Bundesliga: Trainer:Gesucht: Robin Tuchnick

Bei Schalke ist's entschieden - aber viele andere Jobs sind noch frei: Selten gab es in der Bundesliga so viele freie Trainer-Stellen. Kandidaten bringen sich in Stellung, junge, hippe Klopp-Klone werden umgarnt. Wer wo landen könnte: Ein Überblick.

Thomas Hummel

Es sind Tage der Trennung in der Fußball-Bundesliga. Bayern trennt sich von Louis van Gaal, Schalke trennt sich von Felix Magath, Rangnick bekommt dort eine zweite Amtszeit, Magath geht sofort nach Wolfsburg, Hamburg trennt sich von Armin Veh (und auch gleich vom Vorstand) und auch Vehs Nachfolger Michael Oenning dürfte in Hamburg am Saisonende ersetzt werden.

Ralf Rangnick, Thorsten Fink, Christoph Daum

Nie gab es mehr Stellen zu verteilen: Doch wer bekommt einen Platz in der Bundesliga?

(Foto: dpa, AP, ddp)

Doch jeder Trennung folgt im Trainergeschäft eine Neueinstellung, denn ohne Übungsleiter ist noch kein Klub in eine Saison gegangen. Und so bringen sich nun allerlei Kandidaten hinter und vor den Kulissen in Stellung, Erfolgstrainer bei kleineren Vereinen werden von größeren umworben und manch einer weiß vor Angeboten gar nicht mehr, wohin damit.

Ein Überblick über den Trainermarkt.

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes.

(Foto: dpa)

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes ist 65 Jahre alt, besitzt einen Bauernhof im niederrheinischen Schwalmtal, die Ehefrau Iris, der Schäferhund Cando und einige Katzen warten darauf, dass sich der Mann am Hof endlich zur Ruhe setzt. Und doch weist fast alles darauf hin, dass Heynckes noch einmal übersiedeln will, zum größten Verein des Landes, zu dessen Machern er in tiefer Freundschaft verbunden ist.

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes trainiert in der neuen Saison den FC Bayern München, alles andere wäre inzwischen eine Überraschung. Die Münchner reden offenbar nicht mal mit einem anderen Kandidaten und vor allem bei Präsident Uli Hoeneß ist nach der Episode Louis van Gaal die Sehnsucht nach einem Freund im Verein enorm.

Ralf Rangnick

Ralf Rangnick.

(Foto: dpa)

Ralf Rangnick

Ralf Rangnick

Ralf Rangnick

Hat Ralf Rangnick etwas geahnt? Als er im Winter bei der TSG Hoffenheim nach dem Streit mit Mäzen Dietmar Hopp hinwarf? Selten in der Geschichte der Bundesliga wurde ein Trainer von so vielen renommierten Klubs so offensichtlich umgarnt wie Ralf Rangnick im Frühling 2011.

Dieter Hoeneß, bis Freitag Sportdirektor beim VfL Wolfsburg, hat seit Wochen einen unterschriftsreifen Vertrag für Rangnick in seiner Schublade und würde ihn am liebsten sofort einstellen. In den gut informierten Medien in Hamburg schwirrt stets der Name Rangnick durch die Blätter und Foren. Der HSV soll Rangnick kontaktiert haben. Und dann kam auch ein Anruf aus Schalke.

Am Donnerstag dann die Meldung: Schalke hat das Rennen um Ralf Rangnick gewonnen. Er unterschreibt in Gelsenkirchen einen Vertrag bis zum Jahr 2014. Wolfsburg, Hamburg und andere müssen sich anderweitig umsehen.

Otto Rehagel

Otto Rehhagel.

(Foto: dpa)

Otto Rehhagel

Otto Rehhagel

Stand bereit, Schalke 04 bis zum Saisonende zu übernehmen.Hat also demnach selbst mit 72 Jahren noch Lust, seinen Beruf auszuüben. Ob er auch bei anderen Vereinen noch Freunde hat, die ihn (wenngleich auch nur vorübergehend) einstellen?

1. FC Kaiserslautern v SC Freiburg - Bundesliga

Robin Dutt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Robin Dutt

Robin Dutt

Der nächste Trainer, der momentan die Anfragen in einem großen Leitz-Ordner verstauen kann. Dutt hat den klammen SC Freiburg zuerst in die erste Liga und dann zu einem außergewöhnlich stabilen Höhenflug in der Tabelle verholfen. Er gilt als Vertreter der modernen Trainergeneration, die angeführt wird vom designierten Meistermacher Jürgen Klopp.

Dutt ist Anhänger gruppendynamischer Prozesse, er will sich ungestört dem Fußball, seiner Mannschaft, seinem Verein widmen und fühlt sich im stabilen Freiburger Klima sehr wohl. Ein Verein, in dem ständig von fachfremden Funktionären Unruhe zu erwarten ist, scheidet für Dutt wohl aus. Der Hamburger SV dürfte deshalb schlechte Aussichten haben.

Bayer Leverkusen wäre beim erwarteten Wechsel von Heynckes nach München der logische nächste Schritt des 46-Jährigen. Es wird bereits gemeldet, dass Dutt bei Leverkusen im Wort stünde. Doch Dutt wehrt ab: "Bisher waren alle Spekulationen falsch." Aber er sagt auch: "Generell ist es für alle Seiten angenehmer, ein Trainer geht mit Ablöse als mit einer Abfindung." Und Dutt ist bei Freiburg nur noch bis 2012 gebunden.

FSV Mainz 05 v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Thomas Tuchel.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Thomas Tuchel

Thomas Tuchel

Der nächste aus der Klopp-Generation. Nach dieser beeindruckenden Saison mit dem FSV Mainz 05 hätte der 37-jährige Thomas Tuchel sehr gute Aussichten auf eine besser dotierte Stelle bei einem finanzstärkeren Klub. Doch Tuchel will noch nicht.

Vor dem Spiel gegen Leverkusen sagte er: "Sie können sicher sein, dass die Trainerstelle hier im Sommer nicht frei wird." Glückliche Mainzer.

LEVANTE UD VS. RCD MALLORCA

Michael Laudrup.

(Foto: dpa)

Michael Laudrup

Michael Laudrup

Wenn in der Bundesliga Trainerstellen zur vergeben sind, macht seit einigen Jahren der Name Michael Laudrup die Runde. Aufmerksam wurde die Öffentlichkeit, als er mit dem spanischen FC Getafe 2008 fast den FC Bayern im Uefa-Pokal besiegte. Jetzt arbeitet der Däne bei Real Mallorca und liegt mit dem finanzschwachen Klub auf dem passablen zehnten Platz.

Bundesliga: Trainer: Morten Olsen.

Morten Olsen.

(Foto: AFP)

Laudrup wäre wohl nicht abgeneigt, etwa den Hamburger SV zu übernehmen. Vorteile: Er spricht deutsch. Zudem ist der neue Sportchef Frank Arnesen auch Däne.

Morten Olsen

Morten Olsen

Der 62-Jährige ist seit fast elf Jahren Trainer der dänischen Nationalmannschaft und so etwas wie der Beckenbauer des Landes. Auch er soll mit Arnesen gut bekannt sein, auch er kann deutsch. In Hamburg geht das Gerücht um, Arnesen wolle Morten Olsen unbedingt holen, beim derzeitigen Zustand des Hamburger SV wird ihn wohl auch niemand daran hindern.

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Bernd Schuster.

(Foto: AFP)

Bislang hat sich aber noch niemand beim derzeitigen oder künftigen HSV zu dem Gerücht geäußert.

Felix Magath

Bernd Schuster

Felix Magath

Lothar Matthäus

Lothar Matthäus.

(Foto: dpa)

Als Bernd Schuster am Wochenende als Trainer von Besiktas Istanbul zurücktrat, vermuteten einige türkische Medien, die offenen Stellen in der Bundesliga hätten damit etwas zu tun. Schuster hat sich dazu noch nicht geäußert. "Schuster hat erklärt, dass er uns verlassen möchte, weil er nicht das erreichen kann, was er sich vorgestellt hat. Außerdem möchte er nicht unser Vertrauen missbrauchen.", sagte Klub-Sprecher Mete Duren. Durch den Rücktritt verzichtet der 51-Jährige auf eine stattliche Abfindung.

Felix Magath

Doch ist Bernd Schuster in Deutschland als Trainer vorstellbar? Dem Augsburger hängt das Image des Querulanten nach, seitdem er in den achtziger Jahren den DFB boykottierte. Als Trainer hat er es immerhin schon zu Real Madrid geschafft. Könnte vielleicht der Hamburger SV an solch einem großen Namen Interesse haben?

Lothar Matthäus

Lothar Matthäus

Der nächste große deutsche Spieler, der als Trainer in Deutschland einfach nicht ankommen will. Manchmal dezent, manchmal weniger dezent formuliert Lothar Matthäus seinen Wunsch, einmal in der Bundesliga eine Chance zu bekommen.

Werder Bremen v VfL Bochum - Bundesliga

Marcel Koller.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Was spricht dagegen? Vermutlich seine Vergangenheit als Sinnbild des arroganten FC Bayern. Wohl auch sein ausgiebiges Partyleben und den Boulevard erheiternden Frauengeschichten. Seine ausgeprägte Nähe zum Springer-Verlag ist gefürchtet und zuletzt spielte er Fußball zusammen mit dem höchst umstrittenen Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow.

Ob sich nun ein Verein traut, Matthäus seine Chance zu geben? Viele ehemalige Spieler wie zuletzt der Nürnberg Almog Cohen loben den bald 50-Jährigen als hervorragenden Übungsleiter. Und Matthäus würde auch in die zweite Liga gehen. Sogar zum TSV 1860 München. "Ich würde gerne Trainer werden bei 1860, dieser Verein reizt mich immer", sagte er vor einigen Wochen. Doch hat der Klub genügend Geld für einen wie Matthäus? "Es weiß doch gar keiner, was ich fordere. Vielleicht würde ich es ja umsonst machen."

Bei dieser Option würde sich vielleicht auch ein Bundesliga-Klub finden.

Marcel Koller

Marcel Koller

Mit jedem Tag, an dem die Tabellenlage bei Eintracht Frankfurt prekärer wird, taucht der Name Marcel Koller dort häufiger auf. Agenturen meldeten bereits, dass der 50-Jährige schon bereit stünde, würde die Eintracht Michael Skibbe entlassen.

´Bild": Daum verlässt 1. FC Köln

Christoph Daum.

(Foto: dpa)

Koller gilt als Taktiker auf dem neuesten Stand, wollte selbst den VfL Bochum spielen lassen, wie es der FC Barcelona vormacht. Schert sich allerdings nicht um seine Außenwirkung, was ihm in Bochum am Ende sogar eine Demonstration der Fans gegen ihn einbrachte.

Würde ob seiner Graumäusigkeit als Nachfolger des grauen Funkel und neben dem grauen Vorstandsvorsitzenden Bruchhagen gut passen. Ist aber auch als Nachfolger für Robin Dutt in Freiburg vorstellbar.

Marcel Koller

Christoph Daum

Vor einer Woche gab Christoph Daum über die Zeitung Die Welt ein Bewerbungsschreiben ab: "Ich hatte in den vergangenen Monaten einige Angebote aus dem Ausland. Doch ich habe sie in erster Linie abgesagt, weil ich zurück in die Bundesliga möchte", sagte der 57-Jährige.

Immerhin hat Daum drei Meistertitel in drei Ländern (Deutschland, Österreich, Türkei) vorzuweisen, gilt als Fachmann und Motivator. Doch ob sich ein Verein findet, der Daum anstellen will? Seine groteske Kokain-Geschichte im Jahr 2000 ist unvergessen und als es der 1. FC Köln doch wagte, ihn zurückzuholen, kündigte Daum 2009, weil ihm Fenerbahce Istanbul einen Haufen Geld bot.

Werder Bremen v Hamburger SV - Bundesliga

Martin Jol.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

In Stuttgart würde ihn eine Fraktion um den Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt gerne wieder als Trainer des VfB sehen. Doch selbst der allmächtige Hundt schaffte es nicht, Daum zu vermitteln.

Christoph Daum

Martin Jol

Hat sich durch sein sympathisch-brummiges Wirken beim Hamburger SV in der Saison 2008/09 in Deutschland einen passablen Namen gemacht. Ging dann selbst zu seinem Wunschverein Ajax Amsterdam und kann behaupten, dass nach ihm in Hamburg zumindest nichts besser wurde.

Anhänger der niederländischen Offensivschule, durch seinen dreijährigen Aufenthalt in England (Tottenham) aber geerdeter als etwa Louis van Gaal. Ist heute ohne Anstellung, kann deutsch und wird in der Bundesliga deshalb reflexartig gehandelt, wenn irgendwo eine Stelle frei wird.

Christian Gross

Christian Gross

Siehe Martin Jol. Hat mehr oder minder selbst in Stuttgart aufgehört und nach ihm ist nichts besser geworden. Gilt als harter Charakterkopf, weshalb er in Wolfsburg mit dem harten Charakterkopf Dieter Hoeneß wohl hart zusammenprallen würde. Auch sonst scheint in Zeiten der smarten Kommunkations-Trainer fraglich, ob der brummige Gross derzeit in der Bundesliga der Mode entspricht.

Thorsten Fink

Thorsten Fink

Thorsten Fink

Thorsten Fink passt auf jeden Fall in das Schema des jungen, hippen, modernen Trainers. Er ist 43 Jahre alt, kann gerade Sätze sagen und wirkt so, als könnte er mit den jungen, gut gebildeten Profis umgehen. Außerdem ist er eng befreundet mit der Bayern-Familie, und Präsident Uli Hoeneß wäre nichts lieber, als einen engen Freund der Bayern-Familie irgendwann auf der Bayern-Trainerbank setzen zu können.

Ob Fink aber das Zeug hat, einen ambitionierten Bundesliga-Klub zu trainieren, ist noch unklar. In Ingolstadt scheiterte er, feierte beim FC Basel aber einige schöne Erfolge wie den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase. Die Schweiz könnte für Fink durchaus das Sprungbrett sein für eine Trainer-Karriere in der Bundesliga.

Mike Büskens

Mike Büskens

Wieder so ein junger, hipper, moderner Trainer, den die Liga nun zum neuen Trend-Trainer ausgerufen hat. Der bald 41-Jährige schaffte es zweimal in Schalke, als Aushilfstrainer die Spieler neu zu motivieren und die Stimmung zu heben. Hat dann die Stelle bei Greuther Fürth angenommen, die schon einigen Vorgängern als idealer, weil ruhiger Ausbildungsort gedient hat. Ob der bodenständige Büskens aber schon genug Renommee und Strahlkraft mitbringt für die Bundesliga?

Franco Foda

Seit Januar 2006 wirkt Franco Foda in bei Sturm Graz in Österreich und präsentiert dort mit sehr kleinen Mitteln (selbst im österreichischen Vergleich) gute Ergebnisse. War schon häufiger im Gespräch bei deutschen Klubs, zum Beispiel in Stuttgart oder in Kaiserlautern. Soll auch schon konkrete Angebote abgelehnt haben, unter anderem aus familiären Gründen. Für den 44-Jährigen wird es aber bald Zeit, den Sprung nach Deutschland zu schaffen.

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