-Liga für die erste und die zweite Liga zirka 1,45 Milliarden Euro. Von dieser Summe erhält der Dauermeister FC Bayern gemäß de aktuell gültigen Verteilerschlüssel zirka 105,5 Millionen Euro und Arminia Bielefeld als Bundesliga-Schlusslicht der TV-Geld-Tabelle zirka 34,5 Millionen Euro. Wenn man annimmt, dass der am Montag für die kommende Saison beschlossene Schlüssel bereits in der laufenden Spielzeit gelten würde, würde sich der Abstand zwischen den beiden Klubs etwas verringern. Der FC Bayern würde zirka 4,5 Millionen Euro weniger bekommen und Arminia Bielefeld zirka drei Millionen Euro mehr. Der größte Profiteur wäre Union Berlin, der sogar auf ein Plus von etwa 4,5 Millionen Euro käme. Neben dem FC Bayern hätten auch Borussia Dortmund (zirka 3) sowie Bayer Leverkusen (2,5) etwas weniger. Bei den meisten Klubs aber würden sich die Unterschiede im Bereich von einigen Hunderttausend Euro bewegen.
Schwieriger ist die Prognose, wie viel nun jeder Klub in der kommenden Saison tatsächlich erhalten wird. Denn darauf haben die konkreten Ergebnisse in der aktuellen Spielzeit Auswirkungen, und zwar in der Liga und im Europapokal. Klar ist nur, dass insgesamt für alle Profiklubs zirka 200 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen als in der laufenden Spielzeit, also nur 1,25 Milliarden Euro. Wenn in Liga und Europapokal nicht völlig verrückte Dinge passieren, dürften die Bayern nächstes Jahr nur noch auf zirka 90 Millionen Euro kommen, und die Bielefelder, wenn sie in der Bundesliga bleiben, auf einen ähnlichen Betrag wie im Moment. Aber dann würden sie sehr wahrscheinlich auch nicht mehr Letzter der TV-Geld-Tabelle sein, sondern dies wäre einer der kommenden Aufsteiger.
Union-Präsident Dirk Zingler sagte der SZ dazu: "Das Bemühen um Stabilität für alle Beteiligten ist deutlich erkennbar. Trotzdem hat man steuernd eingegriffen und nachvollziehbare Schritte eingeleitet, um dem weiteren finanziellen Auseinanderdriften von größeren und kleineren Klubs entgegenzuwirken. Diese ersten Schritte begrüßen wir."
Zugleich ist es bei solchen Berechnungen wichtig, nicht nur die nächste Saison in den Blick zu nehmen. Denn der neue komplizierte Schlüssel sieht für die nächsten vier Jahre zwei verschiedene Stufen vor. Zur Mitte des Zyklus kommt es in der nationalen Vermarktung zu anderen Gewichtungen bei den vier ausgeheckten Säulen ("Gleichverteilung" 50 statt 53 Prozent Anteil an der Gesamtsumme, "Leistung" 43 statt 42, "Nachwuchs" 4 statt 3 und "Interesse" 3 statt 2). Zugleich ist im Bereich der internationalen Einnahmen geplant, dass die Erlöse im Laufe der vier Jahre von 179 Millionen Euro auf 209 Millionen Euro ansteigen. Die Verteilung dieser Einnahmen ist zwar leicht korrigiert worden, folgt aber immer noch der Mechanik, dass insbesondere die Teams profitieren, die im Europapokal erfolgreich sind. Von daher kann es gut sein, dass am Ende des Vierjahres-Zyklus der Abstand des FC Bayern zu anderen in der Liga wieder so groß ist wie im Moment.