TV-Gelder im Fußball:Wie die TV-Gelder in Spanien und England verteilt werden

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In vielen anderen europäischen Ligen ist das Verhältnis ausgeglichener. Das gilt insbesondere für jene Liga, die die höchsten TV-Gelder generiert: Englands Premier League. Sie schüttete in der abgeschlossenen Saison 2018/19 knapp 2,6 Milliarden Euro an die 20 Klubs aus. Liverpool als Bestverdiener kam auf umgerechnet 162,2 Millionen Euro, Huddersfield Town als schlechtester auf 100,8. Das ist eine Spreizung von gerade mal 1,6:1.

In England war es bemerkenswerterweise üblich, sowohl die Hälfte aus den nationalen wie auch alle internationalen TV-Einnahmen absolut gleichmäßig unter allen Vereinen aufzuteilen. Mit der gerade zu Ende gehenden Saison, in der dank neuer Rekordverträge bei den internationalen Einnahmen der Gesamttopf noch einmal um acht Prozent ansteigt, wird der Schlüssel zwar modifiziert. Aber auch künftig darf das Verhältnis maximal 1,8:1 betragen.

In Spanien, dem Land mit den zweithöchsten TV-Einnahmen, gibt es erst seit 2016 eine Zentralvermarktung. Vorher war die Verteilung zugunsten der Großvereine Real Madrid und Barcelona exorbitant. Inzwischen liegt die Spreizung zwischen den Spitzenklubs und den Letzten bei 3,7:1, also auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland. 2018/19 bedeutete das 166,5 Millionen Euro für Barça und 44,2 Millionen für Schlusslicht Huesca. Allerdings ist die Verteilung anders als in Deutschland: Der Abstand der Mittelfeldteams zur Spitze ist größer, der zur zweiten Liga auch. Seit dieser Saison dürfen auch die Spanier mit einem viel größeren Topf kalkulieren (zwei statt vorher 1,4 Milliarden Euro), aber an den Relationen ändert sich nichts.

TV-Einnahmen im internationalen Vergleich

Ein Vergleich mit England und Spanien zeigt: Medienerlöse werden innerhalb der internationalen Top-Ligen sehr unterschiedlich verteilt. Die Tabellen unten bilden die Einnahmen aus der nationalen und internationalen Vermarktung in der jeweils letzten abgeschlossenen Saison ab. England und Spanien veröffentlichen die konkreten Zahlen kurz nach Saisonende. Die Zahlen der Bundesliga sind Näherungswerte. Die DFL veröffentlicht die konkreten Zahlungen für die Klubs nicht. Zudem wirkt sich die Corona-Krise auch auf die Medienerlöse aus, weswegen die Zahlen aller Klubs gegenüber den ursprünglichen Planungen noch etwas sinken werden (Alle Angaben in Mio. Euro).

Premier League England 2018/19

1. FC Liverpool 162,2

2. Manchester City 160,6

3. FC Chelsea 155,2

4. Tottenham Hotspur 154,3

5. Manchester United 151,3

6. FC Arsenal 151,0

7. FC Everton 136,0

8. Wolverhampton 134,4

9. Leicester City 130,2

10. West Ham United 129,3

11. Newcastle United 126,7

12. Crystal Palace 120,2

13. FC Watford 118,8

14. AFC Bournemouth 113,5

15. Burnley 112,6

16. Brighton & Hove 110,9

17. Southampton 109,3

18. Cardiff City 107,5

19. FC Fulham 106,6

20. Huddersfield Town 100,8

La Liga Spanien 2018/19

1. FC Barcelona *166,5

2. Real Madrid 155,3

3. Atlético Madrid 119,2

4. FC Sevilla 80,1

5. Valencia 78,7

6. Athletic Bilbao 74,8

7. FC Villarreal 74,3

8. Betis Sevilla 62,3

9. Real San Sebastian 59,1

10. Espanyol Barcelona 58,3

11. Celta Vigo 55,7

12. SD Eibar 50,8

13. FC Getafe 50,5

14. Deportivo Alavés 49,9

15. UD Levante 49,5

16. FC Girona 48,6

17. Real Valladolid 47,6

18. CD Leganés 47,6

19. Rayo Vallecano 47,4

20. SD Huesca 44,2

* alle Klubs müssen je sieben Prozent ihrer Einnahmen für solidarische Zwecke abgeben

Bundesliga 2019/2020

1. FC Bayern München 113,0

2. Borussia Dortmund 99,0

3. Bayer Leverkusen 91,0

4. FC Schalke 04 87,0

5. Borussia Mönchengladbach 78,0

6. RB Leipzig 71,0

7. Eintracht Frankfurt 70,0

8. TSG 1899 Hoffenheim 69,0

9. VfL Wolfsburg 67,0

10. Hertha BSC 62,0

11. Werder Bremen 57,5

12. FSV Mainz 05 55,5

13. FC Augsburg 50,0

14. SC Freiburg 47,0

15. 1. FC Köln 44,5

16. Fortuna Düsseldorf 36,0

17. Union Berlin 33,0

18. SC Paderborn 29,5

Seit der letzten Wahl des DFL-Präsidiums sind die Chancen auf eine andere Verteilung gestiegen

Interessant sind grundsätzlich die Kriterien, die der Geldverteilung zugrunde liegen. Denn während in Deutschland nahezu ausschließlich Leistungsparameter zählen, spielen in den anderen großen Ligen auch andere Aspekte mit hinein. In der Premier League werden 25 Prozent der nationalen Einnahmen als "Facility Fees" verteilt. Diese berechnen sich nach der Zahl der live in England übertragenen Spiele eines Klubs (gemäß des TV-Vertrags kommen dort nur gut die Hälfte aller 380 Saisonspiele der Liga live). In Spanien entscheiden die Zahl der Ticketverkäufe und die Einschaltquoten über immerhin ein Viertel der zu verteilenden Gelder. In Italien wird ein Fünftel der Gesamterlöse von zirka 1,3 Milliarden Euro anhand der Anzahl der Fans verteilt. Die Bundesliga lehnte solche Kriterien bei der bisher letzten Entscheidung über den Schlüssel ab - sie seien zu schwer messbar und vergleichbar.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Debatten im deutschen Fußball zu betrachten. Viele der 36 Profivereine melden sich zwar eifrig zu Wort, aber formal zuständig ist das Präsidium, in dem zwei DFL- und sieben Klubvertreter sitzen. Dieses will sich offenkundig sehr grundsätzlich mit der Verteilung beschäftigen. Nach SZ-Informationen war es bereits ein Thema, die bisherige Trennung zwischen nationalen und internationalen Einnahmen zu prüfen. Und seit der letzten Wahl des DFL-Präsidiums sind die Chancen auf eine andere Verteilung gestiegen, weil nun relativ viele Vertreter kleiner und mittelgroßer Vereine im Gremium sitzen. Allerdings haben nicht alle kleinen und mittelgroßen Klubs zwangsläufig dieselben Interessen.

Wer es radikal mag, kann die Diskussion sogar noch um eine dritte Einnahmequelle erweitern: den Europapokal. Im deutschen Markt erlöst die Uefa aktuell etwa 200 Millionen Euro an TV-Geldern pro Jahr. Das Gros der Gelder in Champions und Europa League wird über Sieg- und Startprämien verteilt, aber es gibt auch einen "Marktpool", der sich aus den TV-Einnahmen speist. Ungefähr 60 Millionen Euro davon fließen ausschließlich an die deutschen Europapokal-Starter. Vor zwei Jahrzehnten war es noch üblich, dass Bundesligisten, die international spielten, aus den Fernsehgeldern des Europapokals eine Art Abgabe an die anderen Klubs zahlten.

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