Bundesliga:Thiago tanzt

Der Bayern-Profi entwirft den schönsten 50-Meter-Pass des Jahres und einen Jubel-Plattler. HSV-Vorstand Beiersdorfer schreibt sein Theater fort - nur die Kölner Fans wollen sitzen.

Die Tänzer des Spieltags

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Thiago und Manuel Neuer

Hamburger SV - Bayern München

Quelle: Christian Charisius/dpa

Ein Spanier war für den FC Bayern an diesem Wiesn-Wochenende für die Traditionspflege verantwortlich. Nach dem 1:0 der Bayern beim Hamburger SV machte sich Thiago auf den Weg zum Mittelkreis, dort fiel er Torhüter Manuel Neuer in die Arme. Soweit alles normal. Das Besondere war der Laufstil der beiden, als sie sich annäherten: hochgerissene Knie, wirbelnde Füße, große Ausfallschritte. Das Gehopse der Tanzpartner kam nah heran an den bayerischen Schuhplattler. Der Jubeltanz war die Folge einer weiteren bayerischen Tradition: ein später Siegtreffer (88.). Den hatte Thiago eingeleitet, als er einen Pass von Hamburgs Gotoku Sakai direkt, volley und in Schräglage über 60 Meter zu Franck Ribéry schickte. Ein Pass wie ein Tanz.

(tbr)

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Raphael Guerreiro

Borussia Dortmund v SC Freiburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Dortmunder Schüler von Thomas Tuchel spielen derzeit so choreografiert wie Boygroups à la Backstreet Boys in den 1990er Jahren tanzten. Dass beim BVB jede Bewegung sitzt, war besonders gut beim 3:1 durch Raphael Guerreiro gegen Freiburg zu sehen. Der Portugiese (zwei Tore, drei Vorlagen in den vergangenen drei Bundesliga-Spielen) gibt so etwas wie den Frontmann der Borussen-Boyband. Bei seinem Treffer lief der Ball über sieben Stationen bis zum Tor: Gonzalo Castro passte auf Guerreiro, der auf Julian Weigl; von da aus ging es weiter zu Pierre-Emerick Aubameyang, der mit der Hacke zurück auf Castro spielte; der Mittelfeldspieler leitete mit einem leichten Außenrist-Streichler auf Vollstrecker Guerreiro weiter. Das hätte selbst Teenager-Mädchen in den 1990ern gefallen.

(tbr)

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Chicharito

FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

Chicharito hat der Bundesliga schon einiges beigebracht. Zum Beispiel, dass sein Spitzname "kleine Erbse" bedeutet. Der Mexikaner heißt ja eigentlich Javier Hernandez, doch Chicharito ist da freilich klangvoller. Und dieser Chicharito brachte dem deutschen Fußball nun bei, wie ein ordentlicher Hattrick auszusehen hat: Gegen Mainz 05 schoss der Leverkusener drei Tore, in jeweils unterschiedlicher Ausführung. Das 1:1 mit links, das 2:2 mit rechts. Das 3:2 in der Nachspielzeit erzielte Chicharito mit dem Kopf. Und installierte den Erbsentanz in der Bundesliga.

(ska)

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René Adler

-

Quelle: John MacDougall/AFP

Der Aus-der-Reihe-Tänzer des Spieltags heißt René Adler. Der Hamburger gehört zum bescheidenen Grüppchen an Torhütern, die gegen den FC Bayern über 80 Minuten lang ohne Gegentreffer überstanden haben. Woran Adler großen Anteil hatte, er rettete sein Team immer wieder vorm Rückstand gegen den Rekordmeister. Erst in der 88. Minute überwand Joshua Kimmich den Keeper, was im 1:0-Sieg für München mündete - und Adlers Fazit für diese Partie dann doch betrübte. Lob gab es jede Menge für ihn, nur René Adler lobte nicht René Adler. "Ich hätte vor dem Gegentor den Ball vielleicht auch auf die Tribüne hauen sollen", meinte der Hamburger selbstkritisch. Ein gewisses Streben nach Perfektion ist ja nicht das Schlechteste im Leistungssport.

(ska)

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Franck Ribéry

HSV Hamburg v Bayern Munich - German Bundesliga

Quelle: REUTERS

Franck Ribéry war gegen den Hamburger SV mehr Rüpel als Gentleman. Der Franzose forderte seinen Gegner Nicolai Müller mit einem unsanften Backenkneifer zum Tanz auf. Müller, der wahrscheinlich nicht mehr so herzhaft in die Wange gekniffen wurde, seit er ein kleiner Bub war, nahm es gelassen. "Solche Scharmützel gehören dazu. Franck wollte mir wohl nur den Bart streicheln", sagte der flinke Flügelstürmer über die Aktion in der 73. Minute. Ribéry hatte Glück, dass Juror Felix Zwayer nur die gelbe Karte für die unhöfliche Aufforderung gab. So konnte sich der Franzose darauf konzentrieren, wofür er eingewechselt wurde: auf sein Solo. Seine Schrittfolge in der 88. Minute war Hamburgs Gotoku Sakai zu schnell, Ribéry zog vorbei und legte den Siegtreffer von Joshua Kimmich auf.

(tbr)

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Dietmar Beiersdorfer

Hamburger SV trennt sich von Trainer

Quelle: dpa

Schon komisch, wenn am Ende wirklich alles an diesem einen Tor gehangen haben soll. Hätte Joshua Kimmich nicht getroffen, hätte der Hamburger SV gegen Bayern ein 0:0 erstritten, wäre Bruno Labbadia dann noch im Amt? Eher nicht, aber egal. Alleine die Vorstellung, die Geschichte könnte wahr sein, ergibt schönes Kapitel für die Wahnsinnigkeiten der Fußball-Branche.

Doch auch so spielt der Hamburger SV ein schönes Tanztheater. Seit Dietmar Beiersdorfer (Bild) im Juli 2014 Vorstand der Fußball AG wurde, warf er vier Trainer und zwei Sportdirektoren hinaus. Respekt! Und herzlich Willkommen Markus Gisdol.

(hum)

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Yuya Osako

1. FC Koeln v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vom Tanzen hielten Fans des 1. FC Köln am Sonntag nichts. Eher vom Sitzen. Eine Gruppe hinderte den Mannschaftsbus von RB Leipzig an der Einfahrt ins Stadion mit einer Sitzblockade. Damit protestierten sie gegen den vom einem Limonaden-Hersteller unterstützten Klub. Die Partie musste 15 Minuten später beginnen. Als Feindbild taugen die Leipziger offenbar weiterhin sehr gut. Wie man gegen das Projekt Leipzig effektiver protestiert, zeigte dann Stürmer Yuya Osako. Eine Drehung um den Gegenspieler wie ein Tänzchen, ein Schuss wie ein Karatehieb - 1:1.

(hum)

© SZ.de/tbr/ska
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