Super League:Die Bundesliga ohne den FC Bayern?

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Ein Bild aus der Zeit, bevor der FC Bayern emigrierte: Franck Ribéry reckt 2016 die Meisterschale empor. (Foto: dpa)

Das wäre wie Heidi ohne Fräulein Rottenmeier, der Wald ohne Borkenkäfer, der Schmutz ohne Meister Proper. Die öffentliche Ordnung würde zerfallen.

Glosse von Philipp Selldorf

Der Bericht über die Pläne für eine europäische Superliga und die Emigration des FC Bayern aus der Bundesliga hat viele Menschen in Deutschland nachdenklich gemacht. Repräsentanten des Fußballs beurteilen die Folgen unterschiedlich. Horst Heldt, der Manager von Hannover 96, entwarf die Vision, dass die Bayern ihr Auswandern eines Tages bereuen werden. Bei einer Rückkehr müssten sie in der vierten Liga von Neuem anfangen, forderte er.

Die Frage ist, welcher vierten Liga die Münchner dann zugeteilt werden. In der Regionalliga Bayern ist kein Platz für sie, denn dort spielt bereits die zweite Mannschaft des FC Bayern. Typisch, dass der für die Regionalligen zuständige DFB noch immer keine Antwort auf dieses Problem vorgelegt hat. Der Präsident Reinhard Grindel versucht offenbar, das heikle Thema auszusitzen - genau wie im Fall des Ex-Nationalspielers Mesut Özil, auch wenn dieser auf den ersten Blick nichts mit der Sache zu tun hat. Aber typisch ist es halt schon.

Auf den Managertagungen reden plötzlich alle durcheinander

Doch zurück zum Thema. Klar ist schon jetzt, dass die moralischen Auswirkungen des Münchner Exodus auf die verbleibenden Klubs und deren Publikum spontan positiv sein werden. Vergleiche mit den Glücksgefühlen, die im deutschen Osten und Westen nach dem Mauerfall aufkamen, erscheinen vielleicht übertrieben, doch der Effekt dürfte ähnlich sein.

Die Bundesliga-Familie wird sich ohne die Bayern wie eine Mannschaft fühlen, die nicht mehr von Felix Magath beaufsichtigt wird. Wie Heidi ohne Fräulein Rottenmeier, wie Richard Burton ohne Elizabeth Taylor, wie die Seeleute der Bounty ohne Captain Bligh, wie der Wald ohne Borkenkäfer und wie der Schmutz ohne Meister Proper.

Doch die Freiheit von der Repression wird ein gefährliches Machtvakuum erzeugen. Ohne den alten Despoten droht nicht nur ein offener Kampf um den Meistertitel, auch die öffentliche Ordnung wird zerfallen: Auf den Managertagungen reden alle durcheinander, anstatt zu tun, was der FC-Bayern-Vertreter verlangt. Jeder macht, was er will: Aki Watzke nennt sich auf einmal Uli Hoeneß; Clemens Tönnies steigt ins Geschäft mit Nürnberger Würstchen ein; Ralf Rangnick annektiert den VfB Stuttgart; Magath und Bernd Hollerbach greifen zu den Waffen; Grindel verlängert schon wieder den Vertrag des Bundestrainers. Die Liga degeneriert zum gescheiterten Staat. Und der DFB? Sieht wieder mal tatenlos zu.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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