Bundesliga: Stuttgart - Bayern:Der Abschied naht

Vor dem Pokalspiel gegen Stuttgart treibt der FC Bayern seine Kaderplanung voran. Kapitän Mark van Bommel darf selbst entscheiden, was mit ihm geschieht. Martin Demichelis hingegen zieht es wohl nach Malaga.

Moritz Kielbassa

Mildes andalusisches Klima, ein Trainer aus Chile und ein Scheich aus Katar. Das sind die Standortbedingungen am - mutmaßlichen - neuen Arbeitsplatz von Martin Demichelis. Der Innenverteidiger hat beim FC Bayern, der gerade sein Defensiv-Ressort neu ordnet, wohl keine Perspektive mehr. Er steht vor einem Wechsel zum spanischen Erstligisten FC Malaga. Demichelis, seit 2003 bei den Bayern, verlor diesen Sommer seinen Stammplatz in der Abwehrmitte.

FC Bayern Muenchen - FC St. Pauli

Ein "Aggressive Leader", nur wie lange noch? Bayern-Kapitän Mark van Bommel (2. von links).

(Foto: dapd)

Für den stolzen und empfindlichen Argentinier war das eine inakzeptable Herabwürdigung, und es ist kaum anzunehmen, dass Trainer Louis van Gaal in der Rückrunde wieder auf ihn setzen würde - wenn neben Breno Bayerns zweiter Innenverteidiger der Zukunft, Holger Badstuber, aus der Reha zurückkehrt.

An die Costa del Sol soll die Reise für Demichelis gehen, zum Málaga Club de Futbol, dessen Aktienpakete Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani gehören. Verstärkungen sind erforderlich, in der Primera Division liegt Malaga auf Platz 18. Trainer Manuel Pellegrini war zuvor in anderen Sphären tätig, bei Real Madrid - und er ist Südamerikaner, wie Demichelis. Fix ist dessen Transfer noch nicht, denkbar ist ein Leihgeschäft mit angekoppelter Kaufoption für Malaga; und auch der FC Valencia soll mitbieten.

Gehen dürfte auch Edson Braafheid, für den aber kein seriöses Angebot vorliegt. Bei den Bayern hat der niederländische Reservist kaum noch Chancen, zumal für sein Einsatzgebiet links hinten Leighton Baines kommen soll. Manager Christian Nerlinger sah den Kandidaten vom FC Everton am Montag im Spiel bei Manchester City (2:1), Baines schoss ein schönes Tor. Nach ausgiebiger Begutachtung sind die Bayern überzeugt, dass der 26-Jährige der gesuchte Stabilisator für die linke Abwehrflanke wäre. Ein Selbstläufer ist der Transfer allerdings nicht.

Baines reagiert auf die Lockrufe nicht ganz so euphorisch wie erhofft. Er gilt als Milieuspieler, ist in Everton verwurzelt und eine Identifikationsfigur der Fans wie beim FC Bayern Schweinsteiger oder Lahm. Auch der Verein zögert daher, dem Handel zuzustimmen, obwohl ihm die Millionen aus München gut täten.

Van Bommel darf entscheiden

Käme Baines nicht, könnten die Bayern noch intensiver anstreben, bereits im Winter Luiz Gustavo aus Hoffenheim abzulösen. Der vielseitige Brasilianer soll zwar mittelfristig Mark van Bommel im Mittelfeld ersetzen - er wäre kurzfristig aber auch als Linksverteidiger verwendbar, diese Position füllt er ebenfalls solide aus.

Von Kapitän van Bommel, dessen Vertrag bis Juni 2011 nicht verlängert wird, wollen die Bayern einen fairen, einvernehmlichen Abschied, spätestens im Sommer. Wenn van Bommel, der bei seinen Planungen auch an die EM 2012 denkt, in der Rückrunde noch bleiben möchte, darf er das. Er entscheidet.

Bei Gustavo hat Hoffenheim das letzte Wort. Die TSG sortiert sich im Umgang mit der Personalie gerade selbst. Einerseits akzeptiert man die Rolle eines "Ausbildungsvereins", wie Manager Tanner sagt. Andererseits geht es um die eigenen Aussichten, in der Rückrunde erstmals einen internationalen Wettbewerb zu erreichen, um den Standort Hoffenheim für Spieler attraktiver zu machen. Für dieses Ziel benötigt Trainer Rangnick seinen "wertvollsten, besten Mann": Gustavo - oder gleichwertigen Ersatz, der auf die Schnelle schwer zu finden ist.

"Für 2011 haben wir noch alle Optionen", sagt Rangnick: als Achter in der Liga, trotz vieler verschenkter Punkte; und als Viertelfinalist im DFB-Pokal, der die Kurzstrecke nach Europa sein kann. Im Fall Gustavo wurde daher auch Mäzen Dietmar Hopp von der sportlichen Leitung auf Linie gebracht: vorerst keine Erlaubnis für einen Transfer im Winter, auch wenn Gustavo es wollte.

Erste Verhandlungen der Klubs gab es am Münchner Flughafen, doch die Sache sei "ein ungelegtes Ei, bei dem erst die Befruchtung stattgefunden hat", sagt Rangnick. Auch er ahnt aber: Am Ende entscheiden die Bayern, was passiert.

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