Hertha BSZeh
Hertha BSC feierte am Samstag unter widrigen Umständen den ersten Heimsieg der Saison. Die Hertha überwand nicht nur Preußen Münster (2:1), sondern auch den Verdruss über zwei Torentscheidungen, die dem Geist des Fußballs zuwiderliefen. Denn dass Sebastian Grönning, 28, als Berliner Doppeltorschütze firmierte (34./52.), verdankte er der Torlinientechnik. Grönning hatte unter der Querlatte eine Hereingabe von Michaël Cuisance ins Netz gedrückt; ohne ihn wäre Cuisance für eine direkt verwandelte Ecke gefeiert worden. Zuvor hatte Kapitän Fabian Reese, 27, per sehenswerter Direktabnahme von der rechten Außenlinie getroffen, es war ein Treffer der Marke „Tor des Monats“. Doch die halbautomatische Abseitstechnologie attestierte, dass zuvor ein Berliner im Abseits gestanden hatte: mit einem halben Zeh. Javier Cáceres
Kleiner Bruder

Fünf Tore haben die El Malas im Laufe der Saison für den 1. FC Köln erzielt. Drei schoss Malek El Mala für die zweite Mannschaft in der Regionalliga, zwei Said El Mala für das Bundesligateam, darunter am Freitag der Siegtreffer in Hoffenheim. Vom älteren Bruder, vom 20-jährigen Malek, ist im Moment nicht so oft die Rede, vom jüngeren umso mehr. Experten bieten bereits Wetten an, dass der seit Kurzem 19 Jahre alte Linksaußen im WM-Kader der deutschen Nationalelf stehen werde. Das Problem: Niemand will dagegen wetten. Said hat dank seiner Power-Dribblings bei jedem Einsatz bestätigt, dass er als Versprechen zu sehen ist. An der Seite seines Bruders Malek hat er in der vorigen Saison bereits ein aufsehenerregendes Lehrjahr bei Viktoria Köln in der dritten Liga absolviert. Nun trennen sich wohl die Wege der Brüder. Philipp Selldorf
Viel los um Wagner

Sandro Wagner sendete einen speziellen Gruß an … ja, wen eigentlich? Konkret aufklären wollte der Coach des FC Augsburg nicht, an wen seine Geste nach dem 3:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg gerichtet war. Wagner klappte mit den Fingern auf dem Daumen, der imaginäre Mund ging auf und zu, auf und zu. Ein Lästermaul? Keineswegs, behauptete Wagner, sondern „ein Zeichen an meine Familie“. Denn von dieser habe er mitbekommen, „was so die letzten Wochen los war“. Sprich: Vier Augsburger Niederlagen in Serie inklusive viel Kritik am Trainer Wagner. Man mochte ihm seine Geste deshalb nachsehen, zumal sich seine fachlichen Eingriffe als produktiv erwiesen. Fünf Neue hatte Wagner im Vergleich zur Vorwoche in die Startelf beordert, darunter Verteidiger Noahkai Banks, 18, und Angreifer Mert Kömür, 20. Sie erzielten die ersten beiden Augsburger Treffer und wurden von Wagner nach Schlusspfiff klar adressiert: Banks und Kömür hätten einfach „Bock, Fußball zu spielen“, schwärmte der Coach. Thomas Hürner
Aus der Ferne

Als Leroy Sané vor drei Monaten seine grundsätzlich begabten Füße auf den Boden von Istanbul setzte, begrüßten ihn die türkischen Fans am Flughafen mit einem Feuerwerk. Es gab Raketen, Böller und derart dichtes bengalisches Feuer für den ehemaligen Profi des FC Bayern, dass sich die Frage stellte, wie die Flugsicherung den Flugbetrieb überhaupt aufrechterhalten konnte. Über dem Atatürk-Airport herrscht wieder klare Sicht – was auch daran liegt, dass Sané zweimal nacheinander aus der Startelf von Galatasaray geflogen ist. Beim 1:1 gegen Besiktas saß er 86 Minuten auf der Bank. Und auch das 1:0 seiner Mannschaft gegen den FC Liverpool erlebte Sané, 29, nur aus der Ferne. Vor dem Hintergrund, dass er sich angeblich gegen einen Wechsel nach Saudi-Arabien entschieden hatte, um seine Karriere in der Nationalmannschaft nicht zu gefährden, ist es für ihn umso bedauerlicher, dass ihn Bundestrainer Nagelsmann seither trotzdem nicht mehr nominiert hat. Warum sollte er? Ein Tor und drei Vorlagen gab es von Sané in neun Spielen nur zu sehen. „Komm’ ich heut’ nicht, komm’ ich morgen – das ist halt so sein Charakter, oft auch mit seiner ganzen Körpersprache“, hat gerade Oliver Kahn über Sané gesagt. Er meint diese Körpersprache zu kennen aus gemeinsame Zeiten beim FC Bayern. Philipp Schneider

