Bundesliga:Tuchel: "Unsere Leistung war ein einziges Defizit"

Eintracht Frankfurt v Borussia Dortmund - Bundesliga

Marcel Schmelzer reagiert frustriert auf das 1:0 von Szabolcs Huszti.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund hat eine Woche nach dem 1:0 gegen Bayern München einen Sieg in Frankfurt verpasst. Die zuvor punktgleichen Hessen zogen durch das 2:1 (0:0) in der Bundesliga-Tabelle am BVB vorbei. Die Dortmunder, bei denen Marco Reus nach 195 Tagen sein Bundesliga-Comeback feierte, hat nach dem 12. Spieltag damit schon neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter RB Leipzig. Der Aufsteiger hatte sam Freitagabend den SC Freiburg 4:1 geschlagen.

Vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena besiegelte Szabolcs Huszti (46.) und Haris Seferovic (79.) den siebten Saisonerfolg der Zuhause seit Anfang April 2016 ungeschlagenen Frankfurter. Die Borussen, für die Pierre-Emerick Aubameyang (77.) ausgeglichen hatte, verloren erstmals nach zuvor neun Pflichtspielen ohne Niederlage wieder.

"Mit so vielen Defiziten in unserem Spiel ist in der Bundesliga kein Auswärtssieg zu holen", sagte Tuchel nach dem Spiel. "Unsere Leistung war ein einziges Defizit. Das hat in der Trainingswoche angefangen, heute war es von der ersten bis zur letzten Minute eine Leistung, die keinen Punkt verdient hat. Unsere gesamte Saison verläuft in einem Auf und Ab. Das ist sehr unbefriedigend", meinte der BVB-Trainer. Niko Kovac war natürlich besser gelaubt: "Ich bin glücklich und stolz. Das war ein Spiel, wie man es sich erträumt", sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt.

In der Nachspielzeit trifft Dembélé die Latte

Im Vergleich zum skurrilen Schützenfest in der Champions League gegen Legia Warschau (8:4) vier Tage zuvor hatte BVB-Trainer Thomas Tuchel seine Starelf auf acht (!) Positionen verändert. Nationalspieler Reus, der am vergangenen Dienstag nach seiner Verletzungspause ein umjubeltes Comeback gegeben hatte, saß zunächst nur auf der Bank, wurde dann in der 58. Minute aber eingewechselt.

Die Partie begann mit einer Schrecksekunde für Schiedsrichter Wolfgang Stark, der nach einem unglücklichen Zusammenprall mit André Schürrle kurz behandelt werden musste, dann aber weitermachen konnte. Angetrieben vom emsigen Weltmeister Schürrle, der bei zwei Versuchen an Eintracht-Keeper Lukas Hradecky (14./17.) scheiterte, übernahm Dortmund sofort die Initiative und brachte die Frankfurter immer wieder in Verlegenheit.

Nicht zuletzt, weil sich das Fehlen von Omar Mascarell (Gelbsperre) bemerkbar machte. Die aus diesem Grund umgebaute Dreier-Abwehrkette der Hessen war nicht so sattelfest wie zuletzt.

Nach einem unbeholfen wirkenden Foul von Jesus Vallejo an BVB-Abwehrchef Sokratis im Frankfurter Strafraum (7.) blieb der fällige Elfmeterpfiff aber aus.

Die hohen Erwartungen konnte das Spitzenspiel in der ersten Halbzeit nicht erfüllen - zu überlegen war der Champions-League-Teilnehmer, während Frankfurt kaum zu Entlastungsangriffen kam. Allerdings gingen die Westfalen zu schlampig mit ihren Chancen um. Torjäger Aubameyang setzte nach feiner Einzelleistung seinen Schuss am langen Eck vorbei (29.).

Zu sorglos kam der BVB auch aus der Pause. Mit der ersten Aktion nach dem Wiederanpfiff kamen die Hausherren zur Führung, als Huszti nach einer Hereingabe von Timothy Chandler völlig freistehend aus zwölf Metern erfolgreich war. Tuchel reagierte mit einem Dreifach-Wechsel auf den Rückstand. Zunächst ohne Erfolg, Frankfurt war spielbestimmend. Aubameyang glich dennoch aus, doch nur zwei Minuten später lag der BVB erneut zurück. In der Nachspielzeit traf der Dortmunder Ousmane Dembele nur die Latte.

Remis im Nordderby, Gladbach kommt nicht von der Stelle

Der Hamburger SV hat im 105. Nord-Derby gegen Werder Bremen den ersten Saisonsieg verpasst. Nach dem 2:2 (2:2)-Unentschieden am Samstag ist die Elf von Markus Gisdol mit nur vier Punkten in der Tabelle weiterhin abgeschlagen Letzter. Die ebenfalls abstiegsgefährdeten Bremer haben immerhin acht Zähler auf dem Konto, warten aber auch seit fünf Partien auf einen Sieg. Die Tore für den HSV erzielten Michael Gregoritsch (3. Minute/28.), für Werder trafen Fin Bartels (14.) und Serge Gnabry (45.).

Bei dem Hochrisiko-Spiel waren 1000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Schon vor dem Anpfiff randalierten Fußballfans an einem Bahnhof in Schleswig-Holstein, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Im Fanblock der 6000 mitgereisten Fans wurde zudem Pyrotechnik gezündet.

Trainer Markus Gisdol ließ die unveränderte Startelf vom 2:2 in Hoffenheim auflaufen. Im Tor ersetzte Christian Mathenia erneut den verletzten René Adler. Auch die angeschlagenen Cléber, Albin Ekdal, Emir Spahic und der gesperrte Bobby Wood fehlten. Nach dem Kurz-Trainingslager in Barsinghausen bei Hannover zeigten die Hamburger gleich zu Beginn vor 55 237 Zuschauern ihren Einsatzwillen.

Bei Bremen ließ Trainer Alexander Nouri Robert Bauer, Thanos Petsos und Fin Bartels für Theodor Gebre Selassie, Claudio Pizarro und den verletzten Florian Grillitsch spielen. Der Mittelfeldspieler fällt mit muskulären Problemen zwei bis drei Wochen aus. Der ehemalige Hamburger Jaroslav Drobny kehrte nach überstandenem Mittelhandbruch ins Bremer Tor zurück, Felix Wiedwald musste wieder auf die Ersatzbank.

Drobny leistete sich gleich zu Beginn einen Fauxpas, als er nach einem Rückpass von Niklas Moisander den Ball ins Seitenaus spielte. Nach dem Einwurf passte Nikolai Müller vorbildlich auf Gregoritsch, der per Kopf einnetzte. Einen Schuss von Lewis Holtby (4.) parierte Drobny.

Die Abwehr der Gastgeber leistete sich danach aber zu viele Fehler und brachte Bremen immer mehr ins Spiel. Nach Fehler von Johan Djourou verfehlte Max Kruse (6.) nur knapp das Gehäuse, nach schlechter Verteidigung von Douglas Santos schoss Gnabry (12.) vorbei.

Erneut war es der brasilianische Linksverteidiger, der gegen den Torschützen Bartels schlecht verteidigte. Der wendige Bremer ließ Mathenia keine Chance. Die Hamburger nutzten einen ihrer schnellen Konter zum 2:1: Wieder bereitete Müller für Gregoritsch vor. Werder gab nicht auf und wäre fast durch Bartels (37.) zum Ausgleich gekommen. Mathenia konnte den Schuss aus Kurzdistanz über die Latte lenken. Dem umtriebigen Gnabry gelang mit einem Alleingang kurz vor dem Halbzeitpfiff das 2:2.

Werder kam munterer aus der Kabine, der HSV wirkte verkrampfter. Im Vergleich zur guten ersten Halbzeit verflachte die Partie. Gregoritsch (74.) hatte seinen dritten Treffer auf dem Kopf, doch Drobny war zur Stelle.

Gladbach verpasst den Heimsieg

Nach dem respektablen Remis in der Champions League gegen Manchester City wollten die Gladbacher mit einem Heimsieg unbedingt einen Schritt aus der Liga-Krise machen. Mo Dahoud brachte die Borussia auch in Führung (25.), doch nach dem Ausgleich durch Nadiem Amiri (53.) verpassten die Gastgeber den ersehnten Erfolg. Hoffenheim (22 Punkte) ist weiter ungeschlagen, Gladbach (13) bleibt 13.

Wolfsburg rettet sich in Ingolstadt zu einem Punkt

Die wie Mönchengladbach schwächelnden Wolfsburger enttäuschten auch in Ingolstadt. Zunächst hatte der VfL noch Glück, dass Diego Benaglio einen Foulelfmeter von Moritz Hartmann abwehren konnte (18.). Anthony Jung sorgte aber mit seinem ersten Bundesliga-Tor für die verdiente Führung der Schanzer unter ihrem neuen Trainer Maik Walpurgis (31.). Der für den enttäuschenden Daniel Didavi eingewechselte Daniel Caligiuri rettete Wolfsburg immerhin noch einen Punkt (78.).

Köln trifft das Tor gegen Augsburg nicht

Nach einer insgesamt durchschnittlichen Bundesliga-Partie blieb der FC Augsburg zum dritten Mal nacheinander ungeschlagen und ohne Gegentreffer. Die Kölner schafften es nicht, aus ihrer optischen Überlegenheit zu Toren zu kommen. Der FC belegt mit 22 Punkten Platz vier, die Augsburger sind mit 13 Zählern Zwölfter.Am Abend stand noch die Partie von Titelverteidiger FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen an. Am Sonntag empfängt Schalke Darmstadt 98 (15.30 Uhr) und Hertha BSC den FSV Mainz 05 (17.30 Uhr). Am Freitag gewann Tabellenführer RB Leipzig mit 4:1 beim SC Freiburg.

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