Bundesliga: Stuttgart:Babbel ratlos, die Bosse schweigen, die Fans toben

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Kurz vor Schluss kassiert Stuttgart gegen Bochum den 1:1-Ausgleich und stürzt so weiter in die Krise. Ist die Zeit von Markus Babbel als Trainer vorbei?

Markus Babbel hat nach dem enttäuschenden 1:1 im Kellerduell gegen den VfL Bochum und heftigen Protesten der Fans seine Zukunft als Teamchef des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart offengelassen. "Die Enttäuschung ist sehr sehr groß, auch bei mir. Jetzt muss man mir auch gestatten, das Ganze erst einmal sacken zu lassen", sagte Babbel am Samstag unmittelbar nach der Partie beim TV-Sender Sky. Otto Rehhagel habe mal gesagt, dass man Entscheidungen nie aus der Emotion heraus treffen dürfe, sondern das erst einmal verarbeiten müsse. "Diese Zeit nehme ich mir auch", sagte Babbel.

Elson (rechts) brachte ein wenig Kreativität ins Spiel der Stuttgarter. (Foto: Foto: AP)

Das klingt nicht gerade so, als gehe Babbel selbst von einer Weiterbeschäftigung in Stuttgart aus - obwohl er unter der Woche eine Job-Garantie bis zur Winterpause erhalten hatte. Nach dem Spiel am Samstag, in dem Bochums Christian Fuchs in der 89. Minute mit einem Freistoß aus 20 Metern die VfB-Führung durch Serdar Tasci (63.) ausglich, wollten sich die Klubbosse nicht äußern. Sportdirektor Horst Heldt und Vorstandschef Erwin Staudt schwiegen.

Durch das Ergebnis verließen die Stuttgarter zwar wieder den Abstiegsplatz 17. Aber alles an diesem Samstag fühlte sich bei ihnen an wie eine Niederlage. Die Leistung war über weite Strecken wieder trost- und leidenschaftslos. Die Fans pfiffen ihre Mannschaft gnadenlos aus. "Wir haben die Schauze voll", hieß es nach dem Schlusspfiff. Babbel führte den Punktverlust und den mutlosen Auftritt seiner Mannschaft auch auf die Fanproteste zurück. "Die Stimmung im Stadion hat zur Verunsicherung beigetragen", meinte er.

Die Stimmung war schon vor dem Spiel explosiv. Nach Angaben der Polizei hatten etwa 100 Fans den Mannschaftsbus des VfB an der Einfahrt zum Stadion blockiert. Sie entzündeten ein bengalisches Feuer und ließen das Team erst nach dem Einschreiten der Polizei weiterfahren. Verletzt wurde niemand. Aber das Signal der Anhänger, das später im Stadion auch mit den Worten "Euer Kredit ist verspielt" auf ein Transparent geschrieben wurde, war damit gegeben. Während des Spiels kamen nach jeder missglückten Aktion Pfiffe auf. Unterstützung erhielt die Mannschaft von den Rängen nur kurz nach Tascis 1:0.

Die Spieler taten auf dem Rasen auch kaum etwas dafür, um sie sich zurückzuholen. Statt des von Teamchef Markus Babbel nach der Absetzung von Kapitän Thomas Hitzlsperger angekündigten "Hallo-Wach-Effekts" bekamen die 40.000 Zuschauer überwiegend einen Auftritt ohne Mumm und Ideen zu sehen. Der VfB war zwar fast permanent in Ballbesitz. Ihm fiel gegen einen dichten Bochumer Abwehrriegel allerdings nichts ein. In langen Ballstafetten schob ein Spieler die Verantwortung zum nächsten. Gefährlich wurde es fast nie.

Das änderte sich lediglich zu Beginn der zweiten Halbzeit, als die Stuttgarter zeitweise deutlich aktiver wurden. Cacau (55.) und Elson (56.) erarbeiteten sich die bis dato besten Torchancen, ehe Tasci nach einer Flanke von Stefano Celozzi das 1:0 köpfte. Doch danach verfiel die Mannschaft wieder zusehends in ihre Passivität.

Den VfL Bochum baute das auf. Über weite Strecken waren die Gäste nur durch eine beinahe elfköpfige Defensive weit in der eigenen Hälfte aufgefallen. Am Ende wurden sie mutiger. Die erste große Chance zum Ausgleich vergab Sestak in der 87. Minute noch. Die zweite nutzte Fuchs. Bochum ist nun Tabellen-15. Der VfB seit acht Bundesliga-Spielen ohne Sieg. Mit versteinerter Miene verschwand Babbel in der Kabine.

Zu Beginn hatte er in Hitzlsperger und Ludovic Magnin zwei zuletzt auf die Ersatzbank verbannte Nationalspieler in die erste Elf zurückgeholt. Magnin profitierte vom Ausfall Arthur Bokas (Zerrung der Schultergelenkskapsel). Hitzlsperger kam zugute, dass Christian Träsch nach der kurzfristigen Verletzung von Ricardo Osorio (Muskelverhärtung im Oberschenkel) hinten rechts gebraucht wurde und einen Platz im Mittelfeld freimachte. Bewähren konnte sich Hitzlsperger aber nur 38 Minuten. Dann brach seine Verletzung am Oberschenkel wieder auf und er musste raus. Es war nicht seine Woche.

Stuttgart: Lehmann - Träsch, Tasci, Delpierre, Magnin - Kuzmanovic (27. Elson), Hitzlsperger (39. Celozzi) - Rudy, Hleb - Cacau, Schieber (64. Marica) - Trainer: Babbel. Bochum: Heerwagen - Pfertzel, Maltritz, Mavraj, Fuchs - Prokoph, Ono (76. Johansson), Dabrowski, Dedic (57. Freier) - Epalle (68. Klimowicz), Sestak - Trainer: Herrlich.

Schiedsrichter: Lutz Wagner (Hofheim) Tore: 1:0 Tasci (63.), 1:1 Fuchs (89.) Zuschauer: 40.000 Rote Karte: Klimowicz wegen groben Foulspiels (81.)

© sueddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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