VfB Stuttgart:Plötzlich ist die Hoffnung zurück

VfB Stuttgart: Was passiert noch mit dem VfB Stuttgart in dieser Saison? Die Spieler wissen es auch nicht.

Was passiert noch mit dem VfB Stuttgart in dieser Saison? Die Spieler wissen es auch nicht.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Klassenerhalt, Relegation, Abstieg: An den letzten beiden Spieltagen ist für den VfB Stuttgart noch alles möglich. Doch das verbleibende Programm ist ziemlich herausfordernd.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Draußen tobte der Cannstatter Wasen, das große schwäbische Volksfest, bei dem sich die Menschen seit einigen Jahren als Bayern verkleiden, wie sie sie von der "Wiesn" zu kennen glauben. Viele der meist jungen Leute in Dirndl und Lederhose wirkten überrascht, als es gegen 17.30 Uhr Ortszeit regen Zulauf von vielen Menschen in weiß-roter Fankleidung gab.

Die waren dann doch einigermaßen gut gelaunt aus dem Stadion geströmt, nachdem zunächst die Ober- und dann die Unterränge in die Freiheit entlassen worden waren. Der Stuttgarter Chris Führich hatte kurz vor Schluss in dramaturgischer Vollendung die frühe Wolfsburger Führung ausgeglichen (89.) - und damit für einen kollektiven Stimmungsumschwung bei den 52.000 Zuschauern gesorgt.

Plötzlich gab es wieder Resthoffnung beim VfB-Anhang, die Saison als Erstligist beenden zu können - und das theoretisch schon nach dem 34. Spieltag. Diese erhielt an diesem verrückten Nachmittag sogar noch ein wenig mehr Nahrung, denn zwei Minuten nach dem Stuttgarter Treffer zum 1:1 glich auch Bielefeld gegen die Hertha aus. Hatte es bis kurz vor Ende der regulären Spielzeit(en) noch so ausgesehen, als ob man die Saison bestenfalls auf dem Relegationsrang beenden könnte, lagen nun vier Punkte zwischen den Berlinern und dem VfB.

Sollte man die kommenden beiden Spiele gewinnen und Hertha nicht in mindestens einem ebenfalls siegen, könnte man Mitte Mai also tatsächlich in den Sommerurlaub gehen. Das ist das optimistische Szenario, das man allerdings auch etwas unrealistisch nennen könnte.

Eine Direktabnahme von Borna Sosa landet gleich fünf Meter neben dem Pfosten im Aus

Das pessimistische wäre nach wie vor der direkte Abstieg. Angesichts von nur zwei Punkten Vorsprung auf den Tabellensiebzehnten Bielefeld ist auch die zweite Liga eine erschreckend reale Option - zumal noch ein Spiel beim FC Bayern ansteht. Und lange Zeit sah am Samstag fast alles, was der VfB so zeigte, nach einem ziemlich direkten Weg ins Untergeschoss aus. Man habe sich "den Mut und die Entschlossenheit erarbeiten müssen", gab Trainer Pellegrino Matarazzo nach dem Spiel zu und sprach von "mehreren Schwachstellen".

VfB Stuttgart: Stuttgarts Chris Führich (links) erzielt in einem zerfahrenen Spiel immerhin noch den Ausgleich.

Stuttgarts Chris Führich (links) erzielt in einem zerfahrenen Spiel immerhin noch den Ausgleich.

(Foto: Tom Weller/dpa)

Nach nicht einmal einer Viertelstunde Spielzeit lag der VfB nämlich hinten. John Anthony Brooks hatte das 0:1 geköpft, nachdem er unbegleitet zum Kopfball hatte hochsteigen können (13.). Auch danach sorgte der VfB wie in der Vorwoche beim 0:2 in Berlin für tieftraurige Gesichter bei seinem Anhang. Diesmal allerdings nicht, weil er so pomadig gespielt hätte wie in der Hauptstadt. Im Gegenteil: Vorwerfen konnte man der Mannschaft nicht allzu viel - außer den vielen, vielen Fehlern im letzten Drittel des Spielfeldes.

Da misslang dem plötzlich verblüffend schwachen Saša Kalajdžić gleich vier Mal ein simples Weiterleiten auf gut positionierte Kollegen, da gab es falsche Einwürfe und Verzweiflungsschüsse und eine Direktabnahme von Borna Sosa zu bestaunen, die gleich fünf Meter neben dem Pfosten im Aus landete (42.). Den in dieser Saison klischeehaft inkonstanten Wolfsburgern genügte auch im zweiten Durchgang ein pragmatischer Defensiv-Vortrag mit wenigen Entlastungsversuchen.

Bis der eingewechselte Franzose Enzo Millot kurz vor Schluss zeigte, dass auch Stuttgarter Spieler gute Flanken schlagen können: Den Rest besorgte mit sehenswerter Direktabnahme der ebenfalls eingewechselte Führich, der mit dem 1:1 für ekstatische Szenen auf allen Tribünenseiten sorgte und schon nach vorne dachte: "Wir müssen jetzt weitermachen, dranbleiben, damit wir unser Ziel Klassenverbleib erreichen. Dieser eine Punkt kann dabei helfen."

Vor der Cannstatter Kurve, wo die Ultras 90 Minuten lang fleißig ihre Arbeit gemacht hatten, versammelte sich nach dem Schlusspfiff die Mannschaft und applaudierte wiederum den Fans. Allen zusammen schien jedoch mit einem Mal einzufallen, dass dem schönen Szenario von den zwei Siegen am 33. und 34. Spieltag ein harter Aufprall mit der Realität bevorstehen könnte. Denn nach der Partie beim FC Bayern empfangen die Stuttgarter am 34. Spieltag den 1. FC Köln, der gerade einen wirklich ausgezeichneten Fußball spielt. Deshalb konzentrieren sie sich beim VfB einstweilen auf den 16. Tabellenplatz. "Das, was wir in der Hand haben, ist die Relegation", sagte Trainer Pellegrino Matarazzo am Sonntag, "das ist das erste Ziel."

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